Sektionsübersicht Herzlich willkommen auf der Homepage des 48. Deutschen Historikertages http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/sektionsuebersicht/categoryevents/102 2011-10-28T13:25:56Z Joomla! 1.5 - Open Source Content Management Territorialisierung und Entterritorialisierung in Europa im Zeitalter der Französischen Revolution 2010-03-29T16:49:08Z 2010-03-29T16:49:08Z http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/sektionsuebersicht/details/598 Title: Territorialisierung und Entterritorialisierung in Europa im Zeitalter der Französischen Revolution<br />Venue: Neuere/Neueste Geschichte / <br />Category: Territoriale Grenzziehungen und Grenzüberschreitungen: Eine transnationale Geschichte Europas<br />Date: 01.10.2010<br />Time: 15.15 h - 18.00 h<br />Description: <p><b>Territorialisierung und Entterritorialisierung in Europa im Zeitalter der Französischen Revolution</b></p><p>Referent/in:&nbsp;Matthias Middell, Leipzig</p><p><br /></p><p><b>Abstract</b></p><p><p>Zum Ausbruch der Revolution von 1789 trug bekanntlich die Weigerung der französischen Eliten bei, dem Staat die nötigen Ressourcen verfügbar zu machen, um weiter in einem globalen Wettstreit mit dem englischen Konkurrenten mithalten zu können. Hier schürzte sich der Knoten einer seit Mitte des Jh. zu beobachtenden Stärkung des Staates und der Rationalisierung seiner Strukturen, der in eine komplette Reorganisation des Hexagon sowie seiner Beziehungen zu den Kolonien in Indik und Karibik mündete. Ein neues Muster der Territorialisierung wurde in kürzester Zeit durchgesetzt und bildete eine Herausforderung vor allem für die Anrainerstaaten in Zentral- und Südeuropa, aber auch für die Unabhängigkeitsbewegungen in den Amerikas. Trotzdem setzte sich das französische Muster der Neubegründung von Souveränität durch straffe Territorialisierung nicht universell durch. Parallel bemühten sich das spanische und das portugiesische Empire um eine Neuordnung der Beziehungen zu den Kolonialgebieten in Mittel- und Südamerika, ebenso wie Großbritannien seine Beziehungen zu den nun unabhängigen USA überarbeitete und Russland wiederum eine koloniale Expansion nach Osten sowie teilweise auch nach Süden und Westen startete. Am Ende einer extrem verdichteten Serie von Revolutionen und Kriegen hatten die meisten europäischen Gesellschaften ihre Selbstorganisationsmuster grundlegend neu gestaltet, aber von der Durchsetzung eines einzigen Territorialisierungsmusters, das die ältere Historiographie im Nationalstaat französischen Formates vermutet hatte, war der Kontinent weit entfernt.</p><p>Der Beitrag betrachtet diese Phase unter zwei Gesichtspunkten:</p><p>Einerseits interessiert die Verursachung der Mobilisierung von Selbstorganisationskräften aus einer globalen Krise, die sich eben nicht auf Europa beschränkte. Andererseits geht es um den spezifischen Platz dieser Periode in einer Globalgeschichte, der zahlreiche Autoren ab der Mitte des 19. JH. aufgrund der dann beschleunigten Kommunikationsmöglichkeiten und der einsetzenden Industrialisierung eine neue Qualität zumessen. Dagegen scheint, so die Hypothese, die Phase zwischen 1770 und 1830 diejenige gewesen zu sein, in der eine Debatte um geeignete Muster der Neukonstituierung von Souveränität angesichts einer zwar noch langsamen, aber doch unvermeidlich erscheinenden globalen Vernetzung geführt und mit verschiedenen Mustern experimentiert wurde. In dieser Suchbewegung, in der sich zugleich der Gedanke Bahn brach, in einer Welt zu leben, ähnelt die Periode derjenigen, die wir seit den 1970er Jahren beobachten.</p></p> Title: Territorialisierung und Entterritorialisierung in Europa im Zeitalter der Französischen Revolution<br />Venue: Neuere/Neueste Geschichte / <br />Category: Territoriale Grenzziehungen und Grenzüberschreitungen: Eine transnationale Geschichte Europas<br />Date: 01.10.2010<br />Time: 15.15 h - 18.00 h<br />Description: <p><b>Territorialisierung und Entterritorialisierung in Europa im Zeitalter der Französischen Revolution</b></p><p>Referent/in:&nbsp;Matthias Middell, Leipzig</p><p><br /></p><p><b>Abstract</b></p><p><p>Zum Ausbruch der Revolution von 1789 trug bekanntlich die Weigerung der französischen Eliten bei, dem Staat die nötigen Ressourcen verfügbar zu machen, um weiter in einem globalen Wettstreit mit dem englischen Konkurrenten mithalten zu können. Hier schürzte sich der Knoten einer seit Mitte des Jh. zu beobachtenden Stärkung des Staates und der Rationalisierung seiner Strukturen, der in eine komplette Reorganisation des Hexagon sowie seiner Beziehungen zu den Kolonien in Indik und Karibik mündete. Ein neues Muster der Territorialisierung wurde in kürzester Zeit durchgesetzt und bildete eine Herausforderung vor allem für die Anrainerstaaten in Zentral- und Südeuropa, aber auch für die Unabhängigkeitsbewegungen in den Amerikas. Trotzdem setzte sich das französische Muster der Neubegründung von Souveränität durch straffe Territorialisierung nicht universell durch. Parallel bemühten sich das spanische und das portugiesische Empire um eine Neuordnung der Beziehungen zu den Kolonialgebieten in Mittel- und Südamerika, ebenso wie Großbritannien seine Beziehungen zu den nun unabhängigen USA überarbeitete und Russland wiederum eine koloniale Expansion nach Osten sowie teilweise auch nach Süden und Westen startete. Am Ende einer extrem verdichteten Serie von Revolutionen und Kriegen hatten die meisten europäischen Gesellschaften ihre Selbstorganisationsmuster grundlegend neu gestaltet, aber von der Durchsetzung eines einzigen Territorialisierungsmusters, das die ältere Historiographie im Nationalstaat französischen Formates vermutet hatte, war der Kontinent weit entfernt.</p><p>Der Beitrag betrachtet diese Phase unter zwei Gesichtspunkten:</p><p>Einerseits interessiert die Verursachung der Mobilisierung von Selbstorganisationskräften aus einer globalen Krise, die sich eben nicht auf Europa beschränkte. Andererseits geht es um den spezifischen Platz dieser Periode in einer Globalgeschichte, der zahlreiche Autoren ab der Mitte des 19. JH. aufgrund der dann beschleunigten Kommunikationsmöglichkeiten und der einsetzenden Industrialisierung eine neue Qualität zumessen. Dagegen scheint, so die Hypothese, die Phase zwischen 1770 und 1830 diejenige gewesen zu sein, in der eine Debatte um geeignete Muster der Neukonstituierung von Souveränität angesichts einer zwar noch langsamen, aber doch unvermeidlich erscheinenden globalen Vernetzung geführt und mit verschiedenen Mustern experimentiert wurde. In dieser Suchbewegung, in der sich zugleich der Gedanke Bahn brach, in einer Welt zu leben, ähnelt die Periode derjenigen, die wir seit den 1970er Jahren beobachten.</p></p> Europa in der zweiten Globalisierungswelle: Entterritorialisierung und Grenzziehung 1970–2010 2010-03-29T16:50:10Z 2010-03-29T16:50:10Z http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/sektionsuebersicht/details/599 Title: Europa in der zweiten Globalisierungswelle: Entterritorialisierung und Grenzziehung 1970–2010<br />Venue: Neuere/Neueste Geschichte / <br />Category: Territoriale Grenzziehungen und Grenzüberschreitungen: Eine transnationale Geschichte Europas<br />Date: 01.10.2010<br />Time: 15.15 h - 18.00 h<br />Description: <p><b>Europa in der zweiten Globalisierungswelle: Entterritorialisierung und Grenzziehung 1970–2010</b></p><p>Referent/in:&nbsp;Michael Geyer, Chicago</p><p><br /></p><p><b>Abstract</b></p><p><p>Eines lässt sich mit Sicherheit konstatieren: die überbordenden Erwartungen der achtziger Jahre, dass Globalisierung zu einer Welt ohne Grenzen führen würde, hat sich nicht erfüllt. Doch kann man Charles Maier zustimmen, dass das territoriale Regime des kurzen zwanzigsten Jahrhunderts mit seinen harten Staatsgrenzen und seinen vielleicht noch härteren ethnischen und rassischen Grenzen ebenfalls nicht mehr existiert. Wie die neuen Grenzziehungen, die gleichermaßen porös und hart sind, und die sich daraus ableitende territoriale Ordnung in der Gegenwart gestaltet hat, ist Gegenstand einer ausufernden Diskussion in allen Sozial- und Geisteswissenschaften.</p><p>Die Aufgabe dieses Beitrages wird es sein, als erstes diese diffuse, in vielen Disziplinen geführte Diskussion auf einen Nenner zu bringen. Das Ziel besteht darin, eine Begrifflichkeit zu finden, die der Komplexität intersektioneller Räumlichkeiten gerecht wird. Dazu bedarf es dann aber zweitens einer empirischen Grundlage, für die die sich verändernde Gestalt von europäischen Politik- (Macht-oder Herrschafts-) Räumen seit den siebziger Jahren herangezogen wird. Dabei interessieren insbesondere die Bereiche der Sicherheit, der Wirtschaft/Finanzen, und der Staatsbürgerschaft als zentrale Politikbereiche des Nationalstaates. Man kann nicht sagen, dass die nationale Politik hier drastisch an Bedeutung verloren hat. Ganz im Gegenteil, sie hat etwa in Fragen der Sicherheit eher an Bedeutung gewonnen. Aber gleichzeitig gibt es keine nationale Entscheidung in diesen drei Politikfeldern, die nicht in einen Komplex internationaler Entscheidungsbildung eingebettet wäre, bzw. von ihr abhängig ist, oder in denen nationale Entscheidung nicht über internationale oder transnationale Einflussnahme getroffen würde. Und dennoch ist dieser erweiterte Raum der Politik keineswegs diffus. Er hat seine äußeren und inneren Grenzen. Er betrifft nicht gleichermaßen alle, sondern immer nur Teile. Er setzt sich mehr oder minder deutlich ab von dem Rest der Welt. Es gibt also durchaus eine territoriale Ordnung der Politik, die zwar über den Nationalstaat hinausreicht, aber auch wiederum nicht grenzenlos in die Welt hinein diffundiert. Die zweite Aufgabe dieses Beitrages ist es, die wichtigsten Elemente dieser im Entstehen begriffenen, territorialen Ordnung Europas zu umreißen.</p></p> Title: Europa in der zweiten Globalisierungswelle: Entterritorialisierung und Grenzziehung 1970–2010<br />Venue: Neuere/Neueste Geschichte / <br />Category: Territoriale Grenzziehungen und Grenzüberschreitungen: Eine transnationale Geschichte Europas<br />Date: 01.10.2010<br />Time: 15.15 h - 18.00 h<br />Description: <p><b>Europa in der zweiten Globalisierungswelle: Entterritorialisierung und Grenzziehung 1970–2010</b></p><p>Referent/in:&nbsp;Michael Geyer, Chicago</p><p><br /></p><p><b>Abstract</b></p><p><p>Eines lässt sich mit Sicherheit konstatieren: die überbordenden Erwartungen der achtziger Jahre, dass Globalisierung zu einer Welt ohne Grenzen führen würde, hat sich nicht erfüllt. Doch kann man Charles Maier zustimmen, dass das territoriale Regime des kurzen zwanzigsten Jahrhunderts mit seinen harten Staatsgrenzen und seinen vielleicht noch härteren ethnischen und rassischen Grenzen ebenfalls nicht mehr existiert. Wie die neuen Grenzziehungen, die gleichermaßen porös und hart sind, und die sich daraus ableitende territoriale Ordnung in der Gegenwart gestaltet hat, ist Gegenstand einer ausufernden Diskussion in allen Sozial- und Geisteswissenschaften.</p><p>Die Aufgabe dieses Beitrages wird es sein, als erstes diese diffuse, in vielen Disziplinen geführte Diskussion auf einen Nenner zu bringen. Das Ziel besteht darin, eine Begrifflichkeit zu finden, die der Komplexität intersektioneller Räumlichkeiten gerecht wird. Dazu bedarf es dann aber zweitens einer empirischen Grundlage, für die die sich verändernde Gestalt von europäischen Politik- (Macht-oder Herrschafts-) Räumen seit den siebziger Jahren herangezogen wird. Dabei interessieren insbesondere die Bereiche der Sicherheit, der Wirtschaft/Finanzen, und der Staatsbürgerschaft als zentrale Politikbereiche des Nationalstaates. Man kann nicht sagen, dass die nationale Politik hier drastisch an Bedeutung verloren hat. Ganz im Gegenteil, sie hat etwa in Fragen der Sicherheit eher an Bedeutung gewonnen. Aber gleichzeitig gibt es keine nationale Entscheidung in diesen drei Politikfeldern, die nicht in einen Komplex internationaler Entscheidungsbildung eingebettet wäre, bzw. von ihr abhängig ist, oder in denen nationale Entscheidung nicht über internationale oder transnationale Einflussnahme getroffen würde. Und dennoch ist dieser erweiterte Raum der Politik keineswegs diffus. Er hat seine äußeren und inneren Grenzen. Er betrifft nicht gleichermaßen alle, sondern immer nur Teile. Er setzt sich mehr oder minder deutlich ab von dem Rest der Welt. Es gibt also durchaus eine territoriale Ordnung der Politik, die zwar über den Nationalstaat hinausreicht, aber auch wiederum nicht grenzenlos in die Welt hinein diffundiert. Die zweite Aufgabe dieses Beitrages ist es, die wichtigsten Elemente dieser im Entstehen begriffenen, territorialen Ordnung Europas zu umreißen.</p></p> Die Transnationalität Europas in der Europa- und in der Weltgeschichtsschreibung der letzten Dekaden 2010-03-29T16:52:11Z 2010-03-29T16:52:11Z http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/sektionsuebersicht/details/600 Title: Die Transnationalität Europas in der Europa- und in der Weltgeschichtsschreibung der letzten Dekaden<br />Venue: Neuere/Neueste Geschichte / <br />Category: Territoriale Grenzziehungen und Grenzüberschreitungen: Eine transnationale Geschichte Europas<br />Date: 01.10.2010<br />Time: 15.15 h - 18.00 h<br />Description: <p><b>Die Transnationalität Europas in der Europa- und in der Weltgeschichtsschreibung der letzten Dekaden – einige historiographiegeschichtliche Beobachtungen</b></p><p>Referent/in:&nbsp;Katja Naumann, Leipzig / Steffi Marung, Leipzig&nbsp;</p><p><br /></p><p><b>Abstract</b></p><p><p>Der Vortrag geht der Frage nach, in welcher Form die Transnationalität europäischer Territorialisierungsprozesse in zwei Forschungssträngen der Historiographie thematisiert wird: 1) In der Geschichtsschreibung über die Europäische Union wurden politische Integrationsprozesse innerhalb Europas lange Zeit ohne Referenz auf Verflechtungen mit außereuropäischen Weltregionen historisiert. Europa, insbesondere das EU-Europa erschien dort – stark vereinfachend formuliert – entweder als Resultat regional-kontinentaler Dynamiken (etwa des ‚deutsch-französischen Motors’) oder wesentlich von einzelnen Akteuren wie Robert Schuman oder Jean Monet initiiert. Erst mit dem Ende des Kalten Krieges gerieten diese Interpretationsmuster in Bewegung, wurde der Blick auf außereuropäische Zusammenhänge geweitet und Deutungen formuliert, die die EU-politische Integration nunmehr auch als eine Reaktion auf globale Konstellationen und Vernetzung begreifen. 2) Innerhalb der Welt- und Globalgeschichtsschreibung wurde kulturübergreifenden und transkontinentalen Verflechtungsprozessen, und damit der Verbundenheit europäischer Geschichte mit jener Außereuropas, eine größere Aufmerksamkeit zu Teil. In den letzten zwei Dekaden sind die Rückwirkungen der imperialen und kolonialen Konstellationen auf europäische Gesellschaften näher untersucht worden, ebenso wie jene eurozentrische Sichtweise aufgebrochen wurde, die globale Integration als ein von Europa hervorgebrachtes und vorangetriebenes Projekt beschrieben hatte. Jedoch finden sich in den Bemühungen um eine Provinzialisierung Europas kaum Ansätze, innereuropäische Integrationsprozesse aus globalen Bedingungsgefügen heraus zu deuten.</p><p>Die zaghafte Öffnung der EU-Geschichtsschreibung gegenüber transnationalen und globalen Dynamiken einerseits und die Randständigkeit von Europäisierung innerhalb des neuen globalhistorischen Interesses andererseits legt die Vermutung nahe, dass eine Integration beider Perspektiven Anregungen für die Rekonstruktion der Transnationalität von europäischen Territorialisierungsprozessen – in ihrer inneren wie nach außen gerichteten Dimension – zu geben vermag. Jedoch provoziert zugleich die relative Unverbundenheit dieser beiden Debattenstränge die Frage danach, ob sich dahinter Spannungen in den konzeptionellen Anlagen und den theoretischen Annahmen in Bezug auf historische Territorialisierungsprozesse verbergen, die in diesem historiographiegeschichtlich angelegten Beitrag ausgeleuchtet werden sollen.</p></p> Title: Die Transnationalität Europas in der Europa- und in der Weltgeschichtsschreibung der letzten Dekaden<br />Venue: Neuere/Neueste Geschichte / <br />Category: Territoriale Grenzziehungen und Grenzüberschreitungen: Eine transnationale Geschichte Europas<br />Date: 01.10.2010<br />Time: 15.15 h - 18.00 h<br />Description: <p><b>Die Transnationalität Europas in der Europa- und in der Weltgeschichtsschreibung der letzten Dekaden – einige historiographiegeschichtliche Beobachtungen</b></p><p>Referent/in:&nbsp;Katja Naumann, Leipzig / Steffi Marung, Leipzig&nbsp;</p><p><br /></p><p><b>Abstract</b></p><p><p>Der Vortrag geht der Frage nach, in welcher Form die Transnationalität europäischer Territorialisierungsprozesse in zwei Forschungssträngen der Historiographie thematisiert wird: 1) In der Geschichtsschreibung über die Europäische Union wurden politische Integrationsprozesse innerhalb Europas lange Zeit ohne Referenz auf Verflechtungen mit außereuropäischen Weltregionen historisiert. Europa, insbesondere das EU-Europa erschien dort – stark vereinfachend formuliert – entweder als Resultat regional-kontinentaler Dynamiken (etwa des ‚deutsch-französischen Motors’) oder wesentlich von einzelnen Akteuren wie Robert Schuman oder Jean Monet initiiert. Erst mit dem Ende des Kalten Krieges gerieten diese Interpretationsmuster in Bewegung, wurde der Blick auf außereuropäische Zusammenhänge geweitet und Deutungen formuliert, die die EU-politische Integration nunmehr auch als eine Reaktion auf globale Konstellationen und Vernetzung begreifen. 2) Innerhalb der Welt- und Globalgeschichtsschreibung wurde kulturübergreifenden und transkontinentalen Verflechtungsprozessen, und damit der Verbundenheit europäischer Geschichte mit jener Außereuropas, eine größere Aufmerksamkeit zu Teil. In den letzten zwei Dekaden sind die Rückwirkungen der imperialen und kolonialen Konstellationen auf europäische Gesellschaften näher untersucht worden, ebenso wie jene eurozentrische Sichtweise aufgebrochen wurde, die globale Integration als ein von Europa hervorgebrachtes und vorangetriebenes Projekt beschrieben hatte. Jedoch finden sich in den Bemühungen um eine Provinzialisierung Europas kaum Ansätze, innereuropäische Integrationsprozesse aus globalen Bedingungsgefügen heraus zu deuten.</p><p>Die zaghafte Öffnung der EU-Geschichtsschreibung gegenüber transnationalen und globalen Dynamiken einerseits und die Randständigkeit von Europäisierung innerhalb des neuen globalhistorischen Interesses andererseits legt die Vermutung nahe, dass eine Integration beider Perspektiven Anregungen für die Rekonstruktion der Transnationalität von europäischen Territorialisierungsprozessen – in ihrer inneren wie nach außen gerichteten Dimension – zu geben vermag. Jedoch provoziert zugleich die relative Unverbundenheit dieser beiden Debattenstränge die Frage danach, ob sich dahinter Spannungen in den konzeptionellen Anlagen und den theoretischen Annahmen in Bezug auf historische Territorialisierungsprozesse verbergen, die in diesem historiographiegeschichtlich angelegten Beitrag ausgeleuchtet werden sollen.</p></p>