Willkommen zum 52. Historikertag in Münster!

Vom 25. bis 28. September 2018 findet in Münster unter dem Motto „Gespaltene Gesellschaften“ der 52. Deutsche Historikertag statt. Dazu begrüßen Sie das Ortskomitee des Historikertages, die Lehreinheit Geschichte und die Westfälische Wilhelms-Universität Münster herzlich!

Motivation für das Motto „Gespaltene Gesellschaften“ sind aktuelle Überlegungen:

Zahllose politische und soziale Zerreißproben stellen uns heute vor erhebliche neue Herausforderungen. Soziale Ungleichheit, religiös grundierte Auseinandersetzungen oder auch neue Formen des Nationalismus, der auf eine zunehmende Globalisierung reagiert, spalten viele Gesellschaften. In einer globalisierten Welt wirken sich derartige Spannungen spürbar international aus, wodurch sich auch die Lösungsmöglichkeiten und Mitspracherechte verändern. Für viele Zeitgenossen scheint der hergebrachte Konsens innerhalb der eigenen Gesellschaft zu bröckeln. Wesentliche Grundlagen der modernen Gesellschaft und des Zusammenlebens geraten damit auf den Prüfstand. Vor allem die Spaltung zwischen arm und reich oder zwischen „fremd“ und „einheimisch“ lässt das Gefühl von Teilhabe und Gerechtigkeit schwinden, so dass Gruppen erstarken und zu überzeugen vermögen, die einfache Lösungen propagieren.

Diese Herausforderungen sind jedoch keine Besonderheit unserer Zeit. Soziale, kulturelle, ökonomische, aber auch religiös, ethnisch oder rechtliche begründete Spaltungen sind ein Phänomen aller Zeitepochen und Weltreligionen. In allen Jahrhunderten hat man um den Konsens innerhalb der Gesellschaft ebenso wie mit den Nachbarn immer wieder existentiell gerungen. Das zeigen die tiefgreifenden Konflikte, die sich in der antiken griechischen Staatenwelt als eine sozio-politische Grundkonstante im permanenten Bürgerkrieg (staseis) äußerten, ebenso wie die erbitterten Auseinandersetzungen um die Stellung und Rechte der Geistlichen gegenüber den Laien im hochmittelalterlichen Investiturstreit. Die konfessionellen Spaltungen der Frühen Neuzeit zogen lange Verwerfungen bis in die einzelnen Kommunen nach sich, während die Diktaturen und Kriege des 20. Jahrhunderts oft eine Einheit erzwangen, die Differenzen nur blutig überdeckte. Die Kolonialisierung bewirkte außerhalb, aber auch innerhalb Europas große gesellschaftliche Umwälzungen, die in der Regel auch mit der Dekolonialisierung nicht befriedet werden konnten.

Die Geschichtswissenschaft kann in der aktuellen Debatte dazu beitragen, Prozesse gesellschaftlicher Spaltung und deren Wahrnehmung einzuordnen, zu hinterfragen und ein vertieftes Verständnis fördern.

Wir freuen uns auf einen facettenreichen Historikertag mit interessanten Ergebnissen!