Sektionsübersicht Herzlich willkommen auf der Homepage des 48. Deutschen Historikertages http://www.historikertag.de Fri, 28 Oct 2011 14:00:46 +0000 Joomla! 1.5 - Open Source Content Management de-de Von der klassischen Pflanzenzüchtung zur grünen Gentechnik http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/sektionsuebersicht/details/490 http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/sektionsuebersicht/details/490 Venue: Neuere/Neueste Geschichte /
Category: Die Technisierung der Ernährung und die Grenzen des „Natürlichen“
Date: 30.09.2010
Time: 09.15 h - 13.00 h
Description:

Von der klassischen Pflanzenzüchtung zur grünen Gentechnik. Transformationen des biopolitischen Raums

Referent/in: Thomas Wieland, München


Abstract

Die Entwicklung der Gentechnik Anfang der 1970er Jahre gilt als wichtiger Schritt in der Formierung eines neuen biopolitischen Raums, der Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher wie auch öffentlich-politischer Debatten ist. In diesen werden die neuen Möglichkeiten zur technischen Manipulation von Organismen auf molekularer Ebene häufig als epochaler Umbruch mit zum Teil dramatischen Auswirkungen auf den Menschen und seine Umwelt gekennzeichnet. Die Biologie scheint mit der Gentechnik in ein neues Zeitalter einzutreten, in dem sie nicht mehr nur auf das Verstehen von Lebensvorgängen, sondern auf ihre Um- bzw. Neukonstruktion abzielt.

Nun steht zwar außer Frage, dass es sich bei der Gentechnik um weit mehr als eine bloße Methodenrevolution in der Biologie handelt. Die Um- bzw. Neukonstruktion von Lebensvorgängen wurde aber nicht erst mit der Gentechnik möglich. Das wird besonders offensichtlich, wenn man auf die Geschichte der wissenschaftlichen Pflanzenzüchtung blickt, die sich um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert herausbildete. Ähnlich wie heute die Gentechnik wurde damals die Mendelsche Genetik von vielen Zeitgenossen als ein epochaler Umbruch verstanden, der der Pflanzenzüchtung neue Wege eröffnen und ihr eine neue politisch-ökonomische Bedeutung verleihen würde. Tatsächlich lassen sich bereits in der „klassischen“ Pflanzenzüchtung der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zahlreiche Entwicklungen identifizieren, die aktuelle Veränderungen durch die grüne Gentechnik vorwegzunehmen scheinen. Als Beispiel sei die weltweite Aneignung genetischer Ressourcen durch die Saatzuchtindustrie genannt, die heute von Kritikern als „Biopiraterie“ gebrandmarkt wird.

Der Vortrag diskutiert die Transformationen des biopolitischen Raums mit dem Aufkommen der grünen Gentechnik. Durch den diachronen Vergleich mit der „klassischen“ Pflanzenzüchtung sollen aktuelle Entwicklungen historisch eingeordnet und dadurch stärker konturiert werden.

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Die Technisierung der Ernährung und die Grenzen des „Natürlichen“ Sat, 27 Mar 2010 20:09:50 +0000
Grenzenlose Machbarkeit und unbegrenzte Haltbarkeit? http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/sektionsuebersicht/details/491 http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/sektionsuebersicht/details/491 Venue: Neuere/Neueste Geschichte /
Category: Die Technisierung der Ernährung und die Grenzen des „Natürlichen“
Date: 30.09.2010
Time: 09.15 h - 13.00 h
Description:

Grenzenlose Machbarkeit und unbegrenzte Haltbarkeit? Das „friedliche Atom“ im Dienst der Land- und Ernährungswirtschaft

Referent/in: Karin Zachmann, München


Abstract

Als Eisenhower vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen am 8. Dezember 1953 den Entschluss seiner Administration verkündete, die Entwicklung der Kerntechnik für friedliche Zwecke zu forcieren und dafür Unterstützung zu gewähren, war die Landwirtschaft eines der von ihm herausgehobenen Einsatzfelder. Forschungen auf diesem Gebiet hatten bereits mit der Entdeckung der Radioaktivität begonnen und in den 1930er Jahren formierten sich die Radioisotopentechnik und die Strahlengenetik als attraktive neue Arbeitsfelder in den Biowissenschaften. Nachdem es im Ergebnis der Atombombenentwicklung möglich geworden war, Strahlenquellen in großer Vielfalt und Menge herzustellen, potenzierte sich das Interesse an dem neuen Arbeitsfeld. Die Atoms for Peace Initiative forcierte die Entwicklung nationaler Atomprogramme auf dem Gebiet der Land- und Ernährungswirtschaft. Vor allem aber wurde sie zum Ausgangspunkt für die Institutionalisierung transnationaler Projekte, Programme und Initiativen.

Alle Protagonisten begeisterten sich für den von der Eisenhower Administration mobilisierten Traum vom Atom als Füllhorn für grenzenlosen Wohlstand. Aber dieser Traum hatte sehr unterschiedliche Bedeutungen für die verschiedenen Akteure. Während Kernphysiker in den nationalen und transnationalen Atomenergiebehörden und Forschungszentren die Land- und Ernährungswirtschaft als ein attraktives Arbeitsgebiet entdeckten, das ihnen versprach, die Kernphysik aus einer todbringenden in eine das Leben verbessernde Wissenschaft zu transformieren, strebten Biowissenschaftler und Agrarforscher danach, die Grenzen des Natürlichen zu überwinden. Sie hofften, mit Hilfe der Strahlengenetik die Unbestimmtheit organischer Entwicklung auszuschalten und mit Hilfe von Bestrahlung Verluste durch die Verderblichkeit organischer Produkte zu verringern. Neben den Forschern brachten die Hersteller von Strahlenquellen und die unmittelbaren Nutzer in so verschiedenen Bereichen wie dem Militär, der Nahrungsmittelverarbeitung oder der Entwicklungspolitik weitere Ansprüche an das Problemlösungspotential der Technik ins Spiel.

Die im Kontext des Kalten Krieges überhitzten Erwartungen an die Kerntechnik konnten allerdings nicht die in den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki manifest gewordenen Erfahrungen auslöschen, dass diese Technik bei unmittelbarer Anwendung auf den Menschen tödlich war. Gegen die Bestrebungen, Kernstrahlung zur Verbesserung eines existentiellen, lebenserhaltenden Prozesses wie der Ernährung zu nutzen, begannen noch in den 1950er Jahren zuerst in den USA und bald auch in anderen Ländern kritische Stimmen ihre Ängste zu artikulieren, die Eingang in die nationale Lebensmittelgesetzgebungen fanden. Das zwang die Protagonisten, die Grenze zwischen Sicherheit und Gefahr bei der Anwendung kerntechnischer Verfahren in der Land- und Ernährungswirtschaft zu fixieren. Der Beitrag wird untersuchen, wie nationale und transnationale Akteure im Versuch, diese Grenze zu fixieren, unterschiedliche Sicherheitsvorstellungen zur Geltung brachten und in welchen Kontexten diese Vorstellungen akzeptiert oder abgelehnt wurden.

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Die Technisierung der Ernährung und die Grenzen des „Natürlichen“ Sat, 27 Mar 2010 20:12:03 +0000
Die gescheiterte Neugestaltung der Alltagskost. Eiweißpräparate und Lebensmittelsurrogate http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/sektionsuebersicht/details/492 http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/sektionsuebersicht/details/492 Venue: Neuere/Neueste Geschichte /
Category: Die Technisierung der Ernährung und die Grenzen des „Natürlichen“
Date: 30.09.2010
Time: 09.15 h - 13.00 h
Description:

Die gescheiterte Neugestaltung der Alltagskost. Eiweißpräparate und Lebensmittelsurrogate im späten Kaiserreich

Referent/in: Uwe Spiekermann, Washington


Abstract

Die Modernität des späten Kaiserreichs spiegelt sich in zahlreichen Versuchen, die tradierte tägliche Kost durch eine neue wissenschaftsbasierte künstliche Kost zu ergänzen und langfristig gar zu ersetzen. Die seit den 1880er Jahren zunehmend erfolgte Ausdifferenzierung der Nahrungsstoffe, insbesondere das kleinteiligere Wissen um die Binnenstruktur der Eiweiße und Kohlehydrate, erlaubte eine bisher unbekannte Plan- und Gestaltbarkeit der Nahrungsmittel. Nicht nur Wissenschaftler prognostizierten, dass die Küche der Hausfrau mehr und mehr durch das Laboratorium der neuzeitlichen Chemie ersetzt werden würde. In der Öffentlichkeit fanden die zahlreichen Verfahren synthetischer Lebensmittelproduktion breite Resonanz: August Bebels Vision einer „Dose mit Chemikalien in der Tasche“, aus der jedermann sein Nahrungsbedürfnis preiswert und unabhängig von der Natur befriedigen können, war beredtes Beispiel einer vielschichtigen Debatte über eine wissenschafts- und technikbasierte Neugestaltung der Alltagskost.

Vorreiter und Träger dieser Bewegung waren zahlreiche Unternehmen, deren Produktinnovationen neue Maßstäbe setzten. Ausgehend von fortifizierten Produkten und industriell  fabrizierten Surrogaten begannen seit Mitte der 1880er kleinere und mittlere Anbieter Nährmittel aus preiswerten Reststoffen der Getreide- und Fleischwirtschaft zu entwickeln und als Markenartikel anzubieten. Dieser Trend wurde in den 1890er Jahren von den aufstrebenden Pharmazie-Unternehmen verstärkt, die Stärkungs- und Kräftigungsmittel für einen nationalen Massenmarkt anboten. Parallel begannen schließlich Spezialanbieter preiswerte Eiweißpräparate mit immensem Reklameaufwand zu vertreiben, um mit deren Hilfe die Alltagskost aller preiswerter und rationaler zu gestalten – und mittelfristig die tradierte Kost zu ersetzen. Die neuen Produkte scheiterten einerseits am Geschmack, anderseits an den zu hohen Kosten und den technischen Problemen elaborierter Synthetisierungen – auch wenn sie als Nischenprodukte die Diätetik grundlegend veränderten.

Das Beispiel der Eiweißpräparate erlaubt eine fundierte Analyse der Modernisierungsvorstellungen des imperialen Bürgertums. An die Stelle „irrationaler“ und vielfach gesundheitsgefährdender Speisen und Getränke sollten wissenschaftsbasierte Produkte treten, die Gesellschaft damit auf eine neue Ebene der Bürgerlichkeit gehoben werden. Die beträchtlichen Investitionen zahlreicher Unternehmer unterstreichen den Ernst dieser Bemühungen um eine neue Kultur der Ernährung. Die insgesamt widerstrebende Rolle der Konsumenten macht aber zugleich deutlich, dass „economic citizenship“ schon während des Kaiserreichs andere pluralere Angebote erforderte, die allein durch die Ideale technischer und ökonomischer Eliten nicht mehr definiert werden konnten.

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Die Technisierung der Ernährung und die Grenzen des „Natürlichen“ Sat, 27 Mar 2010 20:22:23 +0000
Have Your Cake and Eat it too: Visions of Techno-Nature in the Marketing of NutraSweet http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/sektionsuebersicht/details/493 http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/sektionsuebersicht/details/493 Venue: Neuere/Neueste Geschichte /
Category: Die Technisierung der Ernährung und die Grenzen des „Natürlichen“
Date: 30.09.2010
Time: 09.15 h - 13.00 h
Description:

Have Your Cake and Eat it too: Visions of Techno-Nature in the Marketing of NutraSweet

Referent/in: Carolyn de la Peña, Davis


Abstract

Between 1975 and 1984, Americans increased their consumption of artificial sweetener by 150%.  Some of this dramatic growth can be attributed to the general rise in dieting in the U.S. and the proliferation of saccharin-sweetened products in the mid-1970s.  Most of it, however, is because of NutraSweet, a product that fundamentally changed the ways in which artificial sweeteners were marketed by businesses and regarded by consumers in the United States.

This paper explores the connection between NutraSweet, a popular brand of aspartame (calorie-less artificial sweetener), and an ethos of “natural” limitless consumption that emerged in the early 1980s in the U.S.  Over the course of the 1980s, NutraSweet (and Equal), through highly sophisticated and targeted marketing campaigns, transformed artificial sweeteners from uncertain chemicals used by those who had to lose weight to healthful options for people who wanted to indulge in calories.  No longer a temporary “diet” option for people who needed to shed pounds, artificial sweetener became a permanent alternative sweetening choice and a tool for healthy indulgence. This transformed the way Americans ate and the way they understood appropriate consuming.   

Between 1982 and 1986, in the midst of a vacuum of government regulation and nutritional expertise, NutraSweet offered appealing promises of indulgence, expertise, and health to consumers.  These were created through expensive, ubiquitous advertisements and direct-to-consumer marketing pitches from Searle Pharmaceuticals and its advertising firm, Olgivy and Mather.  These informed prospective buyers of three “facts” about NutraSweet: it was healthy, it was a technology, and it made nature better.  These were held together by core comparisons to bananas, milk, broccoli and assertions that aspartame was just like sugar (without calories).  The rhetoric, while untrue, convinced many doubters that aspartame had made it possible to have a “free lunch”—to enjoy calories and indulge in packaged, sweet products without gaining weight.  This paper analyzes the NutraSweet campaign’s messages of “techno-nature,” and argues that these were significant not just because they converted a generation of Americans to the status of permanent “dieters” (as important as that is).  Also critical is the broader impact of “natural” and “limitless” consumption at this moment in American history.  By teaching consumers that technology could to change nature in order to satisfy human desire, NutraSweet provided a concrete example that innovation could deliver consumption without consequence.  My paper explores how NutraSweet created this message, what relationship it ultimately established between technology and “natural” consumption, and what broader implications this may have had for Americans in the midst of the “New Day” of Reganomics wherein unbridled consumer spending and market deregulation were promoted as the means to create the “healthy” nation.

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Die Technisierung der Ernährung und die Grenzen des „Natürlichen“ Sat, 27 Mar 2010 20:24:16 +0000
Substitut – Imitat – Surrogat: Soft Drink- Innovationen im Nationalsozialismus und in der DDR http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/sektionsuebersicht/details/494 http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/sektionsuebersicht/details/494 Venue: Neuere/Neueste Geschichte /
Category: Die Technisierung der Ernährung und die Grenzen des „Natürlichen“
Date: 30.09.2010
Time: 09.15 h - 13.00 h
Description:

Substitut – Imitat – Surrogat: Soft Drink- Innovationen im Nationalsozialismus und in der DDR

Referent/in: Uwe Fraunholz, Dresden


Abstract

Surrogate bieten sich als Studienobjekte einer kulturwissenschaftlich informierten Technik- und Wirtschaftsgeschichte in besonderem Maße an, da sich an diesem Beispiel Fragen der Innovation und Produktion ebenso exemplarisch verdeutlichen lassen wie Aspekte des Konsums, der Aneignung und der Distinktion. Obwohl den Ersatzstoffen das Odium der Minderwertigkeit anhaftet, muss ihr Einsatz nicht per se eine Qualitätsverschlechterung bedeuten. Vielmehr haben zahlreiche Alternativen im Laufe ihrer Karriere überlegene Produkteigenschaften bewiesen. Surrogate erlangen eine besondere Bedeutung in Ökonomien, die - freiwillig oder unfreiwillig - auf Autarkie orientiert sind. Ihre massenhafte Vergesellschaftung kann als Manifestation einer entsprechenden Leitbildorientierung institutioneller Prägekraft interpretiert werden.

Der Vortrag untersucht die Entwicklung und Funktion des Leitbilds „Autarkie“ in der deutschen Innovationskultur des 20. Jahrhunderts. Im Zentrum steht dabei der diachrone Vergleich zwischen den Innovationssystemen und Konsumversprechen des Nationalsozialismus und der DDR. Das Ziel besteht darin, anhand einer Produktbezogenen Fallstudie aus dem Genussmittelbereich zu ermitteln, in welchem Maße das Leitbild Autarkie Einfluss auf Innovationsprozesse in der Lebensmittelforschung ausübte. Dabei soll die gesellschaftliche Bedingtheit von Innovationen in den Vordergrund der Betrachtung gestellt werden und der Konsument als eigenständiger Faktor einer „quadruple helix of innovation“ vorgeschlagen werden. Letztlich soll somit ein Baustein zur Weiterentwicklung einer kulturgeschichtlich informierten Innovationstheorie, die sich der sozialen Konstruiertheit von Innovationen bewusst ist, geliefert werden.

Als Beispiele dienen unterschiedliche Strategien der Reaktion auf einen Mangel an Coca-Cola im Zweiten Weltkrieg und in der DDR. Während in der Essener Niederlassung mit „Fanta“ ein Ersatzgetränk auf Molkebasis kreiert wurde, das sich in der Nachkriegszeit mit veränderter Zusammensetzung zu einem erfolgreichen Markenartikel entwickelte, bemühten sich die Miltitzer Aromaforscher mit „Club-Cola“ um möglichst perfekte Nachahmung, setzten mit der Rezeptur von „Vita-Cola“ aber auch eigenständige Akzente.   

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Die Technisierung der Ernährung und die Grenzen des „Natürlichen“ Sat, 27 Mar 2010 20:25:41 +0000