Zwischen Orient und Okzident

Das Thema des Historikertages “Ungleichheiten” wurde in der heutigen Sektion “Transkulturelle Vergleiche zwischen Ost und West” in Bezug auf die beiden Religionen Christentum und Islam sowie deren kulturelle Verschiedenheit hin diskutiert.

Das Programm wurde eingeleitet durch Wolfram Drews (Köln, Bonn), dessen Publikation mit dem Titel “Die Karolinger und die Abbasiden von Bagdad” (Berlin 2009) zu Beginn kurz angerissen und daraufhin die Herrscherdynastien und Legitimationsstrategien im frühen Mittelalter vorgestellt wurden. Gerade die Herrschaftslegitimation Karls des Großen im Karolingerreich bezeugt eindrucksvoll das sakral legitimierte Herrschertum sowie die enge Beziehung zwischen Papsttum und Kaiser im 8. Jahrhundert. Im Morgenland des 9. Jahrhunderts versuchten die Kalifen dasselbe umzusetzen, doch aufgrund fehlender normativer Religionsformen scheiterte ihr Vorhaben.

Almut Höfert (Basel) referierte über die Positionierung  des sakralen Christentums in beiden Kulturen und die Dualität von weltlichem und göttlichem Bereich in der religiösen Ordnung von Islam und lateinischem Christentum. Sie warf die Frage auf, inwieweit beide Kulturen überhaupt religiös und gesellschaftlich miteinander verglichen werden könnten.

Daran anschließend stellte Jenny Rahel Oesterle (Bochum) das christliche Asylrecht, welches vor allem in der Merowingerzeit wichtiger Bestandteil des Kirchenrechts war, dem islamischen Gastrecht “Aman” gegenüber. Dieses bot personengebundenen Schutz und wurde durch symbolische Handlungen wie etwa dem gemeinsamen Mahl übertragen. Außerdem war es temporär limitiert und verhandelbar. Später nahm der Aman Vertragscharakter an. Moscheen hingegen boten als reine Gebetsräume kein Asylrecht, sie waren anders als Kirchen keine sakralen, sondern ungeweihte Orte.

Dorothea Weltecke (Konstanz) stellte die Dichotomie zwischen christlichem Orient und Okzident vor. Sie kritisierte besonders die viel zu geringe Aufmerksamkeit der Forschung gegenüber der Geschichte der orientalischen Christenheit. Dirk Jäckels (Hagen) Vortrag über die Bewältigungsstrategien von Niederlagen beider Kulturen im Heiligen Land sowie Eva-Maria Stolbergs (Duisburg-Essen) Vortrag über das Verhältnis Russlands als Staat sesshafter Kultur gegenüber den Nomaden, also dem Steppenislam, als Parallelgesellschaft, rundeten das gut besuchte und interessante Programm rund um transkulturelle Vergleiche im Mittelalter ab.

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