Epochenübersicht Herzlich willkommen auf der Homepage des 48. Deutschen Historikertages http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/epochenuebersicht/categoryevents/111 2011-10-28T14:23:54Z Joomla! 1.5 - Open Source Content Management Autoritäre Einstellungen bei Arbeitern und Angestellten am Vorabend des Dritten Reiches 2010-03-26T20:53:57Z 2010-03-26T20:53:57Z http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/epochenuebersicht/details/335 Title: Autoritäre Einstellungen bei Arbeitern und Angestellten am Vorabend des Dritten Reiches<br />Venue: Neuere/Neueste Geschichte / <br />Category: Die antidemokratische Mentalität im Blickfeld der kritischen Theorie<br />Date: 29.09.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <p><b>Autoritäre Einstellungen bei Arbeitern und Angestellten am Vorabend des Dritten Reiches - eine empirische Studie in den 1930er Jahren</b></p><p>Referent/in: Carsten Schmidt, Gaggenau</p><p><br /></p><p><b>Abstract</b></p><p><p>Die 1929 begonnene Arbeiter- und Angestellten-Untersuchung stellte die erste explizite Untersuchungen zum Nationalsozialismus innerhalb der frühen Kritischen Theorie dar.&nbsp;</p><p>Sie verfolgte die Intention einer empirischen Erforschung des Verhältnisses von sozio-ökonomischem Status und politischem Handlungsbewusstsein sowie die Erfassung politisch relevanter Charakterstrukturen innerhalb der erwerbstätigen Bevölkerung. Die Frage, wie die charakterologische Dispositionen der Untersuchungsteilnehmer sich auf ihre Ideologierezeption und ihr politisches Handeln auswirkten, gewann vor dem Hintergrund des Triumphes der nationalsozialistischen Bewegung und der erklärungsbedürftig schwachen Widerstandskraft der Arbeiterbewegung zunehmend an Bedeutung.</p><p>Entsprechend dem theoretisch-methodologischen Zuschnitt der Studie gilt der Fokus des Beitrags dem Einfluss, den die Charakterstruktur auf die Ideologierezeption und das politische Handeln dieser Bevölkerungsschichten ausübte.</p><p>Fromms Ergebnissen werden neuere Untersuchungen gegenübergestellt, deren Augenmerk dem Zustand der Linksparteien und Gewerkschaften aber auch dem verhaltensbestimmenden Einfluss der jeweiligen sozialen Milieuzugehörigkeit gilt. Hierbei stellt sich auch die Frage, inwiefern diese "sozial-moralischen Milieus" die Herausbildung und Vermittlung gesellschafts-charakterologischer Strukturen und das von ihnen bestimmte Handeln beeinflussten und selbst zu den Gesellschafts-Charakter formenden und modifizierenden Faktoren wurden.&nbsp;</p><p>Ein weiterer Betrachtungsschwerpunkt gilt dem durch diese Untersuchung ermöglichten ersten Einblick in die subjektive Verfassung der NSDAP-Wähler und der von ihr beeinflussten Wahrnehmung und Verarbeitung der gesellschaftlichen Realität.</p><p>Mein Beitrag konzentriert sich auf folgende Leitfragen&nbsp;</p><p>Welche Erklärungen bietet die Arbeiter- und Angestellten-Untersuchung bezüglich des Triumphes der nationalsozialistischen Bewegung und der geringen Widerstandskraft der Arbeiterbewegung an?</p><p>Entsprechen die Ergebnisse und Schlussfolgerungen den Erkenntnissen der neueren sozialpsychologischen, historischen und politologischen Forschung?</p><p>Welchen Einfluss übte diese Untersuchung auf die Herausbildung der Theorie des autoritären Charakters aus?</p><div><br /></div></p> Title: Autoritäre Einstellungen bei Arbeitern und Angestellten am Vorabend des Dritten Reiches<br />Venue: Neuere/Neueste Geschichte / <br />Category: Die antidemokratische Mentalität im Blickfeld der kritischen Theorie<br />Date: 29.09.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <p><b>Autoritäre Einstellungen bei Arbeitern und Angestellten am Vorabend des Dritten Reiches - eine empirische Studie in den 1930er Jahren</b></p><p>Referent/in: Carsten Schmidt, Gaggenau</p><p><br /></p><p><b>Abstract</b></p><p><p>Die 1929 begonnene Arbeiter- und Angestellten-Untersuchung stellte die erste explizite Untersuchungen zum Nationalsozialismus innerhalb der frühen Kritischen Theorie dar.&nbsp;</p><p>Sie verfolgte die Intention einer empirischen Erforschung des Verhältnisses von sozio-ökonomischem Status und politischem Handlungsbewusstsein sowie die Erfassung politisch relevanter Charakterstrukturen innerhalb der erwerbstätigen Bevölkerung. Die Frage, wie die charakterologische Dispositionen der Untersuchungsteilnehmer sich auf ihre Ideologierezeption und ihr politisches Handeln auswirkten, gewann vor dem Hintergrund des Triumphes der nationalsozialistischen Bewegung und der erklärungsbedürftig schwachen Widerstandskraft der Arbeiterbewegung zunehmend an Bedeutung.</p><p>Entsprechend dem theoretisch-methodologischen Zuschnitt der Studie gilt der Fokus des Beitrags dem Einfluss, den die Charakterstruktur auf die Ideologierezeption und das politische Handeln dieser Bevölkerungsschichten ausübte.</p><p>Fromms Ergebnissen werden neuere Untersuchungen gegenübergestellt, deren Augenmerk dem Zustand der Linksparteien und Gewerkschaften aber auch dem verhaltensbestimmenden Einfluss der jeweiligen sozialen Milieuzugehörigkeit gilt. Hierbei stellt sich auch die Frage, inwiefern diese "sozial-moralischen Milieus" die Herausbildung und Vermittlung gesellschafts-charakterologischer Strukturen und das von ihnen bestimmte Handeln beeinflussten und selbst zu den Gesellschafts-Charakter formenden und modifizierenden Faktoren wurden.&nbsp;</p><p>Ein weiterer Betrachtungsschwerpunkt gilt dem durch diese Untersuchung ermöglichten ersten Einblick in die subjektive Verfassung der NSDAP-Wähler und der von ihr beeinflussten Wahrnehmung und Verarbeitung der gesellschaftlichen Realität.</p><p>Mein Beitrag konzentriert sich auf folgende Leitfragen&nbsp;</p><p>Welche Erklärungen bietet die Arbeiter- und Angestellten-Untersuchung bezüglich des Triumphes der nationalsozialistischen Bewegung und der geringen Widerstandskraft der Arbeiterbewegung an?</p><p>Entsprechen die Ergebnisse und Schlussfolgerungen den Erkenntnissen der neueren sozialpsychologischen, historischen und politologischen Forschung?</p><p>Welchen Einfluss übte diese Untersuchung auf die Herausbildung der Theorie des autoritären Charakters aus?</p><div><br /></div></p> Der "potentielle Faschist" - Zum Verhältnis von Soziologie und Philosophie 2010-03-26T20:56:40Z 2010-03-26T20:56:40Z http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/epochenuebersicht/details/336 Title: Der "potentielle Faschist" - Zum Verhältnis von Soziologie und Philosophie<br />Venue: Neuere/Neueste Geschichte / <br />Category: Die antidemokratische Mentalität im Blickfeld der kritischen Theorie<br />Date: 29.09.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <p><b>Der "potentielle Faschist" - Zum Verhältnis von Soziologie und Philosophie in den Feldforschungen des Instituts für Sozialforschung in den USA</b></p><p>Eva-Maria Ziege, Seattle</p><p><br /></p><p><b>Abstract</b></p><p><p>Mit zwei Publikationen, der Dialektik der Aufklärung 1944/1947) und The Authoritarian Personality (1950), die in den vierziger Jahren während des Exils des Instituts für Sozialforschung (IfS) in den USA entstanden, ist die Frankfurter Schule weltberühmt geworden. Zwischen diesen beiden sehr unterschiedlichen Arbeiten entstand jedoch 1944/45 eine weitere, bis heute unpublizierte empirische Großstudie mit dem Titel Antisemitism among American Labor.&nbsp;</p><p>Anlass, diese heute zu lesen, ist nicht zuletzt die Verschränkung des provokativ Spekulativen mit Sozialforschung, die für die Kritische Theorie typische Verbindung von Gesellschaftstheorie und Empirie. Der Vortrag geht der Frage nach dem Verhältnis von Soziologie und Philosophie in dem Begriff des „potentiellen Faschisten“ nach, der entscheidende Anteile dieser Publikationen auf einen gemeinsamen Nenner brachte.</p></p> Title: Der "potentielle Faschist" - Zum Verhältnis von Soziologie und Philosophie<br />Venue: Neuere/Neueste Geschichte / <br />Category: Die antidemokratische Mentalität im Blickfeld der kritischen Theorie<br />Date: 29.09.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <p><b>Der "potentielle Faschist" - Zum Verhältnis von Soziologie und Philosophie in den Feldforschungen des Instituts für Sozialforschung in den USA</b></p><p>Eva-Maria Ziege, Seattle</p><p><br /></p><p><b>Abstract</b></p><p><p>Mit zwei Publikationen, der Dialektik der Aufklärung 1944/1947) und The Authoritarian Personality (1950), die in den vierziger Jahren während des Exils des Instituts für Sozialforschung (IfS) in den USA entstanden, ist die Frankfurter Schule weltberühmt geworden. Zwischen diesen beiden sehr unterschiedlichen Arbeiten entstand jedoch 1944/45 eine weitere, bis heute unpublizierte empirische Großstudie mit dem Titel Antisemitism among American Labor.&nbsp;</p><p>Anlass, diese heute zu lesen, ist nicht zuletzt die Verschränkung des provokativ Spekulativen mit Sozialforschung, die für die Kritische Theorie typische Verbindung von Gesellschaftstheorie und Empirie. Der Vortrag geht der Frage nach dem Verhältnis von Soziologie und Philosophie in dem Begriff des „potentiellen Faschisten“ nach, der entscheidende Anteile dieser Publikationen auf einen gemeinsamen Nenner brachte.</p></p> Die Praxis und Dialektik der Aufklärung - Kritische Theoretiker als amerikanische "Gegnerforscher" 2010-03-26T20:59:11Z 2010-03-26T20:59:11Z http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/epochenuebersicht/details/337 Title: Die Praxis und Dialektik der Aufklärung - Kritische Theoretiker als amerikanische "Gegnerforscher"<br />Venue: Neuere/Neueste Geschichte / <br />Category: Die antidemokratische Mentalität im Blickfeld der kritischen Theorie<br />Date: 29.09.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <p><b>Die Praxis und Dialektik der Aufklärung - Kritische Theoretiker als amerikanische "Gegnerforscher": Von der "neuen deutschen Mentalität" zur Entspannungspolitik im Kalten Krieg</b></p><p>Referent/in: Tim B. Müller, Berlin</p><p><br /></p><p><b>Abstract</b></p><p>Ein Teil der Gelehrten-Intellektuellen, die im amerikanischen Exil mit dem Institut für Sozialforschung verbunden waren, wurde nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges von amerikanischen Geheimdiensten rekrutiert – allen voran Herbert Marcuse, Franz Neumann und Otto Kirchheimer. Im Mittelpunkt ihrer Gegnerforschung in den Staatsapparaten stand die Frage, welchen politisch-kulturellen Schaden der Nationalsozialismus in Deutschland angerichtet hatte, worin die Ursachen dafür bestanden und wie sie zu beheben wären. Herbert Marcuses Memorandum „The New German Mentality“ (1942) etwa legte eine präzise Deutung der Dialektik von Binnenrationalität und Ideologie vor, die als mentalitätsgeschichtliche Ergänzung zu Franz Neumanns „Behemoth“ (1942/44) zu lesen ist. Diese Analysen wurden zur Vorbereitung der Besatzungsherrschaft und zur Konzeptionierung der Re-education genutzt. In transformierter Gestalt kamen diese Deutungen jedoch ein zweites Mal zum politischen Einsatz – im Kalten Krieg, an dessen Anfang &nbsp;Marcuse und Neumann wichtige Expertenfunktionen im amerikanischen State Department innehatten. Als einflussreicher Deuter des Weltkommunismus erst in der geheimdienstlichen und dann in der regierungsnahen, stiftungsfinanzierten Gegnerforschung nutzte Marcuse die in der Aufklärung NS-Deutschlands entwickelten Analyseraster, um die Entwicklung in der Sowjetunion zu prognostizieren – mit fundamental abweichenden politischen Konsequenzen. Marcuse gehörte zu einer Gruppe von amerikanischen „Sowjetologen“, die schon früh das Liberalisierungs- und Reformpotential des Ostblocks betonten, langfristig eine Ende des Kalten Krieges für möglich hielten und dadurch zu Vordenkern der Entspannungspolitik wurden.</p> Title: Die Praxis und Dialektik der Aufklärung - Kritische Theoretiker als amerikanische "Gegnerforscher"<br />Venue: Neuere/Neueste Geschichte / <br />Category: Die antidemokratische Mentalität im Blickfeld der kritischen Theorie<br />Date: 29.09.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <p><b>Die Praxis und Dialektik der Aufklärung - Kritische Theoretiker als amerikanische "Gegnerforscher": Von der "neuen deutschen Mentalität" zur Entspannungspolitik im Kalten Krieg</b></p><p>Referent/in: Tim B. Müller, Berlin</p><p><br /></p><p><b>Abstract</b></p><p>Ein Teil der Gelehrten-Intellektuellen, die im amerikanischen Exil mit dem Institut für Sozialforschung verbunden waren, wurde nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges von amerikanischen Geheimdiensten rekrutiert – allen voran Herbert Marcuse, Franz Neumann und Otto Kirchheimer. Im Mittelpunkt ihrer Gegnerforschung in den Staatsapparaten stand die Frage, welchen politisch-kulturellen Schaden der Nationalsozialismus in Deutschland angerichtet hatte, worin die Ursachen dafür bestanden und wie sie zu beheben wären. Herbert Marcuses Memorandum „The New German Mentality“ (1942) etwa legte eine präzise Deutung der Dialektik von Binnenrationalität und Ideologie vor, die als mentalitätsgeschichtliche Ergänzung zu Franz Neumanns „Behemoth“ (1942/44) zu lesen ist. Diese Analysen wurden zur Vorbereitung der Besatzungsherrschaft und zur Konzeptionierung der Re-education genutzt. In transformierter Gestalt kamen diese Deutungen jedoch ein zweites Mal zum politischen Einsatz – im Kalten Krieg, an dessen Anfang &nbsp;Marcuse und Neumann wichtige Expertenfunktionen im amerikanischen State Department innehatten. Als einflussreicher Deuter des Weltkommunismus erst in der geheimdienstlichen und dann in der regierungsnahen, stiftungsfinanzierten Gegnerforschung nutzte Marcuse die in der Aufklärung NS-Deutschlands entwickelten Analyseraster, um die Entwicklung in der Sowjetunion zu prognostizieren – mit fundamental abweichenden politischen Konsequenzen. Marcuse gehörte zu einer Gruppe von amerikanischen „Sowjetologen“, die schon früh das Liberalisierungs- und Reformpotential des Ostblocks betonten, langfristig eine Ende des Kalten Krieges für möglich hielten und dadurch zu Vordenkern der Entspannungspolitik wurden.</p> Das Gruppenexperiment des Frankfurter Instituts für Sozialforschung 2010-03-26T21:01:14Z 2010-03-26T21:01:14Z http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/epochenuebersicht/details/338 Title: Das Gruppenexperiment des Frankfurter Instituts für Sozialforschung<br />Venue: Neuere/Neueste Geschichte / <br />Category: Die antidemokratische Mentalität im Blickfeld der kritischen Theorie<br />Date: 29.09.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <p><b>Das Gruppenexperiment des Frankfurter Instituts für Sozialforschung - Zur Mentalitätsgeschichte der frühen Bundesrepublik</b></p><p>Referent/in: Stefan Lochner, Weimar - Jena</p><p><br /></p><p><b>Abstract</b></p><p><p>Unmittelbar nach der Rückkehr von Horkheimer, Pollock und Adorno aus dem amerikanischen Exil nach Frankfurt am Main führte das Institut für Sozialforschung als erste großangelegte empirische Untersuchung die in vieler Hinsicht bedeutende Gruppenstudie über die kollektiven Mentalitäten der bundesrepublikanischen Nachkriegsgesellschaft durch. In methodologischer Erweiterung zu den Exilstudien, insbesondere der Authoritarian Personality, und in Abgrenzung zu den standardisierten Einzelbefragungen der herkömmlichen Meinungsforschung wurde äußerst innovativ erstmalig das Gruppendiskussionsverfahren verwendet und im Methodenkanon der Sozialwissenschaften etabliert.</p><p>&nbsp;Die sozialpsychologische Grundidee war, dass die bei kontroversen und affektbesetzten Themengebieten der Studie existierenden psychologischen Widerstände durch das Methoden- und Forschungsdesign überwunden werden und somit die Erforschung von latenten Einstellungen und informellen Gruppenmeinungen möglich wird. Nach dem überaus aufwendigen und langwierigen Erhebungs- und Auswertungsprozess, an denen eine Vielzahl von etablierten Wissenschaftler/innen und Nachwuchsforscher/innen, darunter Ludwig von Friedeburg, Heinz Maus, Hermann Schweppenhäuser, Hertha Herzog, Helmuth Plessner und Gerhard Schmidtchen beteiligt waren, erschien 1955 der Ergebnisbericht der „Gruppenstudie“ unter dem abwägenden Titel Das Gruppenexperiment.&nbsp;</p><p>Ohne Frage ein faszinierendes und kanonisches Dokument der empirischen Sozialforschung, welches äußerst treffend beispielsweise den frappierenden Antisemitismus, den Überhang der NS-Ideologie, die vielfältigen Strategien individueller Vergangenheitsbewältigung mittels Verdrängung, Relativierung und Leugnung oder das antidemokratische Potential der bundesrepublikanischen Bevölkerung aufzeigt. Das Gruppenexperiment ist dennoch nur das Rudiment eines ursprünglich annähernd 5.000 Seiten umfassenden (Mammut-)Kollektivwerks, dessen Brisanz in mancher Hinsicht abgeschwächt wurde. Konzeptionell getrennt wird im Vortrag einerseits die Vorgeschichte, Genese sowie Forschungspraxis der um 1950/51 durchgeführten Gruppenstudie skizziert werden und andererseits Bezug genommen auf die Veröffentlichungsgeschichte des Gruppenexperiments.</p><div><br /></div></p> Title: Das Gruppenexperiment des Frankfurter Instituts für Sozialforschung<br />Venue: Neuere/Neueste Geschichte / <br />Category: Die antidemokratische Mentalität im Blickfeld der kritischen Theorie<br />Date: 29.09.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <p><b>Das Gruppenexperiment des Frankfurter Instituts für Sozialforschung - Zur Mentalitätsgeschichte der frühen Bundesrepublik</b></p><p>Referent/in: Stefan Lochner, Weimar - Jena</p><p><br /></p><p><b>Abstract</b></p><p><p>Unmittelbar nach der Rückkehr von Horkheimer, Pollock und Adorno aus dem amerikanischen Exil nach Frankfurt am Main führte das Institut für Sozialforschung als erste großangelegte empirische Untersuchung die in vieler Hinsicht bedeutende Gruppenstudie über die kollektiven Mentalitäten der bundesrepublikanischen Nachkriegsgesellschaft durch. In methodologischer Erweiterung zu den Exilstudien, insbesondere der Authoritarian Personality, und in Abgrenzung zu den standardisierten Einzelbefragungen der herkömmlichen Meinungsforschung wurde äußerst innovativ erstmalig das Gruppendiskussionsverfahren verwendet und im Methodenkanon der Sozialwissenschaften etabliert.</p><p>&nbsp;Die sozialpsychologische Grundidee war, dass die bei kontroversen und affektbesetzten Themengebieten der Studie existierenden psychologischen Widerstände durch das Methoden- und Forschungsdesign überwunden werden und somit die Erforschung von latenten Einstellungen und informellen Gruppenmeinungen möglich wird. Nach dem überaus aufwendigen und langwierigen Erhebungs- und Auswertungsprozess, an denen eine Vielzahl von etablierten Wissenschaftler/innen und Nachwuchsforscher/innen, darunter Ludwig von Friedeburg, Heinz Maus, Hermann Schweppenhäuser, Hertha Herzog, Helmuth Plessner und Gerhard Schmidtchen beteiligt waren, erschien 1955 der Ergebnisbericht der „Gruppenstudie“ unter dem abwägenden Titel Das Gruppenexperiment.&nbsp;</p><p>Ohne Frage ein faszinierendes und kanonisches Dokument der empirischen Sozialforschung, welches äußerst treffend beispielsweise den frappierenden Antisemitismus, den Überhang der NS-Ideologie, die vielfältigen Strategien individueller Vergangenheitsbewältigung mittels Verdrängung, Relativierung und Leugnung oder das antidemokratische Potential der bundesrepublikanischen Bevölkerung aufzeigt. Das Gruppenexperiment ist dennoch nur das Rudiment eines ursprünglich annähernd 5.000 Seiten umfassenden (Mammut-)Kollektivwerks, dessen Brisanz in mancher Hinsicht abgeschwächt wurde. Konzeptionell getrennt wird im Vortrag einerseits die Vorgeschichte, Genese sowie Forschungspraxis der um 1950/51 durchgeführten Gruppenstudie skizziert werden und andererseits Bezug genommen auf die Veröffentlichungsgeschichte des Gruppenexperiments.</p><div><br /></div></p> Die Heimkehrerstudie des Frankfurter Instituts für Sozialforschung 2010-03-26T21:03:19Z 2010-03-26T21:03:19Z http://www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/wissenschaftliches-programm/epochenuebersicht/details/339 Title: Die Heimkehrerstudie des Frankfurter Instituts für Sozialforschung<br />Venue: Neuere/Neueste Geschichte / <br />Category: Die antidemokratische Mentalität im Blickfeld der kritischen Theorie<br />Date: 29.09.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <p><b>Die Heimkehrerstudie des Frankfurter Instituts für Sozialforschung - antidemokratische Einstellungen unter Wehrmachtsveteranen in den 50ern</b></p><p>Referent/in: Johannes Platz, Trier / Köln</p><p><br /></p><p><b>Abstract</b></p><p><p>Der Vortrag untersucht eine unveröffentlichte Studie zu antidemokratischen Einstellungen unter Spätheimkehrern aus russischer Kriegsgefangenschaft, die das Frankfurter Institut für Sozialforschung im Auftrag der Bundeszentrale für Heimatdienst (BzH), der Vorgängerin der Bundeszentrale für politische Bildung, zwischen 1956 und 1960 anfertigte. Die Bundeszentrale förderte die Integration und politische Bildung der Heimkehrer und war aus diesem Grund an einer Expertise über die demokratische Gesinnung dieser Personengruppe sehr interessiert. Angeregt wurde die Arbeit durch den ersten Vertreter der Politischen Psychologie und Gründungsvorsitzenden des Berufsverbandes Deutscher Psychologen (BDP), Walter Jacobsen, der in der BzH arbeitete. Von der Bundeszentrale beauftragt, untersuchte das Frankfurter Institut die Demokratieverträglichkeit der im Verband der Heimkehrer (VdH) zusammengeschlossenen Spätheimkehrer aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Es schloss damit an die Exilarbeiten zu Vorurteilen bei Veteranen im Rahmen der Studies in Prejudice an. Zur Forschergruppe gehörten u.a. Ludwig von Friedeburg, Klaus Liepelt und Manfred Teschner. Die Studie, die mit den Methoden des im Gruppenexperiment entwickelten Gruppendiskussionsverfahrens durchgeführt wurde, zeigte in Inhaltsanalysen das Nachwirken nazistischer Einstellungsmuster bei den Spätheimkehrern und damit, dass es sich keineswegs um Musterdemokraten aus totalitärer Erfahrung handelte. Dieses Ergebnis führte zu heftigen Kontroversen zwischen IfS, VdH und BzH um die Möglichkeit der Publikation der Studie. Das Paper zeigt auf, wie schnell kritische Sozialforschung an ihre Grenzen gelangte, wenn sie dem gesellschaftlichen Grundkonsens widersprechende Ergebnisse vorlegte.</p><p>Der Vortrag gliedert sich in vier Teile. In einem ersten einführenden Teil wird die Zusammenarbeit der BzH mit dem VdH im Feld der politischen Bildung beleuchtet. Die Kontaktaufnahme der BzH und die Rezeption des Gruppenexperiments in der BzH bilden den zweiten Teil des Papers. Im dritten Teil wird die Durchführung des Forschungsprojekts, das Forschungsdesign und die konkrete Erhebungsarbeit rekonstruiert. Im abschließenden vierten Teil werden die Ergebnisse und ihre Aufnahme beim &nbsp;VdH sowie der anschließende wissenschaftspolitische Konflikt um die Publikation der Ergebnisse analysiert.&nbsp;</p><div><br /></div></p> Title: Die Heimkehrerstudie des Frankfurter Instituts für Sozialforschung<br />Venue: Neuere/Neueste Geschichte / <br />Category: Die antidemokratische Mentalität im Blickfeld der kritischen Theorie<br />Date: 29.09.2010<br />Time: 09.15 h - 13.00 h<br />Description: <p><b>Die Heimkehrerstudie des Frankfurter Instituts für Sozialforschung - antidemokratische Einstellungen unter Wehrmachtsveteranen in den 50ern</b></p><p>Referent/in: Johannes Platz, Trier / Köln</p><p><br /></p><p><b>Abstract</b></p><p><p>Der Vortrag untersucht eine unveröffentlichte Studie zu antidemokratischen Einstellungen unter Spätheimkehrern aus russischer Kriegsgefangenschaft, die das Frankfurter Institut für Sozialforschung im Auftrag der Bundeszentrale für Heimatdienst (BzH), der Vorgängerin der Bundeszentrale für politische Bildung, zwischen 1956 und 1960 anfertigte. Die Bundeszentrale förderte die Integration und politische Bildung der Heimkehrer und war aus diesem Grund an einer Expertise über die demokratische Gesinnung dieser Personengruppe sehr interessiert. Angeregt wurde die Arbeit durch den ersten Vertreter der Politischen Psychologie und Gründungsvorsitzenden des Berufsverbandes Deutscher Psychologen (BDP), Walter Jacobsen, der in der BzH arbeitete. Von der Bundeszentrale beauftragt, untersuchte das Frankfurter Institut die Demokratieverträglichkeit der im Verband der Heimkehrer (VdH) zusammengeschlossenen Spätheimkehrer aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Es schloss damit an die Exilarbeiten zu Vorurteilen bei Veteranen im Rahmen der Studies in Prejudice an. Zur Forschergruppe gehörten u.a. Ludwig von Friedeburg, Klaus Liepelt und Manfred Teschner. Die Studie, die mit den Methoden des im Gruppenexperiment entwickelten Gruppendiskussionsverfahrens durchgeführt wurde, zeigte in Inhaltsanalysen das Nachwirken nazistischer Einstellungsmuster bei den Spätheimkehrern und damit, dass es sich keineswegs um Musterdemokraten aus totalitärer Erfahrung handelte. Dieses Ergebnis führte zu heftigen Kontroversen zwischen IfS, VdH und BzH um die Möglichkeit der Publikation der Studie. Das Paper zeigt auf, wie schnell kritische Sozialforschung an ihre Grenzen gelangte, wenn sie dem gesellschaftlichen Grundkonsens widersprechende Ergebnisse vorlegte.</p><p>Der Vortrag gliedert sich in vier Teile. In einem ersten einführenden Teil wird die Zusammenarbeit der BzH mit dem VdH im Feld der politischen Bildung beleuchtet. Die Kontaktaufnahme der BzH und die Rezeption des Gruppenexperiments in der BzH bilden den zweiten Teil des Papers. Im dritten Teil wird die Durchführung des Forschungsprojekts, das Forschungsdesign und die konkrete Erhebungsarbeit rekonstruiert. Im abschließenden vierten Teil werden die Ergebnisse und ihre Aufnahme beim &nbsp;VdH sowie der anschließende wissenschaftspolitische Konflikt um die Publikation der Ergebnisse analysiert.&nbsp;</p><div><br /></div></p>