Author Archive for nm

Podiumsdiskussion zur friedlichen Revolution 1989/90

Blick in das Auditorium. Foto: cm

Blick in das Auditorium. Foto: cm

Entgegen der Erfahrungen der vergangenen Tage standen bei der Podiumsdiskussion „Die friedliche Revolution und die Vereinigung 1989/90: das Volk, die Volkswirtschaft“ heute Vormittag die Schicksale der Bürger der ehemaligen DDR mehr im Vordergrund. Im Kontext mit historischen Fakten aus der Wirtschafts- und Sozialgeschichte konnte die Waage zwischen Information und Gedenken gut gehalten werden.

Dabei stellte Prof. Dr. Klaus-Dietmar Henke die These auf, dass die DDR-Volkswirtschaft den größten Anteil an dem Ausbruch der friedlichen Revolution hatte. Keiner der weiteren Podiumsdiskutanten führte eine Gegenthese an. Die Ansätze der Referate, auf die jeweils eine Diskussion folgte, waren jedoch sehr unterschiedlich.

Continue reading ‘Podiumsdiskussion zur friedlichen Revolution 1989/90′

Gartenstadt Hellerau - Vorbild für folgende Kunstströmungen

Herbst in Hellerau Foto: cm

Die berühmten Bilder des „Indian Summer“ aus Nordamerika waren in den letzten Tagen nur allzu greifbar. Die Führung durch die Gartenstadt Hellerau am gestrigen Nachmittag verschaffte den Besuchern einen kleinen Eindruck von einem jahreszeitlichen Spektakel, das man sonst nur von Bildern kennt. Doch das waren nicht die einzigen Impressionen, die die nicht nur Geschichts-, sondern auch Kunstinteressierten mitnehmen konnten.

Der ehemalige Vorort Hellerau wurde 1909 von dem Möbelfabrikanten Karl Schmidt im Zuge des Neubaus seiner „Dresdner Werkstätten für Handwerkskunst“ gegründet. Dem reformorientierten Schmidt (der sich seit 1938 Schmidt-Hellerau nannte) war das Wohlergehen seiner Mitarbeiter sehr wichtig. Aus diesem Grund beraumte er kurz nachdem die ersten Arbeiter ihre Tätigkeit aufgenommen hatten, eine Umfrage an, die ihm zeigen sollte, wie seine Mitarbeiter derzeit leben und was sie eigentlich von ihrer Wohnsituation erwarteten. Die Ergebnisse leitete er an den Architekten Richard Riemerschmid weiter, den er beauftragt hatte, eine Gartenstadt für seine Arbeiter zu entwerfen. In Zusammenarbeit mit weiteren Architekten wie Herrmann Muthesius, Heinrich von Tessenow oder Kurt Frick entstand innerhalb weniger Jahre eine komplett auf dem Reißbrett entworfene Siedlung mit Kleinhäusern, Landhäusern und Villen.

Continue reading ‘Gartenstadt Hellerau - Vorbild für folgende Kunstströmungen’

„Prekäres Arrangement auf beiden Seiten“

Nicht nur die Deutsche Bahn, sondern auch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) stellt sich ihrer Vergangenheit während des Dritten Reichs.

Prof. Matthias Kleiner- Foto: cm

Mit der Wanderausstellung, die gestern Abend in der Sächsischen Staats-, Universitäts- und Landesbibliothek (SLUB) eröffnet wurde, bekennt sich die DFG zu der Unterstützung der damaligen Forschungen zum „Generalplan Ost“. „Da die DFG – damals noch die Deutsche Gemeinschaft zur Erhaltung und Förderung der Forschung – von ihrer Grundeinstellung sehr konservativ und angepasst war, kann man im Nachhinein von einem prekären Arrangement auf beiden Seiten sprechen“, erklärte Prof. Matthias Kleiner, Präsident der DFG. Im nächsten Satz räumte er ein, dass keines der damaligen Mitglieder Widerstand leistete, als nach dem 7. April 1933 keiner der jüdischen Mitarbeiter und Forscherkollegen mehr an seinem Arbeitsplatz erschien.

Continue reading ‘„Prekäres Arrangement auf beiden Seiten“’

Dresdens unbekannten Toten ein Gesicht geben

Prof. Dr. Rolf-Dieter Müller Foto: cm

Vom 13. bis 15. Februar 1945 wurde Dresden von der schlimmsten Katastrophe in der Stadtgeschichte heimgesucht. Bis heute sind in der Literatur äußerst gegensätzliche Opferzahlen bei der Auseinandersetzung mit den Luftkriegsereignissen  zu finden. Aus diesem Grund berief der Dresdner Oberbürgermeister 2004 eine Historikerkommission ein, die eine genaue Opferzahl ermitteln sollte. Auf einer Pressekonferenz und einer Podiumsdiskussion des Historikertages wurde nun ein Zwischenbericht abgeliefert.

Nach akribischen Rechnungen entkräftete die Historikerkommission die Schwankungen der Zahlen zwischen 20.000 und 500.000 getöteten Menschen in den Bombennächten: Von 18.000 Menschen, die während der Luftangriffe ihr Leben verloren, sind die persönlichen Daten mittlerweile bekannt. Die Forscher gehen jedoch davon aus, dass sich die Zahl bis zum endgültigen Abschluss der Arbeiten im nächsten Jahr auf maximal 25.000 Menschen erhöhen wird.

Continue reading ‘Dresdens unbekannten Toten ein Gesicht geben’

Asymmetrien als Synonym für Ungleichheiten

Prof. Dr. Martina Schattkowsky und Dr. Uwe Tresp Foto: cm

Nur langsam füllte sich der Raum 101 des Hörsaalzentrums, in dem heute Vormittag die Sektion „Asymmetrien in Gegenwart und Vergangenheit – Deutsche und Tschechen als ungleiche Nachbarn?“ stattfand. Dabei waren Asymmetrien nur ein Synonym für Ungleichheiten. In den ersten beiden Vorträgen zu den möglichen und viel diskutierten Ursprüngen der kulturellen und letztlich auch sozialen Verschiedenheiten sprachen Dr. Uwe Tresp von der Uni Leipzig und Prof. Dr. Martina Schattkowsky, die Leiterin des Bereiches Geschichte am Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e. V.

Die Ausführungen der beiden Wissenschaftler besaßen jeweils verschiedene Ansätze. Während Dr. Tresp versuchte, anhand der dynastischen Verhältnisse die Rolle der Kurfürstentümer Sachsen und Böhmen zueinander näher zu beleuchten, bezog sich Frau Prof. Schattkowsky weitestgehend auf agrarpolitische Aspekte, die zu der Bildung von Ungleichheiten beitrugen.

Dass die noch heute bestehenden Unterschiede zwischen Deutschen und Tschechen auf die Geschichte der beiden Länder zurückzuführen ist, machten die Beiträge der Wissenschaftler deutlich.

Studenten erarbeiten Geschichte

Bismarcksäule. Foto: pd

Bismarcksäule Foto: pd

Die Bismarcksäule auf der Dresdner Räcknitzhöhe hat schon viel Aufmerksamkeit erhalten. Aus einer studentischen Initiative heraus am 23. Juni 1906 eingeweiht, waren es im Jahr 2004 neben dem Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft wieder Studenten, die sich nun für die Sanierung einsetzten. Nach der Wiedereröffnung der einstigen Feuersäule am 30. August dieses Jahres sollte der Verein Bismarckturm e.V. auch eine inhaltliche Unterstützung erfahren.

Eine Arbeitsgruppe des Kulturmanagement-Seminars hat eine Führung zur Bismarcksäule erarbeitet, die während des 47. Deutschen Historikertags ihre Premiere erleben wird. Hauptthemen werden die nationalsozialistische Bücherverbrennung am 10. Mai 1933, ihre politisch-ideologischen Voraussetzungen sowie ihre Rezeptionsgeschichte in der DDR sein. “An die Bücherverbrennung am Wettiner Platz erinnert schon seit 1948 eine Gedenktafel”, sagt Isabel Schellenberger, die eine der Führungen leiten wird. “Daneben sind die Ereignisse vom 10. Mai 1933 eher ein blinder Fleck in Dresdens Stadtgeschichte geblieben”, so die Studentin Henriette Kunz weiter. Die Gründe für die geringere Beachtung der Geschehnisse an der Bismarcksäule sind laut Meinung der Geschichtsstudentinnen in der DDR-Historiografie zu suchen.

Die Führungen finden am 1. und 2. Oktober statt. Parallel dazu sollen auf der Homepage des Historikertages und demnächst auch auf den Webauftritten des Bismarckturm e. V. sowie der Stiftung Sächsische Gedenkstätten bereits mehrere Episoden zu hören sein, die die thematische Vielschichtigkeit der Geschichte des Areals um die Bismarcksäule widerspiegeln.

Ausstellungseröffnung “Sonderzüge in den Tod”

Foto: cm

Am 29. September wird die Wanderausstellung der Deutschen Bahn „Sonderzüge in den Tod – Die Deportationen mit der Deutschen Reichsbahn“ im Bahnhof Dresden-Neustadt Station machen. Dessen Güterbahnhof war während des Zweiten Weltkrieges Ausgangsort für Deportationszüge nach Auschwitz-Birkenau. Diese Ausstellung, die bereits in Berlin und Frankfurt am Main auf viel positive Resonanz stieß, soll das Gedenken an die Opfer mit fundierten Informationen zu den Geschehnissen verbinden. Das Konzept der Wanderausstellung bilden zum einen Beiträge des Museums der Deutschen Bahn in Nürnberg, zum anderen Bilder und Biografien von jüdischen Kindern, für die die Autoren Serge und Beate Klarsfeld verantwortlich sind. Als Besonderheit gelten die vielen detaillierten Zeitzeugenberichte, so unter anderem von Rudolf Vrba, der aus dem Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau fliehen konnte.

Einen ausführlichen Beitrag mit Stimmen vom Eröffnungsabend finden Sie am 01. Oktober in der Zeitung zum Historikertag.

Annika Radtke

“Gott und ich diskutieren noch, ob es ihn gibt”, sagt Annika, die im 10. Semester Mittelalterliche Geschichte und in den Nebenfächern Alte Geschichte und Katholische Theologie studiert. Dabei ist sie evangelisch: „Mit dem Entstehen des evangelischen Glaubens wird aber leider mein geliebtes Mittelalter beendet“, gibt sie lächelnd zu. Eine zweite Leidenschaft, die eine willkommene Abwechslung darstellt, ist das Rudern, der sie am liebsten auf Langstreckenregatten frönt.