Gartenstadt Hellerau - Vorbild für folgende Kunstströmungen

Herbst in Hellerau Foto: cm

Die berühmten Bilder des „Indian Summer“ aus Nordamerika waren in den letzten Tagen nur allzu greifbar. Die Führung durch die Gartenstadt Hellerau am gestrigen Nachmittag verschaffte den Besuchern einen kleinen Eindruck von einem jahreszeitlichen Spektakel, das man sonst nur von Bildern kennt. Doch das waren nicht die einzigen Impressionen, die die nicht nur Geschichts-, sondern auch Kunstinteressierten mitnehmen konnten.

Der ehemalige Vorort Hellerau wurde 1909 von dem Möbelfabrikanten Karl Schmidt im Zuge des Neubaus seiner „Dresdner Werkstätten für Handwerkskunst“ gegründet. Dem reformorientierten Schmidt (der sich seit 1938 Schmidt-Hellerau nannte) war das Wohlergehen seiner Mitarbeiter sehr wichtig. Aus diesem Grund beraumte er kurz nachdem die ersten Arbeiter ihre Tätigkeit aufgenommen hatten, eine Umfrage an, die ihm zeigen sollte, wie seine Mitarbeiter derzeit leben und was sie eigentlich von ihrer Wohnsituation erwarteten. Die Ergebnisse leitete er an den Architekten Richard Riemerschmid weiter, den er beauftragt hatte, eine Gartenstadt für seine Arbeiter zu entwerfen. In Zusammenarbeit mit weiteren Architekten wie Herrmann Muthesius, Heinrich von Tessenow oder Kurt Frick entstand innerhalb weniger Jahre eine komplett auf dem Reißbrett entworfene Siedlung mit Kleinhäusern, Landhäusern und Villen.

Die Idee einer Gemeinschaft außerhalb der Großstadt entstand am Ende des 19. Jahrhunderts durch die industrielle Revolution in England, als die Städte wuchsen und der Lebensstandard der Menschen gleichzeitig sank. Ebenezer Howard ist der Erfinder der Gartenstadt. In seinem zentralen Werk „Garden Cities of Tomorrow“ von 1902 publizierte er die Idee einer kreisförmig aufgebauten Stadt, die unabhängig von einer Metropole existieren kann. Die ideale Gartenstadt konnte nach seinem Dafürhalten jede kulturelle und wirtschaftliche Institution vorweisen. Alle wichtigen Einrichtungen für das alltägliche Leben ballten sich im Kern der Stadt, während sich Fabriken und große Unternehmen außerhalb der Wohngebiete befinden sollten.

Die Ideen von Ebenezer Howard waren sowohl Riemerschmid als auch Schmidt bekannt. Allerdings konnte diese Utopie einer funktionierenden, fast schon autark lebenden Stadt nirgends umgesetzt werden. Dresden-Hellerau ist noch heute ein Zeugnis einer reformorientierten Architektur, deren Ansätze sich auch in späteren Kunstströmungen, wie dem Bauhaus, wiederfinden lassen.

Deutsche Werkstätten in Dresden-Hellerau

Deutsche Werkstätten in Dresden-Hellerau Foto: cm

1 Response to “Gartenstadt Hellerau - Vorbild für folgende Kunstströmungen”


  1. 1 Kjhkjh

    Das Herbst-Bild ist überraschend und schön! Super.

Leave a Reply