Epochenübersicht Herzlich willkommen auf der Homepage des 48. Deutschen Historikertages http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/epochenuebersicht/venueevents/25 2011-10-28T13:21:47Z Joomla! 1.5 - Open Source Content Management Grenzgänger: Jaxa von Köpenick und Pribislaw Heinrich von Brandenburg 2010-03-26T14:02:17Z 2010-03-26T14:02:17Z http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/epochenuebersicht/details/303 Title: Grenzgänger: Jaxa von Köpenick und Pribislaw Heinrich von Brandenburg<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Am Rande des Imperiums. Der Osten des Reiches um 1150: Berlin-Brandenburg vor seiner Entstehung<br />Date: 29.09.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <P style="TEXT-ALIGN: left"><B>Grenzgänger: Jaxa von Köpenick und Pribislaw Heinrich von Brandenburg - Streitgespräche am Rande der Reiches über die Vor- und Nachteile, zum Sacrum Romanum Imperium zu gehören</B></P> <P style="TEXT-ALIGN: left">Referent/in: Michael Lindner, Berlin</P> <P style="TEXT-ALIGN: left">&nbsp;</P> <P style="TEXT-ALIGN: left"><B>Abstract</B><BR></P> <P style="TEXT-ALIGN: left">Wenn wir uns „Über Grenzen“ unterhalten, dann sind wir in Berlin am richtigen Ort. Nicht nur in der jüngeren Vergangenheit war der Berlin-brandenburgische Raum Grenzland. Auch vor achteinhalb Jahrhunderten, um 1150, lag die ganze Gegend am Rande des Imperiums. Berlin gab es damals allerdings noch nicht. Brandenburg steckte in den Anfängen. Diese Grenz- und Anfangssituation im 12. Jh. ist das Thema der Sektion und zugleich der Kern der Fragen, die wir an die Quellen richten. Wer von den Vortragenden möchte, bedient sich dabei auch der Instrumente, welche die Kulturwissenschaften zur Verfügung stellen. Es geht also um Wenden, wie die Slawen häufig auch genannt werden, und um Wenden (turns) – dies alles grenzüberschreitend.<BR><BR>Das Reich, im Jahre 1157 erstmals sacrum Romanum imperium genannt, war Mitte des 12.&nbsp;Jh. im Begriff seine Grenzen über die Elbe hinaus auszudehnen. Damit stand auch das heutige Berlin-Brandenburg vor der Einbeziehung in einen imperialen Machtbereich. Während dieses Vorgangs können wir beobachten, dass Reiche / Imperien sich an ihren Grenzen anders verhalten als andere politische Herrschaftsgebilde, etwa Königreiche (regna), Fürstentümer oder Stadtstaaten. Großreiche folgen einer imperialen Logik, nach der u.a. im Vorfeld abgestufte politische Beziehungen mit halbdurchlässigen und unscharfen Grenzen bestehen.<BR><BR>Dies und was es bedeutet, Nachbar eines Imperiums zu sein, steht im Mittelpunkt des Beitrages. Wir kennen drei slawische Große, die kurz vor oder um 1150 an der Peripherie des Reiches im später Berlin-brandenburgischen Raum selbständige Herrschaften innehatten: Wirikind von Havelberg, Pribislaw Heinrich von Brandenburg und Jacza von Köpenick – alle drei Christen. Wirikind verschwindet nach Problemen mit seinen Söhnen lautlos aus der Geschichte. Pribislaw und Jacza hatten auf andere Art Nachwuchsschwierigkeiten. Ihr politisches Leben war so unterschiedlich, wie ihr Verhältnis zum Reich, das näher vorgestellt wird.</P> Title: Grenzgänger: Jaxa von Köpenick und Pribislaw Heinrich von Brandenburg<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Am Rande des Imperiums. Der Osten des Reiches um 1150: Berlin-Brandenburg vor seiner Entstehung<br />Date: 29.09.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <P style="TEXT-ALIGN: left"><B>Grenzgänger: Jaxa von Köpenick und Pribislaw Heinrich von Brandenburg - Streitgespräche am Rande der Reiches über die Vor- und Nachteile, zum Sacrum Romanum Imperium zu gehören</B></P> <P style="TEXT-ALIGN: left">Referent/in: Michael Lindner, Berlin</P> <P style="TEXT-ALIGN: left">&nbsp;</P> <P style="TEXT-ALIGN: left"><B>Abstract</B><BR></P> <P style="TEXT-ALIGN: left">Wenn wir uns „Über Grenzen“ unterhalten, dann sind wir in Berlin am richtigen Ort. Nicht nur in der jüngeren Vergangenheit war der Berlin-brandenburgische Raum Grenzland. Auch vor achteinhalb Jahrhunderten, um 1150, lag die ganze Gegend am Rande des Imperiums. Berlin gab es damals allerdings noch nicht. Brandenburg steckte in den Anfängen. Diese Grenz- und Anfangssituation im 12. Jh. ist das Thema der Sektion und zugleich der Kern der Fragen, die wir an die Quellen richten. Wer von den Vortragenden möchte, bedient sich dabei auch der Instrumente, welche die Kulturwissenschaften zur Verfügung stellen. Es geht also um Wenden, wie die Slawen häufig auch genannt werden, und um Wenden (turns) – dies alles grenzüberschreitend.<BR><BR>Das Reich, im Jahre 1157 erstmals sacrum Romanum imperium genannt, war Mitte des 12.&nbsp;Jh. im Begriff seine Grenzen über die Elbe hinaus auszudehnen. Damit stand auch das heutige Berlin-Brandenburg vor der Einbeziehung in einen imperialen Machtbereich. Während dieses Vorgangs können wir beobachten, dass Reiche / Imperien sich an ihren Grenzen anders verhalten als andere politische Herrschaftsgebilde, etwa Königreiche (regna), Fürstentümer oder Stadtstaaten. Großreiche folgen einer imperialen Logik, nach der u.a. im Vorfeld abgestufte politische Beziehungen mit halbdurchlässigen und unscharfen Grenzen bestehen.<BR><BR>Dies und was es bedeutet, Nachbar eines Imperiums zu sein, steht im Mittelpunkt des Beitrages. Wir kennen drei slawische Große, die kurz vor oder um 1150 an der Peripherie des Reiches im später Berlin-brandenburgischen Raum selbständige Herrschaften innehatten: Wirikind von Havelberg, Pribislaw Heinrich von Brandenburg und Jacza von Köpenick – alle drei Christen. Wirikind verschwindet nach Problemen mit seinen Söhnen lautlos aus der Geschichte. Pribislaw und Jacza hatten auf andere Art Nachwuchsschwierigkeiten. Ihr politisches Leben war so unterschiedlich, wie ihr Verhältnis zum Reich, das näher vorgestellt wird.</P> Zwangsumtausch? Pribislaw Heinrich, Jacza und Albrecht der Bär 2010-03-26T14:05:14Z 2010-03-26T14:05:14Z http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/epochenuebersicht/details/304 Title: Zwangsumtausch? Pribislaw Heinrich, Jacza und Albrecht der Bär<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Am Rande des Imperiums. Der Osten des Reiches um 1150: Berlin-Brandenburg vor seiner Entstehung<br />Date: 29.09.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <p><b>Zwangsumtausch? Pribislaw Heinrich, Jacza und Albrecht der Bär: Die Anfänge der Münzprägung im späten Berlin-brandenburgischen Raum um 1150</b></p><p>Referent/in: Bernd Kluge, Berlin</p> Title: Zwangsumtausch? Pribislaw Heinrich, Jacza und Albrecht der Bär<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Am Rande des Imperiums. Der Osten des Reiches um 1150: Berlin-Brandenburg vor seiner Entstehung<br />Date: 29.09.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <p><b>Zwangsumtausch? Pribislaw Heinrich, Jacza und Albrecht der Bär: Die Anfänge der Münzprägung im späten Berlin-brandenburgischen Raum um 1150</b></p><p>Referent/in: Bernd Kluge, Berlin</p> Grenzenlose Liebe? 2010-03-26T14:07:19Z 2010-03-26T14:07:19Z http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/epochenuebersicht/details/305 Title: Grenzenlose Liebe?<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Am Rande des Imperiums. Der Osten des Reiches um 1150: Berlin-Brandenburg vor seiner Entstehung<br />Date: 29.09.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <p style="text-align: left; "><b>Grenzenlose Liebe? Askanier, Piasten und Wettiner in grenzüberschreitenden dynastischen Heiratsbeziehungen</b></p><p style="text-align: left; ">Referent/in: Christoph Mielzarek, Berlin</p><p style="text-align: left; "><b>Abstract</b></p><p style="text-align: left; "><p>Kulturelle und sprachliche Unterschiede stellen gewöhnlich Hindernisse für eine glückliche Ehe – oder allgemeiner Partnerschaft – dar. Glücklichsein, Zufriedenheit oder Liebe sind allerdings nicht die Prämissen, unter denen die Ehe im Mittelalter betrachtet wurde. Insofern ist der Titel des Vortrags etwas irreführend. &nbsp;Die Heiraten des mittelalterlichen Adels waren in erster Linie politisch motiviert. Neben der „Erwerbsheirat“ dienten die Eheschließungen der Bekräftigung von Vertragsabschlüssen, der Herstellung und Erneuerung von Bündnissen oder politischer Parteibindung sowie der Rekonziliation von Streitparteien. Eine (sprachliche, kulturelle und politische) Grenze, hier die zwischen dem Reich und dem Herzogtum Polen, war also kein Grund auf Heiratsbeziehungen zu verzichten, sondern geradezu Anlass für eben diese.</p><p style="text-align: left; ">Albrecht der Bär und Konrad von Wettin, zwei wichtige Exponenten der ostsächsischen Führungsschicht in der Mitte des 12. Jh., waren an der Peripherie des Reiches auf Verständigung und Auskommen mit den Piasten angewiesen, die wiederum selbst in internen Konflikten und in den Auseinandersetzungen mit dem Reich der Fürsprache und Bündnispartner bedurften. Welche Rolle dabei der grenzüberschreitenden Heirat zukam, soll in diesem Vortrag erörtert werden.</p></p> Title: Grenzenlose Liebe?<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Am Rande des Imperiums. Der Osten des Reiches um 1150: Berlin-Brandenburg vor seiner Entstehung<br />Date: 29.09.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <p style="text-align: left; "><b>Grenzenlose Liebe? Askanier, Piasten und Wettiner in grenzüberschreitenden dynastischen Heiratsbeziehungen</b></p><p style="text-align: left; ">Referent/in: Christoph Mielzarek, Berlin</p><p style="text-align: left; "><b>Abstract</b></p><p style="text-align: left; "><p>Kulturelle und sprachliche Unterschiede stellen gewöhnlich Hindernisse für eine glückliche Ehe – oder allgemeiner Partnerschaft – dar. Glücklichsein, Zufriedenheit oder Liebe sind allerdings nicht die Prämissen, unter denen die Ehe im Mittelalter betrachtet wurde. Insofern ist der Titel des Vortrags etwas irreführend. &nbsp;Die Heiraten des mittelalterlichen Adels waren in erster Linie politisch motiviert. Neben der „Erwerbsheirat“ dienten die Eheschließungen der Bekräftigung von Vertragsabschlüssen, der Herstellung und Erneuerung von Bündnissen oder politischer Parteibindung sowie der Rekonziliation von Streitparteien. Eine (sprachliche, kulturelle und politische) Grenze, hier die zwischen dem Reich und dem Herzogtum Polen, war also kein Grund auf Heiratsbeziehungen zu verzichten, sondern geradezu Anlass für eben diese.</p><p style="text-align: left; ">Albrecht der Bär und Konrad von Wettin, zwei wichtige Exponenten der ostsächsischen Führungsschicht in der Mitte des 12. Jh., waren an der Peripherie des Reiches auf Verständigung und Auskommen mit den Piasten angewiesen, die wiederum selbst in internen Konflikten und in den Auseinandersetzungen mit dem Reich der Fürsprache und Bündnispartner bedurften. Welche Rolle dabei der grenzüberschreitenden Heirat zukam, soll in diesem Vortrag erörtert werden.</p></p> Kränze im Eichenlaub 2010-03-26T14:08:59Z 2010-03-26T14:08:59Z http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/epochenuebersicht/details/306 Title: Kränze im Eichenlaub<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Am Rande des Imperiums. Der Osten des Reiches um 1150: Berlin-Brandenburg vor seiner Entstehung<br />Date: 29.09.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <P><B>Kränze im Eichenlaub. Die Monumenta Germaniae Historica, die Quellen und die Anfänge der brandenburgischen Geschichte</B></P> <P>Referent/in: Mathias Lawo, Berlin</P> <P>&nbsp;</P> <P><B>Abstract</B><BR></P> <P>Als 1819 die Monumenta Germaniae Historica von der ‚Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtkunde’ aus der Taufe gehoben wurden, befand sich unter den Gründungsvätern kein ausgewiesener Philologe. Das war auch schwerlich möglich, denn die Mittellateiner konnten ihre Disziplin erst zum Ende des 19. Jahrhunderts im akademischen Lehrbetrieb etablieren. Aufgrunddessen fehlen den meisten älteren mediävistischen Quelleneditionen wesentliche Standards, die zu Beginn des 21. Jahrhunderts selbstverständlich sein sollten, wenn es denn Historische Hilfswissenschaften und Mittellateinische Philologie noch in nennenswertem Umfang an deutschen Universitäten gäbe. Dies betrifft nicht zuletzt jene Quelle, die gemeinhin als Kronzeuge für die Anfänge der Mark Brandenburg und die Geschehnisse um Pribislaw Heinrich von Brandenburg, Jacza von Köpenick und Albrecht den Bären herhalten muss: den sogenannten Tractatus de urbe (oder captione urbis) Brandenburg eines Heinrich von Antwerpen. Hier hat eine augenscheinlich komfortable historische Editionslage zu mannigfacher Verwirrung und arbiträren Beurteilungen geführt, denen man vor allem durch philologische Argumente begegnen kann. Leider stößt man dabei im slawisch-deutschen Grenzbereich der Schriftlichkeit schnell auch an die Grenzen historischer Erkenntnis. <BR><BR></P> Title: Kränze im Eichenlaub<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Am Rande des Imperiums. Der Osten des Reiches um 1150: Berlin-Brandenburg vor seiner Entstehung<br />Date: 29.09.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <P><B>Kränze im Eichenlaub. Die Monumenta Germaniae Historica, die Quellen und die Anfänge der brandenburgischen Geschichte</B></P> <P>Referent/in: Mathias Lawo, Berlin</P> <P>&nbsp;</P> <P><B>Abstract</B><BR></P> <P>Als 1819 die Monumenta Germaniae Historica von der ‚Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtkunde’ aus der Taufe gehoben wurden, befand sich unter den Gründungsvätern kein ausgewiesener Philologe. Das war auch schwerlich möglich, denn die Mittellateiner konnten ihre Disziplin erst zum Ende des 19. Jahrhunderts im akademischen Lehrbetrieb etablieren. Aufgrunddessen fehlen den meisten älteren mediävistischen Quelleneditionen wesentliche Standards, die zu Beginn des 21. Jahrhunderts selbstverständlich sein sollten, wenn es denn Historische Hilfswissenschaften und Mittellateinische Philologie noch in nennenswertem Umfang an deutschen Universitäten gäbe. Dies betrifft nicht zuletzt jene Quelle, die gemeinhin als Kronzeuge für die Anfänge der Mark Brandenburg und die Geschehnisse um Pribislaw Heinrich von Brandenburg, Jacza von Köpenick und Albrecht den Bären herhalten muss: den sogenannten Tractatus de urbe (oder captione urbis) Brandenburg eines Heinrich von Antwerpen. Hier hat eine augenscheinlich komfortable historische Editionslage zu mannigfacher Verwirrung und arbiträren Beurteilungen geführt, denen man vor allem durch philologische Argumente begegnen kann. Leider stößt man dabei im slawisch-deutschen Grenzbereich der Schriftlichkeit schnell auch an die Grenzen historischer Erkenntnis. <BR><BR></P> Grenzwertig! Der Wendenkreuzzug 1147 und seine Motive 2010-03-26T14:10:38Z 2010-03-26T14:10:38Z http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/epochenuebersicht/details/307 Title: Grenzwertig! Der Wendenkreuzzug 1147 und seine Motive<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Am Rande des Imperiums. Der Osten des Reiches um 1150: Berlin-Brandenburg vor seiner Entstehung<br />Date: 29.09.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <p style="text-align: left; "><b>Grenzwertig! Der Wendenkreuzzug 1147 und seine Motive</b></p><p style="text-align: left; ">Referent/in: Michael Menzel, Berlin</p><p style="text-align: left; "><b><br /></b></p><p style="text-align: left; "><b>Abstract</b></p><p style="text-align: left; "><p>Der Wendenkreuzzug von 1147, ein Ereignis von gerademal drei Monaten, wird stets im Zusamenhang des Zweiten Kreuzzuges gesehen und gilt als Ersatz für die gelobte kriegerische Fahrt nach Jerusalem. Das kirchlich abgesegnete Geschehen jenseits der Elbe wurde von sächsischen Fürsten, Adeligen und Bischöfen durchgefochten gegen ihre slavischen Nachbarn. Zwei Heere unter dem sächsischen Herzog Heinrich dem Löwen und dem Markgrafen der Nordmark Albrecht dem Bären agierten bis zur Abodritenfestung Dobin bzw. bis zu den pommerschen Burgen Demmin und Stettin; gleichzeitig zogen polnische Verbände gegen die Prussen. Ein Ergebnis lässt sich konkret nicht benennen.&nbsp;</p><p>Dennoch gilt der Wendenkreuzzug in kultureller Hinsicht nach der gescheiterten ottonischen Mission als der Beginn der zweiten, erfolgreichen Christianisierung der slavischen Gebiete zwischen Elbe und Oder. Die Stammesreligionen verschwanden, das Christentum expandierte langfristig über die Reichsgrenze. Politisch gilt der Wendenkreuzzug ebenfalls als Auftakt einer zweiten, nachottonischen Etablierung deutscher Herrschaft, wobei er den Wandel von einer königlichen zu einer fürstlichen Politik im Osten markiert. Für die Kreuzzugsgeschichte wird er immer als eine ideengeschichtliche Variante angeführt, wie es die Reconquista und später der Albigenserkreuzzug auch waren.</p><p>Der Vortrag wird zeigen, dass die „turns“, die sich hinter den Interpretationen verbergen, letztlich die Deskriptionsmodelle sind, deren sich die Akteure oder ihre Chronisten auch schon bedienten. Sie argumentierten kulturell, religiös, raum-, herrschaftsorientiert und ideell, kaschierten damit aber nur ihre persönlichen Interessen oder versuchten dem Geschehen einen übergeordneten Sinn zu geben. Im Vordergrund des Wendenkreuzzuges standen vielmehr die Rivalität Heinrichs des Löwen und Albrechts des Bären und die Desillusionierung der Kreuzritter. Die Zerstrittenheit des Wendenkreuzzuges ist bisher kaum gesehen worden. Die „turns“ (moderne wie alte) der Einordnung treffen Aspekte, die in zweiter und dritter Linie eine Rolle spielten, gehen aber an den primären persönlichen Motiven vorbei, die hier in den Vordergrund gerückt werden sollen.</p><p><br /></p><p style="text-align: left; "><br /></p></p> Title: Grenzwertig! Der Wendenkreuzzug 1147 und seine Motive<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Am Rande des Imperiums. Der Osten des Reiches um 1150: Berlin-Brandenburg vor seiner Entstehung<br />Date: 29.09.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <p style="text-align: left; "><b>Grenzwertig! Der Wendenkreuzzug 1147 und seine Motive</b></p><p style="text-align: left; ">Referent/in: Michael Menzel, Berlin</p><p style="text-align: left; "><b><br /></b></p><p style="text-align: left; "><b>Abstract</b></p><p style="text-align: left; "><p>Der Wendenkreuzzug von 1147, ein Ereignis von gerademal drei Monaten, wird stets im Zusamenhang des Zweiten Kreuzzuges gesehen und gilt als Ersatz für die gelobte kriegerische Fahrt nach Jerusalem. Das kirchlich abgesegnete Geschehen jenseits der Elbe wurde von sächsischen Fürsten, Adeligen und Bischöfen durchgefochten gegen ihre slavischen Nachbarn. Zwei Heere unter dem sächsischen Herzog Heinrich dem Löwen und dem Markgrafen der Nordmark Albrecht dem Bären agierten bis zur Abodritenfestung Dobin bzw. bis zu den pommerschen Burgen Demmin und Stettin; gleichzeitig zogen polnische Verbände gegen die Prussen. Ein Ergebnis lässt sich konkret nicht benennen.&nbsp;</p><p>Dennoch gilt der Wendenkreuzzug in kultureller Hinsicht nach der gescheiterten ottonischen Mission als der Beginn der zweiten, erfolgreichen Christianisierung der slavischen Gebiete zwischen Elbe und Oder. Die Stammesreligionen verschwanden, das Christentum expandierte langfristig über die Reichsgrenze. Politisch gilt der Wendenkreuzzug ebenfalls als Auftakt einer zweiten, nachottonischen Etablierung deutscher Herrschaft, wobei er den Wandel von einer königlichen zu einer fürstlichen Politik im Osten markiert. Für die Kreuzzugsgeschichte wird er immer als eine ideengeschichtliche Variante angeführt, wie es die Reconquista und später der Albigenserkreuzzug auch waren.</p><p>Der Vortrag wird zeigen, dass die „turns“, die sich hinter den Interpretationen verbergen, letztlich die Deskriptionsmodelle sind, deren sich die Akteure oder ihre Chronisten auch schon bedienten. Sie argumentierten kulturell, religiös, raum-, herrschaftsorientiert und ideell, kaschierten damit aber nur ihre persönlichen Interessen oder versuchten dem Geschehen einen übergeordneten Sinn zu geben. Im Vordergrund des Wendenkreuzzuges standen vielmehr die Rivalität Heinrichs des Löwen und Albrechts des Bären und die Desillusionierung der Kreuzritter. Die Zerstrittenheit des Wendenkreuzzuges ist bisher kaum gesehen worden. Die „turns“ (moderne wie alte) der Einordnung treffen Aspekte, die in zweiter und dritter Linie eine Rolle spielten, gehen aber an den primären persönlichen Motiven vorbei, die hier in den Vordergrund gerückt werden sollen.</p><p><br /></p><p style="text-align: left; "><br /></p></p> Nubier, Beja, Griechen, Kopten und Araber in Dongola 2010-03-27T11:39:06Z 2010-03-27T11:39:06Z http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/epochenuebersicht/details/375 Title: Nubier, Beja, Griechen, Kopten und Araber in Dongola<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Migration als transkulturelle Verflechtung im mittelalterlichen Jahrtausend<br />Date: 29.09.2010<br />Time: 15.15 h - 18.00 h<br />Description: <P style="TEXT-ALIGN: left"><B>Nubier, Beja, Griechen, Kopten und Araber in Dongola. Der Nordsudan als kosmopolitischer Raum im mittelalterlichen Jahrtausend</B></P> <P style="TEXT-ALIGN: left">Referent/in: Marianne Bechhaus-Gerst, Köln<BR></P> <P style="TEXT-ALIGN: left"><BR><STRONG>Abstract</STRONG><BR><BR>Dongola, zwischen dem 3. und 4. Nilkatarakt im heutigen Sudan gelegen, war im mittelalterlichen Jahrtausend die Hauptstadt des nubischen Königsreichs von Makuria. In der Tradition seines Vorgängerstaates Meroe stehend, stellte Makuria das Ziel von Migrationen aus den Wüstenregionen im Osten und Westen des Niltals, aber auch aus dem Süden dar. Ab der Mitte des 6. Jahrhunderts wuchs der Einfluss von byzantinischen Christen orthodoxen wie monophysitischen Glaubens, die von Norden her nach Nubien einwanderten und schließlich das nubische Königshaus christianisierten. Weniger als hundert Jahre später wurde vom inzwischen islamisierten nördlichen Nachbarn Ägypten der erste Versuch der Eroberung Makurias unternommen. Dieser scheiterte zwar, markierte aber den Beginn einer kontinuierlichen Einwanderung arabischer-muslimischer Gruppen in das christliche Königreich. Makuria mit seiner Hauptstadt Dongola kann somit als ein Ort bezeichnet werden, an dem durch multiple Migrationsbewegungen eine hybride Kultur und hybride Identitäten entstanden.</P> Title: Nubier, Beja, Griechen, Kopten und Araber in Dongola<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Migration als transkulturelle Verflechtung im mittelalterlichen Jahrtausend<br />Date: 29.09.2010<br />Time: 15.15 h - 18.00 h<br />Description: <P style="TEXT-ALIGN: left"><B>Nubier, Beja, Griechen, Kopten und Araber in Dongola. Der Nordsudan als kosmopolitischer Raum im mittelalterlichen Jahrtausend</B></P> <P style="TEXT-ALIGN: left">Referent/in: Marianne Bechhaus-Gerst, Köln<BR></P> <P style="TEXT-ALIGN: left"><BR><STRONG>Abstract</STRONG><BR><BR>Dongola, zwischen dem 3. und 4. Nilkatarakt im heutigen Sudan gelegen, war im mittelalterlichen Jahrtausend die Hauptstadt des nubischen Königsreichs von Makuria. In der Tradition seines Vorgängerstaates Meroe stehend, stellte Makuria das Ziel von Migrationen aus den Wüstenregionen im Osten und Westen des Niltals, aber auch aus dem Süden dar. Ab der Mitte des 6. Jahrhunderts wuchs der Einfluss von byzantinischen Christen orthodoxen wie monophysitischen Glaubens, die von Norden her nach Nubien einwanderten und schließlich das nubische Königshaus christianisierten. Weniger als hundert Jahre später wurde vom inzwischen islamisierten nördlichen Nachbarn Ägypten der erste Versuch der Eroberung Makurias unternommen. Dieser scheiterte zwar, markierte aber den Beginn einer kontinuierlichen Einwanderung arabischer-muslimischer Gruppen in das christliche Königreich. Makuria mit seiner Hauptstadt Dongola kann somit als ein Ort bezeichnet werden, an dem durch multiple Migrationsbewegungen eine hybride Kultur und hybride Identitäten entstanden.</P> Perspektiven auf transkulturelle Verflechtungen im mittelalterlichen Japan 2010-03-27T11:41:23Z 2010-03-27T11:41:23Z http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/epochenuebersicht/details/376 Title: Perspektiven auf transkulturelle Verflechtungen im mittelalterlichen Japan<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Migration als transkulturelle Verflechtung im mittelalterlichen Jahrtausend<br />Date: 29.09.2010<br />Time: 15.15 h - 18.00 h<br />Description: <P style="TEXT-ALIGN: left"><B>'Isoliertes Inselland' oder 'Zum Meer hin geöffneter Archipel'? Perspektiven auf transkulturelle Verflechtungen im mittelalterlichen Japan</B></P> <P style="TEXT-ALIGN: left">Referent/in: Klaus Vollmer, München<BR></P> <P style="TEXT-ALIGN: left"><BR><STRONG>Abstract</STRONG><BR><BR>Bis vor kurzem wäre es in der japanischen oder japanologischen Forschung wohl kaum lohnend erschienen, das vormoderne Japan im Kontext einer Geschichte der transkulturellen Verflechtung oder gar von (großflächigen) Migrationsbewegungen zu behandeln. Vielmehr bestand bis auf wenige Ausnahmen ein Konsens darüber, dass sich Japan seit der Genese des um den Tennô („Kaiser“) formierten höfischen Staates im 7. und 8. Jahrhundert als eine zwar von der chinesischen Zivilisation des Festlandes in jeder Hinsicht maßgeblich beeinflusste, aber letztlich dann doch ganz eigenständige Kultur entwickelt hatte. In dieser habe sich - nicht zuletzt aufgrund der kulturellen Dominanz des „Chinesischen“ (Schrift, Religion, Künste, Verwaltungs- und Rechtspraktiken usw.) - ebenfalls sehr früh (seit dem 10. Jahrhundert) ein sehr spezifisches Gespür für das „Eigene“ entfaltet, das im wesentlichen in der für Japan nachhaltig prägenden diskursiven Dialektik „Japanisch/Chinesisch“ (wakan 和漢) zum Ausdruck komme. „Chinesisches“ (hier verstanden als diskursiv erzeugter kultureller Topos) wurde in dieser Dialektik als Hintergrund verstanden, von dem sich „Japanisches“ (als kulturell Eigenes) umso deutlicher absetzen ließ. Der historiographische Diskurs erkannte zwar bestimmte Phasen an, während der zwischen Japan und den ostasiatischen Nachbarländern intensive Austauschbeziehungen bestanden hatten, konstatierte jedoch ex post, dass gerade der Inselcharakter Japans immer wieder dazu geführt habe, dass solchen Phasen der Öffnung stets lange Perioden bewußter Abschließung gefolgt seien, in der zuvor aufgenommene Einflüsse entweder zurückgewiesen (z.B. das Christentum) oder gewissermaßen „indigenisiert“ (kokufûka 国風化) worden seien. Typisch dafür sind etwa die in der japanischen Periodisierung als Frühe Neuzeit bezeichneten Jahrhunderte zwischen etwa 1600 und 1850, die vielfach als Epoche der systematischen „Abschließung“ (sakoku 鎖国) charakterisiert wurden und etwa in der Verlegung der holländischen Faktorei auf die künstliche Insel Dejima vor Nagasaki ihren symbolhaften Ausdruck fand. Der vor allem nach 1945 in Diskursen der Selbstvergewisserung („Japandiskurse“, nihonron 日本論) breit rezepierte Topos von Japan als abgeschlossenem Inselland mit einem praktisch seit dem Altertum ausserordentlich hohen Grad an ethnischer, kultureller und sozialer Homogenität wurde so nicht selten zum impliziten Leitmotiv für historiographische Projektionen auf die vormoderne japanische Gesellschaft. <BR><BR>Diese Perspektive ist allerdings seit den 1980er Jahren von einer zunächst kleinen Gruppe von Historikern massiv in Frage gestellt worden, unter denen insbesondere der Mediävist Amino Yoshihiko (1928-2004) eine anhaltende, die jüngere Generation von HistorikerInnen stark beeinflussende Wirkung entfaltet hat. Amino darf als Spezialist für Epochen des vormodernen Japan bezeichnet werden, die sich in etwa mit dem europäischen „mittelalterlichen Jahrtausend“ (500-1500) decken. In diese Jahrhunderte fällt in politischer Hinsicht die Vorgeschichte und Formierung des japanischen Staatswesens, die klassische Blüte des Höfischen Staates (Nara- und Heian-Zeit, 8.-12. Jh.), der Aufstieg des Schwertadels und die Etablierung seiner Herrschaft (Shôgunat). Nachdem er zunächst materialreiche Studien zur Sozialgeschichte des mittelalterlichen Japan (je nach Periodisierung ca. Mitte 12. - Mitte 16. Jh.) vorgelegt hatte, wurde es zu Aminos Markenzeichen, aufgrund seiner profunden Kenntnis der mittelalterlichen und älteren japanischen Geschichte die von modernen nationalstaatlichen Konstrukten kultureller Homogenität stark beeinflussten Vorannahmen zur mittelalterlichen Geschichte zurückzuweisen. Unter anderem gelang dies durch einen Blick auf und von der Peripherie her. Damit ist zugleich eine stark ausgeprägte, die Grenzen des modernen japanischen Nationalstaats überschreitende Regionalität der japanischen Inselkette in den Mittelpunkt des Interesses gerückt, die nun nicht mehr als „abgeschlossenes Inselland“, sondern - in bewußter Abrenzung gegen diesen in der populären Imagination noch immer sehr produktiven Topos - als „zum Meer hin geöffneter Archipel“ gedeutet wird. Dieser Blickwechsel hat eine große Fülle von Befunden zum transkulturellen und transregionalen Austausch in der Vormoderne zu Tage gefördert, wobei insbesondere die maritimen Beziehungen zwischen südwestlichen Regionen Japans, Teilen der koreanischen Halbinsel und der südostchinesischen Küste erforscht wurden. In Anlehnung an den durch intensive Austauschbeziehungen und transkulturelle Verflechtungen gekennzeichten mediterranen Raum Europas wird hier auch vom „ostchinesischen Mittelmeer“ gesprochen. Auch wenn - im Gegensatz zur Formierungsphase des japanischen Staates - für die Zeit nach dem 8. Jahrhundert von großflächigen Migrationsbewegungen auf und von der japanischen Inselkette wohl kaum sinnvoll gesprochen werden kann, lassen sich Orte und Zonen transkultureller Verflechtungen für das mittelalterliche Japan eruieren. In diesem Beitrag soll zunächst die aktuelle Forschungsgeschichte zum Komplex „transkulturelle Verflechtungen“ für die japanische Vormoderne zwischen 500 und 1500 nachgezeichnet werden, um Parallelen und Anschlüsse zur aktuellen Debatte in und zu Europa aufzuzeigen. Die Skizze einiger Fallbeispiele sollen dann Perspektiven und Möglichkeiten der Forschung zu transkultureller Verflechtung und Migration im mittelalterlichen Japan verdeutlichen.</P> Title: Perspektiven auf transkulturelle Verflechtungen im mittelalterlichen Japan<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Migration als transkulturelle Verflechtung im mittelalterlichen Jahrtausend<br />Date: 29.09.2010<br />Time: 15.15 h - 18.00 h<br />Description: <P style="TEXT-ALIGN: left"><B>'Isoliertes Inselland' oder 'Zum Meer hin geöffneter Archipel'? Perspektiven auf transkulturelle Verflechtungen im mittelalterlichen Japan</B></P> <P style="TEXT-ALIGN: left">Referent/in: Klaus Vollmer, München<BR></P> <P style="TEXT-ALIGN: left"><BR><STRONG>Abstract</STRONG><BR><BR>Bis vor kurzem wäre es in der japanischen oder japanologischen Forschung wohl kaum lohnend erschienen, das vormoderne Japan im Kontext einer Geschichte der transkulturellen Verflechtung oder gar von (großflächigen) Migrationsbewegungen zu behandeln. Vielmehr bestand bis auf wenige Ausnahmen ein Konsens darüber, dass sich Japan seit der Genese des um den Tennô („Kaiser“) formierten höfischen Staates im 7. und 8. Jahrhundert als eine zwar von der chinesischen Zivilisation des Festlandes in jeder Hinsicht maßgeblich beeinflusste, aber letztlich dann doch ganz eigenständige Kultur entwickelt hatte. In dieser habe sich - nicht zuletzt aufgrund der kulturellen Dominanz des „Chinesischen“ (Schrift, Religion, Künste, Verwaltungs- und Rechtspraktiken usw.) - ebenfalls sehr früh (seit dem 10. Jahrhundert) ein sehr spezifisches Gespür für das „Eigene“ entfaltet, das im wesentlichen in der für Japan nachhaltig prägenden diskursiven Dialektik „Japanisch/Chinesisch“ (wakan 和漢) zum Ausdruck komme. „Chinesisches“ (hier verstanden als diskursiv erzeugter kultureller Topos) wurde in dieser Dialektik als Hintergrund verstanden, von dem sich „Japanisches“ (als kulturell Eigenes) umso deutlicher absetzen ließ. Der historiographische Diskurs erkannte zwar bestimmte Phasen an, während der zwischen Japan und den ostasiatischen Nachbarländern intensive Austauschbeziehungen bestanden hatten, konstatierte jedoch ex post, dass gerade der Inselcharakter Japans immer wieder dazu geführt habe, dass solchen Phasen der Öffnung stets lange Perioden bewußter Abschließung gefolgt seien, in der zuvor aufgenommene Einflüsse entweder zurückgewiesen (z.B. das Christentum) oder gewissermaßen „indigenisiert“ (kokufûka 国風化) worden seien. Typisch dafür sind etwa die in der japanischen Periodisierung als Frühe Neuzeit bezeichneten Jahrhunderte zwischen etwa 1600 und 1850, die vielfach als Epoche der systematischen „Abschließung“ (sakoku 鎖国) charakterisiert wurden und etwa in der Verlegung der holländischen Faktorei auf die künstliche Insel Dejima vor Nagasaki ihren symbolhaften Ausdruck fand. Der vor allem nach 1945 in Diskursen der Selbstvergewisserung („Japandiskurse“, nihonron 日本論) breit rezepierte Topos von Japan als abgeschlossenem Inselland mit einem praktisch seit dem Altertum ausserordentlich hohen Grad an ethnischer, kultureller und sozialer Homogenität wurde so nicht selten zum impliziten Leitmotiv für historiographische Projektionen auf die vormoderne japanische Gesellschaft. <BR><BR>Diese Perspektive ist allerdings seit den 1980er Jahren von einer zunächst kleinen Gruppe von Historikern massiv in Frage gestellt worden, unter denen insbesondere der Mediävist Amino Yoshihiko (1928-2004) eine anhaltende, die jüngere Generation von HistorikerInnen stark beeinflussende Wirkung entfaltet hat. Amino darf als Spezialist für Epochen des vormodernen Japan bezeichnet werden, die sich in etwa mit dem europäischen „mittelalterlichen Jahrtausend“ (500-1500) decken. In diese Jahrhunderte fällt in politischer Hinsicht die Vorgeschichte und Formierung des japanischen Staatswesens, die klassische Blüte des Höfischen Staates (Nara- und Heian-Zeit, 8.-12. Jh.), der Aufstieg des Schwertadels und die Etablierung seiner Herrschaft (Shôgunat). Nachdem er zunächst materialreiche Studien zur Sozialgeschichte des mittelalterlichen Japan (je nach Periodisierung ca. Mitte 12. - Mitte 16. Jh.) vorgelegt hatte, wurde es zu Aminos Markenzeichen, aufgrund seiner profunden Kenntnis der mittelalterlichen und älteren japanischen Geschichte die von modernen nationalstaatlichen Konstrukten kultureller Homogenität stark beeinflussten Vorannahmen zur mittelalterlichen Geschichte zurückzuweisen. Unter anderem gelang dies durch einen Blick auf und von der Peripherie her. Damit ist zugleich eine stark ausgeprägte, die Grenzen des modernen japanischen Nationalstaats überschreitende Regionalität der japanischen Inselkette in den Mittelpunkt des Interesses gerückt, die nun nicht mehr als „abgeschlossenes Inselland“, sondern - in bewußter Abrenzung gegen diesen in der populären Imagination noch immer sehr produktiven Topos - als „zum Meer hin geöffneter Archipel“ gedeutet wird. Dieser Blickwechsel hat eine große Fülle von Befunden zum transkulturellen und transregionalen Austausch in der Vormoderne zu Tage gefördert, wobei insbesondere die maritimen Beziehungen zwischen südwestlichen Regionen Japans, Teilen der koreanischen Halbinsel und der südostchinesischen Küste erforscht wurden. In Anlehnung an den durch intensive Austauschbeziehungen und transkulturelle Verflechtungen gekennzeichten mediterranen Raum Europas wird hier auch vom „ostchinesischen Mittelmeer“ gesprochen. Auch wenn - im Gegensatz zur Formierungsphase des japanischen Staates - für die Zeit nach dem 8. Jahrhundert von großflächigen Migrationsbewegungen auf und von der japanischen Inselkette wohl kaum sinnvoll gesprochen werden kann, lassen sich Orte und Zonen transkultureller Verflechtungen für das mittelalterliche Japan eruieren. In diesem Beitrag soll zunächst die aktuelle Forschungsgeschichte zum Komplex „transkulturelle Verflechtungen“ für die japanische Vormoderne zwischen 500 und 1500 nachgezeichnet werden, um Parallelen und Anschlüsse zur aktuellen Debatte in und zu Europa aufzuzeigen. Die Skizze einiger Fallbeispiele sollen dann Perspektiven und Möglichkeiten der Forschung zu transkultureller Verflechtung und Migration im mittelalterlichen Japan verdeutlichen.</P> Migrationen und kulturelle Hybridität im mittelalterlichen Königreich Sizilien 2010-03-27T11:42:50Z 2010-03-27T11:42:50Z http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/epochenuebersicht/details/377 Title: Migrationen und kulturelle Hybridität im mittelalterlichen Königreich Sizilien<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Migration als transkulturelle Verflechtung im mittelalterlichen Jahrtausend<br />Date: 29.09.2010<br />Time: 15.15 h - 18.00 h<br />Description: <p style="text-align: left;"><b>Migrationen und kulturelle Hybridität im mittelalterlichen Königreich Sizilien</b></p><p style="text-align: left;">Referent/in: Benjamin Scheller, Berlin</p><p style="text-align: left;"><b><br /></b></p><p style="text-align: left;"><b>Abstract</b><br /></p><p style="text-align: left;">Thema des Vortrags sind die Wechselbeziehungen zwischen Migrationen und Prozessen kultureller Hybridisierung im hochmittelalterlichen Königreich Sizilien (11.-13. Jhdt.). <br /></p><p style="text-align: left;">Sizilien war im Hochmittelalter Ziel vielfältiger Migrationen. Bis zum Beginn des 13. Jahrhunderts wanderten weiterhin Muslime, v.a. aus Nordafrika ein. Mit dem Beginn der normannischen Herrschaft wurde die Insel zudem Ziel lateinisch-christlicher Einwanderer aus Norditalien, dem festländischen Unteritalien und aus der Toskana. <br /></p><p style="text-align: left;">Seit dem 12. Jahrhundert gibt es immer dichtere Belege für Prozesse kultureller Hybridisierung. Einerseits entsteht ein Milieu sizilianischer Mozaraber. Gleichzeitig übernehmen auch die christlichen Einwanderer vom italienischen Festland die arabische Onomastik und den Kult der griechischen Kirche, der auf der Insel vorherrscht. <br /></p><p style="text-align: left;">In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts kommt es jedoch zu schweren Konflikten zwischen der muslimischen Bevölkerung der Insel und norditalienischen Einwanderern. In den zwanziger und vierziger Jahren des 13. Jahrhunderts rebellieren die sizilianischen Muslime dann gegen Friedrich II. Nachdem er den Aufstand niedergeschlagen hat, lässt der Kaiser sie nach Lucera in Apulien umsiedeln (1222-1246). In der Folgezeit verschwinden auch die Arabismen aus dem Namensgut der christlichen Bevölkerung der Insel. Um 1300 schließlich erscheint die Insel kulturell weitgehend „latinisiert“ und „okzidentalisiert“, mit einer Ausnahme: den Juden, die kulturell weiterhin eng mit der arabischen Welt verflochten bleiben.</p><p style="text-align: left;">Das hochmittelalterliche Sizilien wirft damit die Frage nach dem Verhältnis von kultureller Hybridisierung und kultureller Homogenisierung auf, die in der Geschichte des Mittelalters durch Migrationsprozesse herbeigeführt wurden, und damit eine zentrale Frage einer künftigen Globalgeschichte des Mittelalters .<br /><br /></p> Title: Migrationen und kulturelle Hybridität im mittelalterlichen Königreich Sizilien<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Migration als transkulturelle Verflechtung im mittelalterlichen Jahrtausend<br />Date: 29.09.2010<br />Time: 15.15 h - 18.00 h<br />Description: <p style="text-align: left;"><b>Migrationen und kulturelle Hybridität im mittelalterlichen Königreich Sizilien</b></p><p style="text-align: left;">Referent/in: Benjamin Scheller, Berlin</p><p style="text-align: left;"><b><br /></b></p><p style="text-align: left;"><b>Abstract</b><br /></p><p style="text-align: left;">Thema des Vortrags sind die Wechselbeziehungen zwischen Migrationen und Prozessen kultureller Hybridisierung im hochmittelalterlichen Königreich Sizilien (11.-13. Jhdt.). <br /></p><p style="text-align: left;">Sizilien war im Hochmittelalter Ziel vielfältiger Migrationen. Bis zum Beginn des 13. Jahrhunderts wanderten weiterhin Muslime, v.a. aus Nordafrika ein. Mit dem Beginn der normannischen Herrschaft wurde die Insel zudem Ziel lateinisch-christlicher Einwanderer aus Norditalien, dem festländischen Unteritalien und aus der Toskana. <br /></p><p style="text-align: left;">Seit dem 12. Jahrhundert gibt es immer dichtere Belege für Prozesse kultureller Hybridisierung. Einerseits entsteht ein Milieu sizilianischer Mozaraber. Gleichzeitig übernehmen auch die christlichen Einwanderer vom italienischen Festland die arabische Onomastik und den Kult der griechischen Kirche, der auf der Insel vorherrscht. <br /></p><p style="text-align: left;">In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts kommt es jedoch zu schweren Konflikten zwischen der muslimischen Bevölkerung der Insel und norditalienischen Einwanderern. In den zwanziger und vierziger Jahren des 13. Jahrhunderts rebellieren die sizilianischen Muslime dann gegen Friedrich II. Nachdem er den Aufstand niedergeschlagen hat, lässt der Kaiser sie nach Lucera in Apulien umsiedeln (1222-1246). In der Folgezeit verschwinden auch die Arabismen aus dem Namensgut der christlichen Bevölkerung der Insel. Um 1300 schließlich erscheint die Insel kulturell weitgehend „latinisiert“ und „okzidentalisiert“, mit einer Ausnahme: den Juden, die kulturell weiterhin eng mit der arabischen Welt verflochten bleiben.</p><p style="text-align: left;">Das hochmittelalterliche Sizilien wirft damit die Frage nach dem Verhältnis von kultureller Hybridisierung und kultureller Homogenisierung auf, die in der Geschichte des Mittelalters durch Migrationsprozesse herbeigeführt wurden, und damit eine zentrale Frage einer künftigen Globalgeschichte des Mittelalters .<br /><br /></p> Muslimische Wissenschaftler im yuanzeitlichen China (13./14. Jh.). Das Beispiel der Ärzte 2010-03-27T11:44:42Z 2010-03-27T11:44:42Z http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/epochenuebersicht/details/378 Title: Muslimische Wissenschaftler im yuanzeitlichen China (13./14. Jh.). Das Beispiel der Ärzte<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Migration als transkulturelle Verflechtung im mittelalterlichen Jahrtausend<br />Date: 29.09.2010<br />Time: 15.15 h - 18.00 h<br />Description: <p style="text-align: left;"><b>Muslimische Wissenschaftler im yuanzeitlichen China (13./14. Jahrhundert). Das Beispiel der Ärzte</b></p><p style="text-align: left;">Referent/in: Angela Schottenhammer, Mexiko</p><p style="text-align: left;"><br /></p><p style="text-align: left;"><b>Abstract<br /></b></p><p style="text-align: left;">Bis noch vor wenigen Jahren wurde die Yuan-Dynastie (1279-1367) in China – eine sogenannte Fremdherrschaft, da die regierende Elite Mongolen waren – in der westlichen Sinologie immer wieder als finsterstes Mittelalter betrachtet, das sich durch Kriege, Tod und Barbarei auszeichnete. Nur wenige „Pionierstudien“ lenkten die Aufmerksamkeit auf die Tatsache, dass gerade während der Zeit, als China Teil des mongolischen Reiches war, ein reger wissenschaftlicher Austausch zwischen China und dem Westen stattfand. Dies betraf u.a. den Bereich der Medizin. Denn die mongolische Herrscherelite legte großen Wert auf medizinische Qualität und förderte medizinisches Wissen, Ärzte sowie die landesweite Etablierung von „Wohlfahrtsapotheken“(huimin yaoju 惠民藥局). Die Entwicklung im Bereich der Medizin war so positiv, dass Paul-David Buell kürzlich sogar von einer „medical globalization“ sprach.&nbsp; Joseph Needham betonte, dass während der Regierungszeit des Khans Khubilai (r. 1260-1294) “(t)here was a general move…to raise the intellectual standing of the physicians.” In diesem Zusammenhang gründete der Yuan-Kaiserhof vier medizinische Schulen in der Hauptstadt, die durchweg von persisch-iranischen medizinischen Praktiken beeinflusst waren.&nbsp; Und natürlich kamen auf diesem Wege auch verstärkt muslimische Ärzte aus dem Iran nach China, wo sie ihre Medizin und ihre Rezepturen (yaofang 藥方) anwandten. Diese Entwicklung mag sogar manche Chinesen dazu bewogen haben, den Arztberuf zu ergreifen und sich muslimischer Heilpraktiken zu bedienen. Allgemein attrahierte die positive Politik des Yuan-Hofes gegenüber Ärzten, die traditionell in China eher eine bescheidene soziale Rolle innehatten, mehr Angehörige der chinesischen Elite als in früheren Dynastien.&nbsp;</p><p style="text-align: left;">Zwei der wohl wichtigsten medizinischen Texte sind beispielsweise das Yinshan zhengyao 飲膳正要 (Prinzipien einer korrekten Diätetik), ein Text zur Diätetik, der von einem kaiserlichen Hofarzt am mongolischen Hof, Hu Sihui 忽思恚, verfasst und kürzlich von Paul-David Buell und Eugene Anderson ins Englische übertragen wurde, sowie ein mingzeitliches Manuskript mit zahlreichen Rezepturen, die in der persischen Medizin in Gebrauch waren, das Huihui yaofang 回回藥方 (Muslimische Medizinische Rezepturen).&nbsp; Möglicherweise war das Huihui yaofang ursprünglich Teil einer Enzyklopädie oder eines Handbuches zur Praxis der muslimischen Medizin, welches Ärzten in China als Handbuch diente.</p><p style="text-align: left;">Im folgenden Beitrag möchte ich einige Beispiele für den intensiven wissenschaftlichen Austausch im Bereich der Medizin geben und eine vorsichtige Einschätzung wagen, inwieweit muslimische Medizin nicht allein in Kreisen der mongolischen Elite praktiziert sondern auch Eingang in das soziale Leben der Bevölkerung fand.<br /><br /></p> Title: Muslimische Wissenschaftler im yuanzeitlichen China (13./14. Jh.). Das Beispiel der Ärzte<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Migration als transkulturelle Verflechtung im mittelalterlichen Jahrtausend<br />Date: 29.09.2010<br />Time: 15.15 h - 18.00 h<br />Description: <p style="text-align: left;"><b>Muslimische Wissenschaftler im yuanzeitlichen China (13./14. Jahrhundert). Das Beispiel der Ärzte</b></p><p style="text-align: left;">Referent/in: Angela Schottenhammer, Mexiko</p><p style="text-align: left;"><br /></p><p style="text-align: left;"><b>Abstract<br /></b></p><p style="text-align: left;">Bis noch vor wenigen Jahren wurde die Yuan-Dynastie (1279-1367) in China – eine sogenannte Fremdherrschaft, da die regierende Elite Mongolen waren – in der westlichen Sinologie immer wieder als finsterstes Mittelalter betrachtet, das sich durch Kriege, Tod und Barbarei auszeichnete. Nur wenige „Pionierstudien“ lenkten die Aufmerksamkeit auf die Tatsache, dass gerade während der Zeit, als China Teil des mongolischen Reiches war, ein reger wissenschaftlicher Austausch zwischen China und dem Westen stattfand. Dies betraf u.a. den Bereich der Medizin. Denn die mongolische Herrscherelite legte großen Wert auf medizinische Qualität und förderte medizinisches Wissen, Ärzte sowie die landesweite Etablierung von „Wohlfahrtsapotheken“(huimin yaoju 惠民藥局). Die Entwicklung im Bereich der Medizin war so positiv, dass Paul-David Buell kürzlich sogar von einer „medical globalization“ sprach.&nbsp; Joseph Needham betonte, dass während der Regierungszeit des Khans Khubilai (r. 1260-1294) “(t)here was a general move…to raise the intellectual standing of the physicians.” In diesem Zusammenhang gründete der Yuan-Kaiserhof vier medizinische Schulen in der Hauptstadt, die durchweg von persisch-iranischen medizinischen Praktiken beeinflusst waren.&nbsp; Und natürlich kamen auf diesem Wege auch verstärkt muslimische Ärzte aus dem Iran nach China, wo sie ihre Medizin und ihre Rezepturen (yaofang 藥方) anwandten. Diese Entwicklung mag sogar manche Chinesen dazu bewogen haben, den Arztberuf zu ergreifen und sich muslimischer Heilpraktiken zu bedienen. Allgemein attrahierte die positive Politik des Yuan-Hofes gegenüber Ärzten, die traditionell in China eher eine bescheidene soziale Rolle innehatten, mehr Angehörige der chinesischen Elite als in früheren Dynastien.&nbsp;</p><p style="text-align: left;">Zwei der wohl wichtigsten medizinischen Texte sind beispielsweise das Yinshan zhengyao 飲膳正要 (Prinzipien einer korrekten Diätetik), ein Text zur Diätetik, der von einem kaiserlichen Hofarzt am mongolischen Hof, Hu Sihui 忽思恚, verfasst und kürzlich von Paul-David Buell und Eugene Anderson ins Englische übertragen wurde, sowie ein mingzeitliches Manuskript mit zahlreichen Rezepturen, die in der persischen Medizin in Gebrauch waren, das Huihui yaofang 回回藥方 (Muslimische Medizinische Rezepturen).&nbsp; Möglicherweise war das Huihui yaofang ursprünglich Teil einer Enzyklopädie oder eines Handbuches zur Praxis der muslimischen Medizin, welches Ärzten in China als Handbuch diente.</p><p style="text-align: left;">Im folgenden Beitrag möchte ich einige Beispiele für den intensiven wissenschaftlichen Austausch im Bereich der Medizin geben und eine vorsichtige Einschätzung wagen, inwieweit muslimische Medizin nicht allein in Kreisen der mongolischen Elite praktiziert sondern auch Eingang in das soziale Leben der Bevölkerung fand.<br /><br /></p> Einführung: Grenzenloser Reichtum? 2010-07-22T13:22:24Z 2010-07-22T13:22:24Z http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/epochenuebersicht/details/620 Title: Einführung: Grenzenloser Reichtum?<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Grenzenloser Reichtum? Spätmittelalterliche Reflexionen über Geld, Gier und das Glück<br />Date: 30.09.2010<br />Time: 15.15 h - 18.00 h<br />Description: <p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;"><b>Einführung: Grenzenloser Reichtum?</b></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;">Referent/in: Petra Schulte, Köln / Peter Hesse, Köln<br /></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;"><br /></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;"><b>Abstract</b><br /></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;">Das Nachdenken über den Reichtum, das von der christlichen Tradition, dem römischen und kanonischen Recht sowie der antiken, vornehmlich aristotelischen, Philosophie beeinflusst wurde, erfolgte im späteren Mittelalter auf europäischer Ebene. Wohlstand und Reichtum, in diesem Punkt stimmten die zeitgenössischen Intellektuellen überein, könne eine Gesellschaft nur in Zeiten des inneren und äußeren Friedens und unter einer gerechten Regierung erlangen. In Anlehnung an Aristoteles warnte man zugleich vor den Extremen. Die Stabilität der sozialen und politischen Ordnung erschien nur dann gewährleistet, wenn das Volk weder zu reich noch zu arm sei. Denn der sehr Reiche missachte die Gesetze aus Hochmut, der sehr Arme aus Not. Allein der Mittelstand, die relative Gleichheit der Menschen, garantiere die Eintracht. Eine solche könne zwischen den sehr Reichen und sehr Armen nicht bestehen, da jene zur machtvollen Durchsetzung ihrer Interessen und zur Unterdrückung der anderen, diese zu Neid und Raub tendierten. Auch wurde der Erwerb von Reichtum mit Sorge betrachtet. Die an ihn gebundene Begierde war nach einem Wort des Apostels Paulus die „Wurzel allen Übels“; der maßlose Wunsch, mehr zu besitzen, als man gemäß der eigenen Stellung zum Leben benötigt, galt als Laster der avaritia, der Habgier und des Geizes. Mahnend hatte schon Aristoteles in der „Nikomachischen Ethik“ geschrieben, dass im Reichtum keine Glückseligkeit bestehen könne, da er nur als Mittel zu anderen Zwecken zu gebrauchen sei. <br /></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;">Das Schwerpunktthema des Historikertages „Über Grenzen“ findet in dieser Sektion in mehrfacher Hinsicht Berücksichtigung. Erörtert werden soll zum einen der grenzüberschreitende intellektuelle Diskurs, der auf unterschiedliche, an Grenzen gebundene politische Gegebenheiten traf, sowie die Selbst- und Fremdbeschreibungen vor diesem Hintergrund. Ferner richtet sich unser Blick auf die Grenzziehung zwischen dem individuellem und dem öffentlichem Nutzen. Worin bestand das Glück des Einzelnen, worin das Wohlergehen der Gemeinschaft? War beides ohne die Tugend denkbar? Oder ohne den Reichtum? Begründeten sich Tugend und Wohlstand wechselseitig? Hatte das Gemeinwesen Zugriff auf das Eigentum des Einzelnen? Wenn ja, in welchen Situationen und mit welcher Begründung? Hatten die Wohlhabenden in besonderer Weise für die Gemeinschaft einzutreten? Wie begegnete man dem Schicksal? Wie wurden Krisen bewertet? Schließlich ist auf die Grenze zwischen dem Lebensnotwendigen und dem Überfluss einzugehen. Wurde die Definition versucht? War und ist es darüber hinaus möglich, eine Grenze des Reichtums zu bestimmen?<br mce_bogus="1"></p> Title: Einführung: Grenzenloser Reichtum?<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Grenzenloser Reichtum? Spätmittelalterliche Reflexionen über Geld, Gier und das Glück<br />Date: 30.09.2010<br />Time: 15.15 h - 18.00 h<br />Description: <p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;"><b>Einführung: Grenzenloser Reichtum?</b></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;">Referent/in: Petra Schulte, Köln / Peter Hesse, Köln<br /></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;"><br /></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;"><b>Abstract</b><br /></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;">Das Nachdenken über den Reichtum, das von der christlichen Tradition, dem römischen und kanonischen Recht sowie der antiken, vornehmlich aristotelischen, Philosophie beeinflusst wurde, erfolgte im späteren Mittelalter auf europäischer Ebene. Wohlstand und Reichtum, in diesem Punkt stimmten die zeitgenössischen Intellektuellen überein, könne eine Gesellschaft nur in Zeiten des inneren und äußeren Friedens und unter einer gerechten Regierung erlangen. In Anlehnung an Aristoteles warnte man zugleich vor den Extremen. Die Stabilität der sozialen und politischen Ordnung erschien nur dann gewährleistet, wenn das Volk weder zu reich noch zu arm sei. Denn der sehr Reiche missachte die Gesetze aus Hochmut, der sehr Arme aus Not. Allein der Mittelstand, die relative Gleichheit der Menschen, garantiere die Eintracht. Eine solche könne zwischen den sehr Reichen und sehr Armen nicht bestehen, da jene zur machtvollen Durchsetzung ihrer Interessen und zur Unterdrückung der anderen, diese zu Neid und Raub tendierten. Auch wurde der Erwerb von Reichtum mit Sorge betrachtet. Die an ihn gebundene Begierde war nach einem Wort des Apostels Paulus die „Wurzel allen Übels“; der maßlose Wunsch, mehr zu besitzen, als man gemäß der eigenen Stellung zum Leben benötigt, galt als Laster der avaritia, der Habgier und des Geizes. Mahnend hatte schon Aristoteles in der „Nikomachischen Ethik“ geschrieben, dass im Reichtum keine Glückseligkeit bestehen könne, da er nur als Mittel zu anderen Zwecken zu gebrauchen sei. <br /></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;">Das Schwerpunktthema des Historikertages „Über Grenzen“ findet in dieser Sektion in mehrfacher Hinsicht Berücksichtigung. Erörtert werden soll zum einen der grenzüberschreitende intellektuelle Diskurs, der auf unterschiedliche, an Grenzen gebundene politische Gegebenheiten traf, sowie die Selbst- und Fremdbeschreibungen vor diesem Hintergrund. Ferner richtet sich unser Blick auf die Grenzziehung zwischen dem individuellem und dem öffentlichem Nutzen. Worin bestand das Glück des Einzelnen, worin das Wohlergehen der Gemeinschaft? War beides ohne die Tugend denkbar? Oder ohne den Reichtum? Begründeten sich Tugend und Wohlstand wechselseitig? Hatte das Gemeinwesen Zugriff auf das Eigentum des Einzelnen? Wenn ja, in welchen Situationen und mit welcher Begründung? Hatten die Wohlhabenden in besonderer Weise für die Gemeinschaft einzutreten? Wie begegnete man dem Schicksal? Wie wurden Krisen bewertet? Schließlich ist auf die Grenze zwischen dem Lebensnotwendigen und dem Überfluss einzugehen. Wurde die Definition versucht? War und ist es darüber hinaus möglich, eine Grenze des Reichtums zu bestimmen?<br mce_bogus="1"></p> Lucra honorabilia. Reichtum und Herrschaft in der spätmittelalterlichen politischen Philosophie 2010-03-27T16:37:16Z 2010-03-27T16:37:16Z http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/epochenuebersicht/details/436 Title: Lucra honorabilia. Reichtum und Herrschaft in der spätmittelalterlichen politischen Philosophie<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Grenzenloser Reichtum? Spätmittelalterliche Reflexionen über Geld, Gier und das Glück<br />Date: 30.09.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;"><b>Lucra honorabilia. Reichtum und Herrschaft in der spätmittelalterlichen politischen Philosophie</b></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;">Referent/in: Ulrich Meier, Bielefeld</p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;"><br /></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;"><b>Abstract</b><br /></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;">Seit der Antike war der Diskurs über Reichtum eng mit dem Nachdenken über die rechte Verfassung des Gemeinwesens verknüpft. Besitz galt als notwendiges Mittel zu einem guten Leben in Polis und Republik. Mit der Christianisierung Roms und Europas setzte eine folgenschwere Theologisierung der genannten Sachverhalte ein. Herrschaft, Besitz und Reichtum standen nun unter erhöhtem Begründungszwang. Erst der Sündenfall nämlich schien sie hervorgebracht und nötig gemacht zu haben. Sünde und Herrschaft verwiesen damit ebenso aufeinander wie Sündenfall und Reichtum. Seit dem 12. Jahrhundert allerdings differenzierten sich die Diskurse erneut aus; es wurde, so die erste These, erneut möglich, über Herrschaft und Eigentum als natürliche Sachverhalte zu reden. Verantwortlich dafür war die verstärkte Hinwendung zum römischen und kanonischen Recht. Auffallend ist, dass das Nachdenken über Herrschaft in diesem Kontext dem Nachdenken über Eigentum argumentativ und strukturell frappierend ähnelte. Die vollständige Lösung der Eigentums- und Reichtumsproblematik von der Heilsgeschichte geschah dann im Rahmen der politischen Theorie und vor allem im Umfeld der Stadtrepubliken. Die Diskussion um die Bedeutung des Reichtums für die Republik wird deshalb der zweite Schwerpunkt des Beitrags sein. In einem dritten Zugriff wird schließlich ein radikaler Perspektivwechsel vollzogen. Thematisiert werden die Auswirkungen eines fundamentalen Paradigmenwechsels im physikalischen Kausalitätskonzept um 1300 auf die Vorstellungen von Reichtumsbildung und auf die Theorie von Herrschaft. Alle drei genannten Diskursfelder verweisen auf Modernisierungspotentiale mittelalterlichen Denkens, die es in ihrer Komplexität und in ihrer Relevanz für die Neuzeit erst noch freizulegen gilt.</p> Title: Lucra honorabilia. Reichtum und Herrschaft in der spätmittelalterlichen politischen Philosophie<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Grenzenloser Reichtum? Spätmittelalterliche Reflexionen über Geld, Gier und das Glück<br />Date: 30.09.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;"><b>Lucra honorabilia. Reichtum und Herrschaft in der spätmittelalterlichen politischen Philosophie</b></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;">Referent/in: Ulrich Meier, Bielefeld</p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;"><br /></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;"><b>Abstract</b><br /></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;">Seit der Antike war der Diskurs über Reichtum eng mit dem Nachdenken über die rechte Verfassung des Gemeinwesens verknüpft. Besitz galt als notwendiges Mittel zu einem guten Leben in Polis und Republik. Mit der Christianisierung Roms und Europas setzte eine folgenschwere Theologisierung der genannten Sachverhalte ein. Herrschaft, Besitz und Reichtum standen nun unter erhöhtem Begründungszwang. Erst der Sündenfall nämlich schien sie hervorgebracht und nötig gemacht zu haben. Sünde und Herrschaft verwiesen damit ebenso aufeinander wie Sündenfall und Reichtum. Seit dem 12. Jahrhundert allerdings differenzierten sich die Diskurse erneut aus; es wurde, so die erste These, erneut möglich, über Herrschaft und Eigentum als natürliche Sachverhalte zu reden. Verantwortlich dafür war die verstärkte Hinwendung zum römischen und kanonischen Recht. Auffallend ist, dass das Nachdenken über Herrschaft in diesem Kontext dem Nachdenken über Eigentum argumentativ und strukturell frappierend ähnelte. Die vollständige Lösung der Eigentums- und Reichtumsproblematik von der Heilsgeschichte geschah dann im Rahmen der politischen Theorie und vor allem im Umfeld der Stadtrepubliken. Die Diskussion um die Bedeutung des Reichtums für die Republik wird deshalb der zweite Schwerpunkt des Beitrags sein. In einem dritten Zugriff wird schließlich ein radikaler Perspektivwechsel vollzogen. Thematisiert werden die Auswirkungen eines fundamentalen Paradigmenwechsels im physikalischen Kausalitätskonzept um 1300 auf die Vorstellungen von Reichtumsbildung und auf die Theorie von Herrschaft. Alle drei genannten Diskursfelder verweisen auf Modernisierungspotentiale mittelalterlichen Denkens, die es in ihrer Komplexität und in ihrer Relevanz für die Neuzeit erst noch freizulegen gilt.</p> Die Ethik des Reichtums im Herzogtum Burgund 2010-03-27T16:38:52Z 2010-03-27T16:38:52Z http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/epochenuebersicht/details/437 Title: Die Ethik des Reichtums im Herzogtum Burgund<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Grenzenloser Reichtum? Spätmittelalterliche Reflexionen über Geld, Gier und das Glück<br />Date: 30.09.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;"><b>Die Ethik des Reichtums im Herzogtum Burgund</b></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;">Referent/in: Petra Schulte, Köln</p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;"><br /></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;"><b>Abstract</b><br /></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;">In der franko-burgundischen Literatur, die dem Herzog und dem Adel die Grundlagen der politischen Ethik vermittelte, wurde der Reichtum des Herrschers als notwendig deklariert und mit der Existenz eines Schatzes (trésor) verbunden, auf den nur in der Not zurückgegriffen werden dürfe. Das offen präsentierte, richtig verwendete Vermögen erhebe den Fürsten über die anderen, mache es insofern unmöglich, sich mit ihm zu vergleichen, und wirke auf potentielle Gegner abschreckend. Komme es dennoch zum Krieg, verfüge der Herrscher über genügend Geld, um schnell ein Heer zusammenstellen, das ihn und sein Land verteidige. Die Erörterung des Fundaments dieses Reichtums wurde maßgeblich von dem naturrechtlichen Gebot bestimmt, den anderen in seinem Eigentum nicht zu schädigen. Der Fürst dürfe allein im Fall der Not, das heißt des unmittelbar bevorstehenden, von ihm nicht verschuldeten Kriegs und der Hochzeit seiner Töchter, Abgaben von den Untertanen erheben und habe ansonsten von den Einkünften aus seiner Domäne zu leben und für den Fall der äußeren Bedrohung Geld zurückzulegen. Die Tatsache, dass bei den burgundischen Herzögen – anders als ihr nach außen gezeigter, vielbewunderter Reichtum vermuten ließe&nbsp;– das Geld stets knapp war, führte in ihrem Umfeld zu einer offen formuliert Kritik. Unter Philipp dem Guten und Karl dem Kühnen wurden die Gründe für die Finanznot benannt, nachdrücklich deren negativen Folgen aufgezeigt und mit dem Hinweis, dass die Ausgaben den Einnahmen zu entsprechen hätten, Haushaltspläne entwickelt. Ferner diskutierte man das Laster der avaritia und die Tugend der liberalitas, der Freigebigkeit, neu.<br /></p> Title: Die Ethik des Reichtums im Herzogtum Burgund<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Grenzenloser Reichtum? Spätmittelalterliche Reflexionen über Geld, Gier und das Glück<br />Date: 30.09.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;"><b>Die Ethik des Reichtums im Herzogtum Burgund</b></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;">Referent/in: Petra Schulte, Köln</p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;"><br /></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;"><b>Abstract</b><br /></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;">In der franko-burgundischen Literatur, die dem Herzog und dem Adel die Grundlagen der politischen Ethik vermittelte, wurde der Reichtum des Herrschers als notwendig deklariert und mit der Existenz eines Schatzes (trésor) verbunden, auf den nur in der Not zurückgegriffen werden dürfe. Das offen präsentierte, richtig verwendete Vermögen erhebe den Fürsten über die anderen, mache es insofern unmöglich, sich mit ihm zu vergleichen, und wirke auf potentielle Gegner abschreckend. Komme es dennoch zum Krieg, verfüge der Herrscher über genügend Geld, um schnell ein Heer zusammenstellen, das ihn und sein Land verteidige. Die Erörterung des Fundaments dieses Reichtums wurde maßgeblich von dem naturrechtlichen Gebot bestimmt, den anderen in seinem Eigentum nicht zu schädigen. Der Fürst dürfe allein im Fall der Not, das heißt des unmittelbar bevorstehenden, von ihm nicht verschuldeten Kriegs und der Hochzeit seiner Töchter, Abgaben von den Untertanen erheben und habe ansonsten von den Einkünften aus seiner Domäne zu leben und für den Fall der äußeren Bedrohung Geld zurückzulegen. Die Tatsache, dass bei den burgundischen Herzögen – anders als ihr nach außen gezeigter, vielbewunderter Reichtum vermuten ließe&nbsp;– das Geld stets knapp war, führte in ihrem Umfeld zu einer offen formuliert Kritik. Unter Philipp dem Guten und Karl dem Kühnen wurden die Gründe für die Finanznot benannt, nachdrücklich deren negativen Folgen aufgezeigt und mit dem Hinweis, dass die Ausgaben den Einnahmen zu entsprechen hätten, Haushaltspläne entwickelt. Ferner diskutierte man das Laster der avaritia und die Tugend der liberalitas, der Freigebigkeit, neu.<br /></p> Vom Nutzen und Schaden des Reichtums 2010-03-27T16:41:04Z 2010-03-27T16:41:04Z http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/epochenuebersicht/details/438 Title: Vom Nutzen und Schaden des Reichtums<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Grenzenloser Reichtum? Spätmittelalterliche Reflexionen über Geld, Gier und das Glück<br />Date: 30.09.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;"><b>Vom Nutzen und Schaden des Reichtums. Junge Nachfolger in oberdeutschen Familiengesellschaften</b></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;">Referent/in: Mechthild Isenmann, Leipzig</p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;"><br /></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;"><b>Abstract</b><br /></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;">Verführungen durch Reichtum konnten im 15. und 16.Jahrhundert (wie eigentlich zu allen Zeiten) zu einem immer wieder auftretenden Problem werden, das massive Konflikte nach sich zog. Speziell potentielle junge Nachfolger von Familiengesellschaften und ihr Verhalten in Bezug auf Reichtum, sei es, dass sie den Verführungen erlegen waren oder ihnen widerstanden, sich also „gehorsam und fleißig“ zeigten, sollen mithilfe ausgewählter einschlägiger Handelsgesellschaften des 15. und 16. Jahrhunderts dargestellt werden. Die zum Teil gravierenden Folgen für die Familien und ihre Handelsgesellschaften können dadurch deutlich gemacht werden. Die Gefahr für eine Gesellschaft durch in finanziellen Angelegenheiten unzuverlässige, der Spielleidenschaft verfallene oder auch allgemein liederliche Nachfolger vermögender Familien war existent und wurde als solche wahrgenommen. Zum Schutz der Gesellschaft setzten die Regierer (Leiter) und ihre Mitgesellschafter unterschiedliche Strategien ein, mit denen sie versuchten, den Gefahren zu begegnen. So sollte die beste Ausbildung nach strengen allgemein verbreiteten Prinzipien den Nachwuchs befähigen, die notwendige Disziplin aufzubringen. Es wurden unternehmerische Instrumente eingesetzt, wie etwa die normativ-vertragsrechtliche Bindung durch Gesellschaftsverträge mit ihren einschlägigen Artikeln, aber auch innerfamiliäre Strategien, z.B. sich den Gegebenheiten anpassende Testamente. Als ultima ratio blieb nur noch der Ausschluss des unverbesserlichen Nachwuchses.<br /></p> Title: Vom Nutzen und Schaden des Reichtums<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Grenzenloser Reichtum? Spätmittelalterliche Reflexionen über Geld, Gier und das Glück<br />Date: 30.09.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;"><b>Vom Nutzen und Schaden des Reichtums. Junge Nachfolger in oberdeutschen Familiengesellschaften</b></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;">Referent/in: Mechthild Isenmann, Leipzig</p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;"><br /></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;"><b>Abstract</b><br /></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;">Verführungen durch Reichtum konnten im 15. und 16.Jahrhundert (wie eigentlich zu allen Zeiten) zu einem immer wieder auftretenden Problem werden, das massive Konflikte nach sich zog. Speziell potentielle junge Nachfolger von Familiengesellschaften und ihr Verhalten in Bezug auf Reichtum, sei es, dass sie den Verführungen erlegen waren oder ihnen widerstanden, sich also „gehorsam und fleißig“ zeigten, sollen mithilfe ausgewählter einschlägiger Handelsgesellschaften des 15. und 16. Jahrhunderts dargestellt werden. Die zum Teil gravierenden Folgen für die Familien und ihre Handelsgesellschaften können dadurch deutlich gemacht werden. Die Gefahr für eine Gesellschaft durch in finanziellen Angelegenheiten unzuverlässige, der Spielleidenschaft verfallene oder auch allgemein liederliche Nachfolger vermögender Familien war existent und wurde als solche wahrgenommen. Zum Schutz der Gesellschaft setzten die Regierer (Leiter) und ihre Mitgesellschafter unterschiedliche Strategien ein, mit denen sie versuchten, den Gefahren zu begegnen. So sollte die beste Ausbildung nach strengen allgemein verbreiteten Prinzipien den Nachwuchs befähigen, die notwendige Disziplin aufzubringen. Es wurden unternehmerische Instrumente eingesetzt, wie etwa die normativ-vertragsrechtliche Bindung durch Gesellschaftsverträge mit ihren einschlägigen Artikeln, aber auch innerfamiliäre Strategien, z.B. sich den Gegebenheiten anpassende Testamente. Als ultima ratio blieb nur noch der Ausschluss des unverbesserlichen Nachwuchses.<br /></p> Venezianischer Reichtum zwischen Habgier und Freigebigkeit 2010-03-27T17:48:53Z 2010-03-27T17:48:53Z http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/epochenuebersicht/details/439 Title: Venezianischer Reichtum zwischen Habgier und Freigebigkeit<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Grenzenloser Reichtum? Spätmittelalterliche Reflexionen über Geld, Gier und das Glück<br />Date: 30.09.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;"><b>Venezianischer Reichtum zwischen Habgier und Freigebigkeit</b></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;">Referent/in: Peter Hesse, Köln</p><p style="text-align: left;"><br /></p><p style="text-align: left;"><b>Abstract</b></p><p style="text-align: left;">Der in Venedig während des späten Mittelalters allenthalben offen zur Schau gestellte Reichtum wirft die Frage auf, inwiefern sich die Venezianer mit diesem Phänomen des Überflusses geistig auseinandersetzten und wie sie den Reichtum beurteilten? Unter den Venezianern und den Reisenden, welche die Stadt besuchten, finden sich verschiedene Stimmen, die den Reichtum anhand solcher Kriterien bewerten, die auf der Basis der Beobachtung des Umgangs der Menschen mit Gütern im Überfluss aufgestellt wurden. Zu diesen zählt unter anderem die Tugend der Freigebigkeit und das Laster der Habsucht. In dieser Hinsicht verbreiten die Autoren häufig Allgemeinplätze, die sich nicht selten in der Moraldidaxe Europas im ausgehenden Mittelalters finden: Zu diesen Auffassungen gehört etwa, dass der Habsüchtige seiner Umgebung das Leben schwer macht, zu Straftaten bereit ist, um Reichtum zu erlangen, und von Gott geschlagen wird. Es finden sich jedoch auch Schriftsteller, die bescheinigen, dass Freigebigkeit den Empfängern von Almosen ebenso nützlich ist wie bedürftigen Verwandten, dass das gesamte Gemeinwesen vom Reichtum weniger Personen profitiert. Die Aussagen fügen sich allerdings nirgends zu einer kohärenten, geschweige denn logisch aufgebauten Lehre zusammen. Trotz dieser Unterschiede ist jedoch eines allen Autoren gemeinsam: die grundsätzliche Aussage, dass Reichtum den Mitmenschen und dem Gemeinwesen nutzen soll. Dies setzt den rechten Gebrauch, die richtige Anwendung von Hab und Gut voraus. In diesem Sinne argumentieren die verschiedenen Autoren, dass Reichtum für einen sinnvollen Zweck verwendet werden soll. Somit wird der Gedanke des Reichtums um des Reichtums willen ebenso verworfen wie der Genuss des Reichtums allein durch den Reichen. In den Exempeln der Moraldidaxe überwiegen demgegenüber Motive des Gebens als Anleitung zum rechten Handeln. Insgesamt findet sich im Venedig des 15. Jahrhunderts und darüber hinaus in ganz Europa neben solchen gemeinsamen grundlegenden Gedanken eine rege Diskussion, was den Nutzen und den Schaden als auch die Verwendung von Reichtümern und die damit verbundenen Sünden und Tugenden anbelangt, die unter anderem durch die geistigen Gegensätze, welche die Renaissance aufgebrochen hatte, angeregt wurde.</p> Title: Venezianischer Reichtum zwischen Habgier und Freigebigkeit<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Grenzenloser Reichtum? Spätmittelalterliche Reflexionen über Geld, Gier und das Glück<br />Date: 30.09.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;"><b>Venezianischer Reichtum zwischen Habgier und Freigebigkeit</b></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;">Referent/in: Peter Hesse, Köln</p><p style="text-align: left;"><br /></p><p style="text-align: left;"><b>Abstract</b></p><p style="text-align: left;">Der in Venedig während des späten Mittelalters allenthalben offen zur Schau gestellte Reichtum wirft die Frage auf, inwiefern sich die Venezianer mit diesem Phänomen des Überflusses geistig auseinandersetzten und wie sie den Reichtum beurteilten? Unter den Venezianern und den Reisenden, welche die Stadt besuchten, finden sich verschiedene Stimmen, die den Reichtum anhand solcher Kriterien bewerten, die auf der Basis der Beobachtung des Umgangs der Menschen mit Gütern im Überfluss aufgestellt wurden. Zu diesen zählt unter anderem die Tugend der Freigebigkeit und das Laster der Habsucht. In dieser Hinsicht verbreiten die Autoren häufig Allgemeinplätze, die sich nicht selten in der Moraldidaxe Europas im ausgehenden Mittelalters finden: Zu diesen Auffassungen gehört etwa, dass der Habsüchtige seiner Umgebung das Leben schwer macht, zu Straftaten bereit ist, um Reichtum zu erlangen, und von Gott geschlagen wird. Es finden sich jedoch auch Schriftsteller, die bescheinigen, dass Freigebigkeit den Empfängern von Almosen ebenso nützlich ist wie bedürftigen Verwandten, dass das gesamte Gemeinwesen vom Reichtum weniger Personen profitiert. Die Aussagen fügen sich allerdings nirgends zu einer kohärenten, geschweige denn logisch aufgebauten Lehre zusammen. Trotz dieser Unterschiede ist jedoch eines allen Autoren gemeinsam: die grundsätzliche Aussage, dass Reichtum den Mitmenschen und dem Gemeinwesen nutzen soll. Dies setzt den rechten Gebrauch, die richtige Anwendung von Hab und Gut voraus. In diesem Sinne argumentieren die verschiedenen Autoren, dass Reichtum für einen sinnvollen Zweck verwendet werden soll. Somit wird der Gedanke des Reichtums um des Reichtums willen ebenso verworfen wie der Genuss des Reichtums allein durch den Reichen. In den Exempeln der Moraldidaxe überwiegen demgegenüber Motive des Gebens als Anleitung zum rechten Handeln. Insgesamt findet sich im Venedig des 15. Jahrhunderts und darüber hinaus in ganz Europa neben solchen gemeinsamen grundlegenden Gedanken eine rege Diskussion, was den Nutzen und den Schaden als auch die Verwendung von Reichtümern und die damit verbundenen Sünden und Tugenden anbelangt, die unter anderem durch die geistigen Gegensätze, welche die Renaissance aufgebrochen hatte, angeregt wurde.</p> Reichtum und Armut als Werk der Fortuna: spätmittelalterliche Text- und Bildzeugnisse 2010-03-27T17:51:06Z 2010-03-27T17:51:06Z http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/epochenuebersicht/details/440 Title: Reichtum und Armut als Werk der Fortuna: spätmittelalterliche Text- und Bildzeugnisse<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Grenzenloser Reichtum? Spätmittelalterliche Reflexionen über Geld, Gier und das Glück<br />Date: 30.09.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;"><b>Reichtum und Armut als Werk der Fortuna: spätmittelalterliche Text- und Bildzeugnisse</b></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;">Referent/in: Gabriele Annas, Frankfurt/M.</p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;"><br /></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;"><b>Abstract</b><br /></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;">Reichtum und Armut als Werk der Fortuna: Obgleich heidnisch-antiken Ursprungs – als Personifikation des unberechenbaren menschlichen Geschicks und zugleich Göttin irdischer Glücksgüter – hat die Gestalt der Fortuna auch im moralphilosophischen und politischen Diskurs des christlichen Mittelalters eine durchaus prominente Rolle gespielt. Denn in Verbindung mit der komplexen Fortuna-Problematik wurden zugleich zentrale philosophische und theologische Fragestellungen aufgeworfen, die in Traktaten und Geschichtswerken, in Romanen und anderen literarischen Schriften, aber auch in der visuellen Kultur (in der Bauskulptur, in der Buchmalerei sowie auf Tapisserien) immer wieder aufs Neue – als gedankliche Dichotomie von providentieller Weltordnung und Freiheit des menschlichen Willens – thematisiert wurden. Symbolträchtiges Sinnbild für die Wechselhaftigkeit des Irdischen, die Unberechenbarkeit des menschlichen Daseins zwischen Glück und Unglück, Reichtum und Armut, war das stetig kreisende Schicksals- und Glücksrad des Mittelalters, das von Fortuna maschinell mit einer Kurbel von außen bedient oder durch einen Griff in die Speichen vom Zentrum aus in Bewegung gehalten wurde. Neben der tradierten Schicksalskonzeption des früh- und hochmittelalterlichen Fortuna-Diskurses sollte sich indes spätestens seit dem Quattrocento – nach ersten Vorläufern bereits in staufischer Zeit – ein neues Bild der Glücks- und Schicksalsgöttin konstituieren, die nun durch tugendhaftes Verhalten, durch moralische Festigkeit und Geistesstärke des vernunftbegabten, eigenverantwortlich handelnden Individuums „domestiziert“ werden konnte. Ist die Fortuna des Boethius (Consolatio Philosophiae) als Dienerin Gottes dem göttlichen Bereich der providentiellen Ordnung zugeordnet und damit zugleich dem menschlichen Einflussbereich entzogen, so entgleitet im späten Mittelalter die Schicksalsmacht der göttlichen Sphäre und wird zu einem wesentlichen Bestandteil des menschlichen Erfahrungsbereichs. Indem der einzelne die günstige Gelegenheit nutzt – und das Glück beim Schopfe fasst –, kann er das rotierende Rad der Fortuna zum Stillstand bringen und die erworbenen Glücksgüter (Reichtum, Ehre, Macht) bewahren oder gar vermehren.<br /></p> Title: Reichtum und Armut als Werk der Fortuna: spätmittelalterliche Text- und Bildzeugnisse<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Grenzenloser Reichtum? Spätmittelalterliche Reflexionen über Geld, Gier und das Glück<br />Date: 30.09.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;"><b>Reichtum und Armut als Werk der Fortuna: spätmittelalterliche Text- und Bildzeugnisse</b></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;">Referent/in: Gabriele Annas, Frankfurt/M.</p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;"><br /></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;"><b>Abstract</b><br /></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;">Reichtum und Armut als Werk der Fortuna: Obgleich heidnisch-antiken Ursprungs – als Personifikation des unberechenbaren menschlichen Geschicks und zugleich Göttin irdischer Glücksgüter – hat die Gestalt der Fortuna auch im moralphilosophischen und politischen Diskurs des christlichen Mittelalters eine durchaus prominente Rolle gespielt. Denn in Verbindung mit der komplexen Fortuna-Problematik wurden zugleich zentrale philosophische und theologische Fragestellungen aufgeworfen, die in Traktaten und Geschichtswerken, in Romanen und anderen literarischen Schriften, aber auch in der visuellen Kultur (in der Bauskulptur, in der Buchmalerei sowie auf Tapisserien) immer wieder aufs Neue – als gedankliche Dichotomie von providentieller Weltordnung und Freiheit des menschlichen Willens – thematisiert wurden. Symbolträchtiges Sinnbild für die Wechselhaftigkeit des Irdischen, die Unberechenbarkeit des menschlichen Daseins zwischen Glück und Unglück, Reichtum und Armut, war das stetig kreisende Schicksals- und Glücksrad des Mittelalters, das von Fortuna maschinell mit einer Kurbel von außen bedient oder durch einen Griff in die Speichen vom Zentrum aus in Bewegung gehalten wurde. Neben der tradierten Schicksalskonzeption des früh- und hochmittelalterlichen Fortuna-Diskurses sollte sich indes spätestens seit dem Quattrocento – nach ersten Vorläufern bereits in staufischer Zeit – ein neues Bild der Glücks- und Schicksalsgöttin konstituieren, die nun durch tugendhaftes Verhalten, durch moralische Festigkeit und Geistesstärke des vernunftbegabten, eigenverantwortlich handelnden Individuums „domestiziert“ werden konnte. Ist die Fortuna des Boethius (Consolatio Philosophiae) als Dienerin Gottes dem göttlichen Bereich der providentiellen Ordnung zugeordnet und damit zugleich dem menschlichen Einflussbereich entzogen, so entgleitet im späten Mittelalter die Schicksalsmacht der göttlichen Sphäre und wird zu einem wesentlichen Bestandteil des menschlichen Erfahrungsbereichs. Indem der einzelne die günstige Gelegenheit nutzt – und das Glück beim Schopfe fasst –, kann er das rotierende Rad der Fortuna zum Stillstand bringen und die erworbenen Glücksgüter (Reichtum, Ehre, Macht) bewahren oder gar vermehren.<br /></p> Imperiale Biographien von Grenzgängern: Zur Einführung 2010-03-27T18:31:44Z 2010-03-27T18:31:44Z http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/epochenuebersicht/details/461 Title: Imperiale Biographien von Grenzgängern: Zur Einführung<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Grenzgänger – Imperiale Biographien in Vielvölkerreichen<br />Date: 30.09.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <p><b>Imperiale Biographien von Grenzgängern: Zur Einführung / Sokrat I.&nbsp;Starynkevič und Anton S. Budilovič: Warschau als Fronterfahrung oder letzte Ruhestätte. Zwei ungleiche Bürokraten und ihre Wanderschaften durch das Romanov-Imperium</b></p><p>Referent/in: Malte Rolf, Hannover</p> Title: Imperiale Biographien von Grenzgängern: Zur Einführung<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Grenzgänger – Imperiale Biographien in Vielvölkerreichen<br />Date: 30.09.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <p><b>Imperiale Biographien von Grenzgängern: Zur Einführung / Sokrat I.&nbsp;Starynkevič und Anton S. Budilovič: Warschau als Fronterfahrung oder letzte Ruhestätte. Zwei ungleiche Bürokraten und ihre Wanderschaften durch das Romanov-Imperium</b></p><p>Referent/in: Malte Rolf, Hannover</p> Passagen über Grenzen. Einführung in ein Forschungsparadigma 2010-03-29T11:13:18Z 2010-03-29T11:13:18Z http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/epochenuebersicht/details/510 Title: Passagen über Grenzen. Einführung in ein Forschungsparadigma<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Passagen über Grenzen<br />Date: 01.10.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <p><b>„Passagen über Grenzen“. Einführung in ein Forschungsparadigma</b></p><p>Referent/in:&nbsp;Matthias M. Tischler (Dresden/Barcelona):&nbsp;</p> Title: Passagen über Grenzen. Einführung in ein Forschungsparadigma<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Passagen über Grenzen<br />Date: 01.10.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <p><b>„Passagen über Grenzen“. Einführung in ein Forschungsparadigma</b></p><p>Referent/in:&nbsp;Matthias M. Tischler (Dresden/Barcelona):&nbsp;</p> Construction religieuse du territoire et processus d’islamisation au Maroc (IXe–XIIIe siècle) 2010-03-29T11:14:24Z 2010-03-29T11:14:24Z http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/epochenuebersicht/details/511 Title: Construction religieuse du territoire et processus d’islamisation au Maroc (IXe–XIIIe siècle)<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Passagen über Grenzen<br />Date: 01.10.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <P style="TEXT-ALIGN: left"><B>Construction religieuse du territoire et processus d’islamisation au Maroc (IXe–XIIIe siècle)</B></P> <P style="TEXT-ALIGN: left">Referent/in:&nbsp;Yassir Benhima, Paris<BR><BR><BR><STRONG>Abstract</STRONG></P> <P style="TEXT-ALIGN: left">L’impact des conversions religieuses sur l’organisation et la représentation des espaces constitue une forme importante des processus de transformations culturelles au Moyen Âge. A l’exception des études portant sur la conversion des lieux de culte après la conquête musulmane, peu de travaux ont abordé la question de l’inscription du sacré dans l’espace pendant le processus d’islamisation. Le Maghreb al-Aqsâ (qui correspond approximativement au Maroc actuel) offre à ce propos un exemple particulier. Dans ce pays très faiblement christianisé durant l’Antiquité tardive, l’islam s’est implanté chez des populations berbères professant auparavant des cultes «&nbsp;païens&nbsp;» difficilement identifiables. <BR><BR>Dans cette présentation, l’on s’interrogera dans un premier temps sur les significations du sacré dans la culture maghrébine médiévale, notamment à travers l’étude des racines HRM et QDS en arabe et GRM en berbère. Cette analyse terminologique permettra de distinguer, selon la classification de Jacques Berque, trois grandes manifestations du sacré, incarné par les domaines écologique, dogmatique et ésotérique. Dans un deuxième temps, l’on s’attachera à identifier grâce aux témoignages des sources médiévales, les différentes formes de la présence du sacré dans l’espace: lieux hérités de cultes préislamiques, éléments naturels à connotation sacrée, mosquées et ribâts, tombeaux de saints. Ces différentes composantes des territoires marocains témoignent de la perméabilité de l’islam maghrébin en général à l’égard des cultes et croyances préislamiques. Ils montrent également la spécificité du processus d’islamisation du Maroc, dans lequel le mouvement soufi a joué un rôle primordial.</P> Title: Construction religieuse du territoire et processus d’islamisation au Maroc (IXe–XIIIe siècle)<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Passagen über Grenzen<br />Date: 01.10.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <P style="TEXT-ALIGN: left"><B>Construction religieuse du territoire et processus d’islamisation au Maroc (IXe–XIIIe siècle)</B></P> <P style="TEXT-ALIGN: left">Referent/in:&nbsp;Yassir Benhima, Paris<BR><BR><BR><STRONG>Abstract</STRONG></P> <P style="TEXT-ALIGN: left">L’impact des conversions religieuses sur l’organisation et la représentation des espaces constitue une forme importante des processus de transformations culturelles au Moyen Âge. A l’exception des études portant sur la conversion des lieux de culte après la conquête musulmane, peu de travaux ont abordé la question de l’inscription du sacré dans l’espace pendant le processus d’islamisation. Le Maghreb al-Aqsâ (qui correspond approximativement au Maroc actuel) offre à ce propos un exemple particulier. Dans ce pays très faiblement christianisé durant l’Antiquité tardive, l’islam s’est implanté chez des populations berbères professant auparavant des cultes «&nbsp;païens&nbsp;» difficilement identifiables. <BR><BR>Dans cette présentation, l’on s’interrogera dans un premier temps sur les significations du sacré dans la culture maghrébine médiévale, notamment à travers l’étude des racines HRM et QDS en arabe et GRM en berbère. Cette analyse terminologique permettra de distinguer, selon la classification de Jacques Berque, trois grandes manifestations du sacré, incarné par les domaines écologique, dogmatique et ésotérique. Dans un deuxième temps, l’on s’attachera à identifier grâce aux témoignages des sources médiévales, les différentes formes de la présence du sacré dans l’espace: lieux hérités de cultes préislamiques, éléments naturels à connotation sacrée, mosquées et ribâts, tombeaux de saints. Ces différentes composantes des territoires marocains témoignent de la perméabilité de l’islam maghrébin en général à l’égard des cultes et croyances préislamiques. Ils montrent également la spécificité du processus d’islamisation du Maroc, dans lequel le mouvement soufi a joué un rôle primordial.</P> Mittelalterlicher „Datenverkehr“ und seine Hürden 2010-03-29T11:15:38Z 2010-03-29T11:15:38Z http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/epochenuebersicht/details/512 Title: Mittelalterlicher „Datenverkehr“ und seine Hürden<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Passagen über Grenzen<br />Date: 01.10.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <P style="TEXT-ALIGN: left"><B>Mittelalterlicher „Datenverkehr“ und seine Hürden. Zu Verzerrungen im Rahmen der Informationsvermittlung zwischen lateinisch-christlicher und arabisch-islamischer Welt</B></P> <P style="TEXT-ALIGN: left">Referent/in:&nbsp;Daniel König, Paris<BR></P> <P style="TEXT-ALIGN: left"><BR><STRONG>Abstract</STRONG><BR><BR>Der Vortrag widmet sich einem Aspekt des transkulturellen Informationstransfers, der Frage nämlich, welche Filter und Veränderungsprozesse Informationen über das lateinisch-christliche Europa durchlaufen und erfahren haben, wenn sie eine „kulturelle Grenze“ überwunden haben und somit in die arabisch-islamische Welt und – konkreter – in die Schriften arabisch-islamischer Geographen und Historiographen gelangt sind. Die bisherige Forschung zur Wahrnehmung und Dokumentation des lateinisch-christlichen Europa in arabisch-islamischen Texten der Periode zwischen dem 7. und dem 15. Jahrhundert hebt häufig die Bedeutung einer „mentalen Barriere“ hervor, die sie als Feindseligkeit, Arroganz und mangelndes Interesse der islamischen Welt gegenüber einem als religiös und zivilisatorisch zurückgeblieben betrachteten mittelalterlichen Europa definiert. Diese Barriere wird dafür verantwortlich gemacht, dass nur wenige, häufig qualitativ minderwertige und außerdem stark verzerrte Information über Europa in der arabisch-islamischen Welt dokumentiert wurden – ein Quellenbefund der nicht unbedingt den Tatsachen entspricht. Natürlich lassen sich zahlreiche Textstellen finden, die die Existenz einer solchen „mentalen Barriere“ beweisen. Fraglich ist aber, welchen Platz man ihr in einer Geschichte der Beziehungen und des Informationsaustausches zwischen lateinisch-christlicher und arabisch-islamischer Welt einräumt und ob man überhaupt von so starren Grenzen zwischen beiden Kulturräumen ausgehen kann, wie dies häufig getan wird. Der Vortrag hebt darauf ab, dass der Transfer von Information über das mittelalterliche Europa zum einen nicht notwendigerweise immer und überall von der genannten mentalen Barriere betroffen war, zum anderen von vielen anderen Faktoren beeinflusst wurde, die zur Filterung und Verzerrung der jeweiligen Informationen beitrugen.</P> Title: Mittelalterlicher „Datenverkehr“ und seine Hürden<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Passagen über Grenzen<br />Date: 01.10.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <P style="TEXT-ALIGN: left"><B>Mittelalterlicher „Datenverkehr“ und seine Hürden. Zu Verzerrungen im Rahmen der Informationsvermittlung zwischen lateinisch-christlicher und arabisch-islamischer Welt</B></P> <P style="TEXT-ALIGN: left">Referent/in:&nbsp;Daniel König, Paris<BR></P> <P style="TEXT-ALIGN: left"><BR><STRONG>Abstract</STRONG><BR><BR>Der Vortrag widmet sich einem Aspekt des transkulturellen Informationstransfers, der Frage nämlich, welche Filter und Veränderungsprozesse Informationen über das lateinisch-christliche Europa durchlaufen und erfahren haben, wenn sie eine „kulturelle Grenze“ überwunden haben und somit in die arabisch-islamische Welt und – konkreter – in die Schriften arabisch-islamischer Geographen und Historiographen gelangt sind. Die bisherige Forschung zur Wahrnehmung und Dokumentation des lateinisch-christlichen Europa in arabisch-islamischen Texten der Periode zwischen dem 7. und dem 15. Jahrhundert hebt häufig die Bedeutung einer „mentalen Barriere“ hervor, die sie als Feindseligkeit, Arroganz und mangelndes Interesse der islamischen Welt gegenüber einem als religiös und zivilisatorisch zurückgeblieben betrachteten mittelalterlichen Europa definiert. Diese Barriere wird dafür verantwortlich gemacht, dass nur wenige, häufig qualitativ minderwertige und außerdem stark verzerrte Information über Europa in der arabisch-islamischen Welt dokumentiert wurden – ein Quellenbefund der nicht unbedingt den Tatsachen entspricht. Natürlich lassen sich zahlreiche Textstellen finden, die die Existenz einer solchen „mentalen Barriere“ beweisen. Fraglich ist aber, welchen Platz man ihr in einer Geschichte der Beziehungen und des Informationsaustausches zwischen lateinisch-christlicher und arabisch-islamischer Welt einräumt und ob man überhaupt von so starren Grenzen zwischen beiden Kulturräumen ausgehen kann, wie dies häufig getan wird. Der Vortrag hebt darauf ab, dass der Transfer von Information über das mittelalterliche Europa zum einen nicht notwendigerweise immer und überall von der genannten mentalen Barriere betroffen war, zum anderen von vielen anderen Faktoren beeinflusst wurde, die zur Filterung und Verzerrung der jeweiligen Informationen beitrugen.</P> Multireligiosität im höfischen Leben. Barrieren und Grenzen? 2010-03-29T11:16:49Z 2010-03-29T11:16:49Z http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/epochenuebersicht/details/513 Title: Multireligiosität im höfischen Leben. Barrieren und Grenzen?<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Passagen über Grenzen<br />Date: 01.10.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <P style="TEXT-ALIGN: left"><B>Multireligiosität im höfischen Leben. Barrieren und Grenzen?</B></P> <P style="TEXT-ALIGN: left">Referent/in:&nbsp;Jenny Rahel Oesterle, Bochum</P> <P style="TEXT-ALIGN: left"><BR><STRONG>Abstract</STRONG><BR><BR>Jüdische Ärzte und Beamte, koptische Kalifenfrauen, sunnitische Militäreliten: Am schiitisch-ismailitischen Fatimidenhof in Kairo (969–1171) lebten und wirkten wie an vielen mediterranen Höfen Angehörige unterschiedlicher Religionen und Glaubensrichtungen in vielfältigen Funktionen. Zwei Aspekte unterscheiden die Bedingungen multireligiösen Zusammenlebens am Kairoer Kalifenhof jedoch von denen an anderen Höfen im Mittelmeerraum des 10.–12. Jahrhunderts: Einerseits herrschten die Kalifen von Kairo als schiitisch-ismailitische Minderheit über eine mehrheitlich christlich, jüdisch und sunnitische Bevölkerung. Die Akzeptanz und Legitimation ihrer Herrschaft war von Anfang an mit der Notwendigkeit verbunden, die religiöse Mehrheit ihres Reiches, d.h. Christen, Juden und sunnitische Muslime in die Herrschaft einzubinden; dies galt insbesondere für die Eliten der anderen Religionen und Glaubensrichtungen im höfischen Umfeld. Andererseits aber proklamierten die Fatimiden von Anfang die politische und religiöse Opposition zum sunnitischen Bagdader Kalifat, dessen Sturz auf ihrer Agenda stand. Die Fatimiden verstanden sich nicht allein als die rechtmäßigen Nachfolger des Propheten Muhammad, sondern als Imame in der Stellvertretung des nahenden Endzeitherrschers. Die Kalifen und ihr Palast hatten für die schiitischen Ismailiten eine besondere religiöse Valenz inne: der Imam-Kalif galt als unfehlbar und heilig, seine Erscheinung wurde von den Gläubigen in Lichtmetaphorik gefasst, sein Körper, ja selbst die Mauern seines Palastes strömten Segen aus, der jedoch nur den Ismailiten, nicht Christen, Juden und Sunniten zuteil wurde. <BR><BR>Der Vortrag wird „Passagen“ der interreligiösen Begegnung und Konfliktdispositionen multireligiösen Zusammenlebens am Hof der Kalifen von Kairo unter diesen spezifischen Bedingungen analysieren und dabei vor allem interreligiöse Dialoge und die Rolle von Konvertiten im höfischen Umfeld in den Blick nehmen sowie die Inszenierung und interreligiöse Wahrnehmung des schiitischen Imam-Kalifen in der Herrschaftsrepräsentation.</P> Title: Multireligiosität im höfischen Leben. Barrieren und Grenzen?<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Passagen über Grenzen<br />Date: 01.10.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <P style="TEXT-ALIGN: left"><B>Multireligiosität im höfischen Leben. Barrieren und Grenzen?</B></P> <P style="TEXT-ALIGN: left">Referent/in:&nbsp;Jenny Rahel Oesterle, Bochum</P> <P style="TEXT-ALIGN: left"><BR><STRONG>Abstract</STRONG><BR><BR>Jüdische Ärzte und Beamte, koptische Kalifenfrauen, sunnitische Militäreliten: Am schiitisch-ismailitischen Fatimidenhof in Kairo (969–1171) lebten und wirkten wie an vielen mediterranen Höfen Angehörige unterschiedlicher Religionen und Glaubensrichtungen in vielfältigen Funktionen. Zwei Aspekte unterscheiden die Bedingungen multireligiösen Zusammenlebens am Kairoer Kalifenhof jedoch von denen an anderen Höfen im Mittelmeerraum des 10.–12. Jahrhunderts: Einerseits herrschten die Kalifen von Kairo als schiitisch-ismailitische Minderheit über eine mehrheitlich christlich, jüdisch und sunnitische Bevölkerung. Die Akzeptanz und Legitimation ihrer Herrschaft war von Anfang an mit der Notwendigkeit verbunden, die religiöse Mehrheit ihres Reiches, d.h. Christen, Juden und sunnitische Muslime in die Herrschaft einzubinden; dies galt insbesondere für die Eliten der anderen Religionen und Glaubensrichtungen im höfischen Umfeld. Andererseits aber proklamierten die Fatimiden von Anfang die politische und religiöse Opposition zum sunnitischen Bagdader Kalifat, dessen Sturz auf ihrer Agenda stand. Die Fatimiden verstanden sich nicht allein als die rechtmäßigen Nachfolger des Propheten Muhammad, sondern als Imame in der Stellvertretung des nahenden Endzeitherrschers. Die Kalifen und ihr Palast hatten für die schiitischen Ismailiten eine besondere religiöse Valenz inne: der Imam-Kalif galt als unfehlbar und heilig, seine Erscheinung wurde von den Gläubigen in Lichtmetaphorik gefasst, sein Körper, ja selbst die Mauern seines Palastes strömten Segen aus, der jedoch nur den Ismailiten, nicht Christen, Juden und Sunniten zuteil wurde. <BR><BR>Der Vortrag wird „Passagen“ der interreligiösen Begegnung und Konfliktdispositionen multireligiösen Zusammenlebens am Hof der Kalifen von Kairo unter diesen spezifischen Bedingungen analysieren und dabei vor allem interreligiöse Dialoge und die Rolle von Konvertiten im höfischen Umfeld in den Blick nehmen sowie die Inszenierung und interreligiöse Wahrnehmung des schiitischen Imam-Kalifen in der Herrschaftsrepräsentation.</P> Barrieren – Passagen 2010-03-29T11:18:17Z 2010-03-29T11:18:17Z http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/epochenuebersicht/details/514 Title: Barrieren – Passagen<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Passagen über Grenzen<br />Date: 01.10.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <P style="TEXT-ALIGN: left"><B>Barrieren – Passagen. Jüdische Eliten, Religionsgesetz und die Gestaltung des Minderheiten-Mehrheiten-Verhältnisses zwischen Juden und Nicht-Juden auf der Iberischen Halbinsel</B></P> <P style="TEXT-ALIGN: left">Referent/in:&nbsp;Frederek Musall, Heidelberg<BR></P> <P style="TEXT-ALIGN: left"><BR><STRONG>Abstract</STRONG><BR><BR>Das dichotome Verhältnis „Barrien-Passagen“ eröffnet ein Spannungsfeld, in welchem Mechanismen und Strategien der Definition, – von Ab-, Ein- und Entgrenzung –, Anwendung finden, die die Bestimmung und Behauptung des Eigenen gegenüber einem religiös bzw. kulturell Anderen ermöglichen. Dabei gibt es je nach Aspekt und Fragestellung unterschiedliche Möglichkeiten, wie dieses Spannungsfeld wahrgenommen wird und verhandelt bzw. gestaltet werden kann. So können beispielsweise etwa Philosophie und Wissenschaft einerseits eine gemeinsame und verbindende Basis epistemologischer Perspektiven bieten, aber andererseits auch durchaus in ihrer Wahrnehmung als ‚fremdes Wissen‘ als Konkurrenz bis hin zur möglichen Bedrohung eigener Wirklichkeitsdeutungen und der damit einhergehenden Ansprüchen aufgefasst werden. Jedoch scheint kaum ein Gebiet bezüglich des eigenen Selbstverständnisses so sensitiv zu sein wie das des Religionsgesetzes, das sowohl Autorität als auch Authentizität beanspruchen und gewährleisten will. Was aber nun, wenn ausgerechnet dieses Religionsgesetz in seiner Deutung durch das des religiös Anderen strukturell wie hermeneutisch-pragmatisch geprägt wird? Haben wir es dabei mit einer Adaption bzw. Transformation des Anderen ins das Eigene zu tun? Oder aber droht dadurch nicht gar eine Unterwanderung des Eigenen durch das Andere? <BR><BR>Dieser sensitiven Fragestellung soll exemplarisch anhand der intertextuellen Beziehung zwischen Iḥya ulum ad-din (‚Die Wiederbelebung der religiösen Wissenschaften‘), dem umfassenden Hauptwerk des persisch-muslimischen Theologen und Rechtsgelehrten Imam Abu Hamid al-Ghazali (1058–1111) und des Religionskodex Mishneh Torah (‚Wiederholung der Lehre‘) des jüdisch-andalusischen Philosophen und Rechtsgelehrten Rabbi Moses Maimonides (1138–1204) nachgegangen werden. Dabei soll insbesondere auch auf al-Ghazalis prägenden Einfluss auf das almohadische Denken und seine Doktrin im muslimischen Spanien und dessen Aufnahme und Verarbeitung im Denken des im Almohaden-Reich aufgewachsenen Maimonides eingegangen werden, wie auch auf die zeitgenössischen Kritik an dem maimonidischen Projekt der Mishneh Torah.</P> Title: Barrieren – Passagen<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Passagen über Grenzen<br />Date: 01.10.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <P style="TEXT-ALIGN: left"><B>Barrieren – Passagen. Jüdische Eliten, Religionsgesetz und die Gestaltung des Minderheiten-Mehrheiten-Verhältnisses zwischen Juden und Nicht-Juden auf der Iberischen Halbinsel</B></P> <P style="TEXT-ALIGN: left">Referent/in:&nbsp;Frederek Musall, Heidelberg<BR></P> <P style="TEXT-ALIGN: left"><BR><STRONG>Abstract</STRONG><BR><BR>Das dichotome Verhältnis „Barrien-Passagen“ eröffnet ein Spannungsfeld, in welchem Mechanismen und Strategien der Definition, – von Ab-, Ein- und Entgrenzung –, Anwendung finden, die die Bestimmung und Behauptung des Eigenen gegenüber einem religiös bzw. kulturell Anderen ermöglichen. Dabei gibt es je nach Aspekt und Fragestellung unterschiedliche Möglichkeiten, wie dieses Spannungsfeld wahrgenommen wird und verhandelt bzw. gestaltet werden kann. So können beispielsweise etwa Philosophie und Wissenschaft einerseits eine gemeinsame und verbindende Basis epistemologischer Perspektiven bieten, aber andererseits auch durchaus in ihrer Wahrnehmung als ‚fremdes Wissen‘ als Konkurrenz bis hin zur möglichen Bedrohung eigener Wirklichkeitsdeutungen und der damit einhergehenden Ansprüchen aufgefasst werden. Jedoch scheint kaum ein Gebiet bezüglich des eigenen Selbstverständnisses so sensitiv zu sein wie das des Religionsgesetzes, das sowohl Autorität als auch Authentizität beanspruchen und gewährleisten will. Was aber nun, wenn ausgerechnet dieses Religionsgesetz in seiner Deutung durch das des religiös Anderen strukturell wie hermeneutisch-pragmatisch geprägt wird? Haben wir es dabei mit einer Adaption bzw. Transformation des Anderen ins das Eigene zu tun? Oder aber droht dadurch nicht gar eine Unterwanderung des Eigenen durch das Andere? <BR><BR>Dieser sensitiven Fragestellung soll exemplarisch anhand der intertextuellen Beziehung zwischen Iḥya ulum ad-din (‚Die Wiederbelebung der religiösen Wissenschaften‘), dem umfassenden Hauptwerk des persisch-muslimischen Theologen und Rechtsgelehrten Imam Abu Hamid al-Ghazali (1058–1111) und des Religionskodex Mishneh Torah (‚Wiederholung der Lehre‘) des jüdisch-andalusischen Philosophen und Rechtsgelehrten Rabbi Moses Maimonides (1138–1204) nachgegangen werden. Dabei soll insbesondere auch auf al-Ghazalis prägenden Einfluss auf das almohadische Denken und seine Doktrin im muslimischen Spanien und dessen Aufnahme und Verarbeitung im Denken des im Almohaden-Reich aufgewachsenen Maimonides eingegangen werden, wie auch auf die zeitgenössischen Kritik an dem maimonidischen Projekt der Mishneh Torah.</P> Über die weglose See. Navigation und Kognition in der Wikingerzeit 2010-03-29T16:29:19Z 2010-03-29T16:29:19Z http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/epochenuebersicht/details/581 Title: Über die weglose See. Navigation und Kognition in der Wikingerzeit<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Über die Küsten hinaus: Thalassokratien im Mittelalter<br />Date: 01.10.2010<br />Time: 15.15 h - 18.00 h<br />Description: <p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;"><b>Wege durch die kalte Welt. Navigation und Kognition in der Wikingerzeit<br /></b></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;">Referent/in:&nbsp;Daniel Föller, Frankfurt/M.</p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;"><br /></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;"><b>Abstract</b><br /></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;">Um die See zu beherrschen, sie gar zum Zentrum einer Herrschaft zu machen, bedarf es nicht nur großer Flotten und einer aufwendigen militärischen Infrastruktur zu ihrem Unterhalt, sondern auch der sicheren Orientierung in einer stets veränderlichen Umgebung. Vor allem die Hochseenavigation aber stellt eine große Herausforderung dar, fehlt doch mit der Küstenlinie ein wesentlicher Bezugspunkt. Wie dieses Problem in einem&nbsp; Kulturraum wie dem skandinavischen Frühmittelalter gelöst wurde, der weder über astronomische Instrumente noch über eine entwickelte Mathematik oder auch nur einen abstrakten Raumbegriff verfügte, soll in dem Vortrag aufgezeigt werden. Ausgehend von der Rekonstruktion des wikingerzeitlichen Raumkonzeptes werden die Navigationsmethoden und ihre kognitiven, aber auch sozialen Folgen in den Blick genommen und damit letztlich die Frage diskutiert, ob eine andere Herrschaftsform wie die Thalasokratie auch zu einem anderen Denkstrukturen führen kann.<br /><br /></p> Title: Über die weglose See. Navigation und Kognition in der Wikingerzeit<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Über die Küsten hinaus: Thalassokratien im Mittelalter<br />Date: 01.10.2010<br />Time: 15.15 h - 18.00 h<br />Description: <p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;"><b>Wege durch die kalte Welt. Navigation und Kognition in der Wikingerzeit<br /></b></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;">Referent/in:&nbsp;Daniel Föller, Frankfurt/M.</p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;"><br /></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;"><b>Abstract</b><br /></p><p style="text-align: left;" mce_style="text-align: left;">Um die See zu beherrschen, sie gar zum Zentrum einer Herrschaft zu machen, bedarf es nicht nur großer Flotten und einer aufwendigen militärischen Infrastruktur zu ihrem Unterhalt, sondern auch der sicheren Orientierung in einer stets veränderlichen Umgebung. Vor allem die Hochseenavigation aber stellt eine große Herausforderung dar, fehlt doch mit der Küstenlinie ein wesentlicher Bezugspunkt. Wie dieses Problem in einem&nbsp; Kulturraum wie dem skandinavischen Frühmittelalter gelöst wurde, der weder über astronomische Instrumente noch über eine entwickelte Mathematik oder auch nur einen abstrakten Raumbegriff verfügte, soll in dem Vortrag aufgezeigt werden. Ausgehend von der Rekonstruktion des wikingerzeitlichen Raumkonzeptes werden die Navigationsmethoden und ihre kognitiven, aber auch sozialen Folgen in den Blick genommen und damit letztlich die Frage diskutiert, ob eine andere Herrschaftsform wie die Thalasokratie auch zu einem anderen Denkstrukturen führen kann.<br /><br /></p> Wie beherrscht man die „See der Römer“? Seestrategien bei Mamluken und Osmanen im 15. und 16. Jh. 2010-03-29T16:30:24Z 2010-03-29T16:30:24Z http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/epochenuebersicht/details/582 Title: Wie beherrscht man die „See der Römer“? Seestrategien bei Mamluken und Osmanen im 15. und 16. Jh.<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Über die Küsten hinaus: Thalassokratien im Mittelalter<br />Date: 01.10.2010<br />Time: 15.15 h - 18.00 h<br />Description: <p style="text-align: left;"><b>Wie beherrscht man die „See der Römer“? Seestrategien bei Mamluken und Osmanen im 15. und 16. Jh.</b></p><p style="text-align: left;">Referent/in:&nbsp;Albrecht Fuess, Erfurt</p><p style="text-align: left;"><br /></p><p style="text-align: left;"><b>Abstract</b><br /></p><p style="text-align: left;">Die nahöstlichen Dynastien der Mamluken und Osmanen unterschieden sich fundamental in ihrer Seestrategie. Während die Mamluken eher eine Defensivpolitik betrieben, die die Verteidigung des Heiligen Landes eher zu Lande vorsah&nbsp;(zu diesem Zweck zerstörten sie syro-palästinensische Küstenstädte als potentielle Brückenköpfe), gelang es den Osmanen, die seit den Kreuzzügen bestehende Dominanz der Europäer auf dem Mittelmeer zu brechen und die ‚Grenze‘ zwischen Orient und Okzident wieder auf die See zu verlegen.&nbsp; Der Beitrag wird nun versuchen, die Gründe für diese sehr unterschiedliche Herangehensweise zu analysieren.<br /><br /></p> Title: Wie beherrscht man die „See der Römer“? Seestrategien bei Mamluken und Osmanen im 15. und 16. Jh.<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Über die Küsten hinaus: Thalassokratien im Mittelalter<br />Date: 01.10.2010<br />Time: 15.15 h - 18.00 h<br />Description: <p style="text-align: left;"><b>Wie beherrscht man die „See der Römer“? Seestrategien bei Mamluken und Osmanen im 15. und 16. Jh.</b></p><p style="text-align: left;">Referent/in:&nbsp;Albrecht Fuess, Erfurt</p><p style="text-align: left;"><br /></p><p style="text-align: left;"><b>Abstract</b><br /></p><p style="text-align: left;">Die nahöstlichen Dynastien der Mamluken und Osmanen unterschieden sich fundamental in ihrer Seestrategie. Während die Mamluken eher eine Defensivpolitik betrieben, die die Verteidigung des Heiligen Landes eher zu Lande vorsah&nbsp;(zu diesem Zweck zerstörten sie syro-palästinensische Küstenstädte als potentielle Brückenköpfe), gelang es den Osmanen, die seit den Kreuzzügen bestehende Dominanz der Europäer auf dem Mittelmeer zu brechen und die ‚Grenze‘ zwischen Orient und Okzident wieder auf die See zu verlegen.&nbsp; Der Beitrag wird nun versuchen, die Gründe für diese sehr unterschiedliche Herangehensweise zu analysieren.<br /><br /></p> Das Meer im Selbstverständnis der italienischen Seestädte 2010-03-29T16:31:27Z 2010-03-29T16:31:27Z http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/epochenuebersicht/details/583 Title: Das Meer im Selbstverständnis der italienischen Seestädte<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Über die Küsten hinaus: Thalassokratien im Mittelalter<br />Date: 01.10.2010<br />Time: 15.15 h - 18.00 h<br />Description: <p><b>Das Meer im Selbstverständnis der italienischen Seestädte</b></p><p>Referent/in:&nbsp;Marc von der Höh, Bochum</p> Title: Das Meer im Selbstverständnis der italienischen Seestädte<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Über die Küsten hinaus: Thalassokratien im Mittelalter<br />Date: 01.10.2010<br />Time: 15.15 h - 18.00 h<br />Description: <p><b>Das Meer im Selbstverständnis der italienischen Seestädte</b></p><p>Referent/in:&nbsp;Marc von der Höh, Bochum</p> Gotland als maritime Gesellschaft im langen 15. Jahrhundert 2010-03-29T16:32:29Z 2010-03-29T16:32:29Z http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/epochenuebersicht/details/584 Title: Gotland als maritime Gesellschaft im langen 15. Jahrhundert<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Über die Küsten hinaus: Thalassokratien im Mittelalter<br />Date: 01.10.2010<br />Time: 15.15 h - 18.00 h<br />Description: <p style="text-align: left;"><b>Frust und Rache im langen 15. Jahrhundert: Gotland schlägt zurück<br /></b></p><p style="text-align: left;">Referent/in:&nbsp;Hain Rebas, Göteborg</p><p style="text-align: left;"><br /></p><p style="text-align: left;"><b>Abstract</b><br /></p><p style="text-align: left;">Nach einer Periode stetig wachsenden Wohlstandes seit der Wikingerzeit zeigte der Seehandel der Gotländer und der Hansekaufleute in der Stadt Visby im frühen 14. Jahrhundert erste Anzeichen einer Rezession. Wiederholte Unruhen und die Pest um 1350, gefolgt durch die gewaltsame dänische Eroberung der Insel 1361, belasteten den Handel zusätzlich. In der Folgezeit wandte sich der Dänenkönig resolut gegen die hansische Vorherrschaft zur See, wurde aber 1370 geschlagen, was das nun dänische Gotland weiter schwächte. 1402 mussten die Gotländer gar ihre Faktorei in Novgorod, den Angelpunkt des lukrativen Russlandhandels, an das aufstrebende Reval verpfänden.<br /></p><p style="text-align: left;">Fragen: Kann die folgende dramatische Geschichte, von der Ankunft der Vitalienbrüder in den 1390er Jahren bis zum sacco di Visby durch die Lübecker 1525, als Ausbrüche gutnischer Frustration und Versuche eines Comebacks, wenn nicht sogar von Rache gedeutet werden? Können wir eine Art gemeinsamer mindscape erkennen auf Grundlage der Erfahrungen und Vorstellungen der Inselbewohner in diesen drei bis vier Generationen währenden Unruheperiode an den Küsten und zur See? Und lässt sich dieses lange 15. Jahrhundert somit als eine fortlaufende Geschichte erzählen statt als rhapsodische Folge einzelner kontingenter Ereignisse (so YRWING 1978)? Sehen wir, in einem Wort, eine frühere Thalassokratie zurückschlagen?<br /></p> Title: Gotland als maritime Gesellschaft im langen 15. Jahrhundert<br />Venue: Geschichte des Mittelalters / <br />Category: Über die Küsten hinaus: Thalassokratien im Mittelalter<br />Date: 01.10.2010<br />Time: 15.15 h - 18.00 h<br />Description: <p style="text-align: left;"><b>Frust und Rache im langen 15. Jahrhundert: Gotland schlägt zurück<br /></b></p><p style="text-align: left;">Referent/in:&nbsp;Hain Rebas, Göteborg</p><p style="text-align: left;"><br /></p><p style="text-align: left;"><b>Abstract</b><br /></p><p style="text-align: left;">Nach einer Periode stetig wachsenden Wohlstandes seit der Wikingerzeit zeigte der Seehandel der Gotländer und der Hansekaufleute in der Stadt Visby im frühen 14. Jahrhundert erste Anzeichen einer Rezession. Wiederholte Unruhen und die Pest um 1350, gefolgt durch die gewaltsame dänische Eroberung der Insel 1361, belasteten den Handel zusätzlich. In der Folgezeit wandte sich der Dänenkönig resolut gegen die hansische Vorherrschaft zur See, wurde aber 1370 geschlagen, was das nun dänische Gotland weiter schwächte. 1402 mussten die Gotländer gar ihre Faktorei in Novgorod, den Angelpunkt des lukrativen Russlandhandels, an das aufstrebende Reval verpfänden.<br /></p><p style="text-align: left;">Fragen: Kann die folgende dramatische Geschichte, von der Ankunft der Vitalienbrüder in den 1390er Jahren bis zum sacco di Visby durch die Lübecker 1525, als Ausbrüche gutnischer Frustration und Versuche eines Comebacks, wenn nicht sogar von Rache gedeutet werden? Können wir eine Art gemeinsamer mindscape erkennen auf Grundlage der Erfahrungen und Vorstellungen der Inselbewohner in diesen drei bis vier Generationen währenden Unruheperiode an den Küsten und zur See? Und lässt sich dieses lange 15. Jahrhundert somit als eine fortlaufende Geschichte erzählen statt als rhapsodische Folge einzelner kontingenter Ereignisse (so YRWING 1978)? Sehen wir, in einem Wort, eine frühere Thalassokratie zurückschlagen?<br /></p>