Logo des 49. Historikertags 2012 Ressourcen und Konflikte

49. Deutscher Historikertag 2012: Ressourcen - Konflikte

Ressource Religion: Akteure und Netzwerke in globaler Perspektive

Zeit: 26.09.2012, 15:15 - 18:00
Ort: P 106
Kategorie: Neuere/Neueste Geschichte

Sektionsleiter/in: Alexandra Przyrembel (Essen/Göttingen)

Abstract:
Inwiefern kann Religion als ›Ressource‹ bezeichnet werden? Lassen sich mittels eines solchen Ansatzes die Antriebskräfte im individuellen und kollektiven Handeln religiöser Personen, Institutionen und Organisationen im 19. und 20 Jahrhundert möglicherweise besser beschreiben als mit der gängigen Subsumption von „Religion“ unter einer breit verstandenen Kultur der Moderne? Und wie wiederum gestalteten sich die Wechselbeziehungen zwischen „Religion“  und anderen materiellen sowie kulturellen Ressourcen? Dieses Fragebündel steht im Vordergrund der geplanten Sektion ›Ressource Religion: Akteure und Netzwerke in globaler Perspektive‹, die Differenz und Verflechtungen der Wirkungsmacht der ›Ressource Religion‹ der Moderne thematisiert.

In Anlehnung an Talal Asad, der die Trennung des Religiösen von der politischen Macht als eine typische westliche Norm bezeichnet hat,[1] fragt die Sektion nach der Transformation sowie den transnationalen Austauschbeziehungen religiöser Motive, Emotionen und Legitimationsstrategien in der Moderne. Gegenstand aller Referate sind die Verflechtungen des Religiösen mit den Feldern politischer und kultureller Macht in der Moderne inner- und außerhalb Europas im 19. bzw. frühen 20. Jahrhundert. Mit den Missionsgesellschaften, den global agierenden protestantischen Organisationen (wie dem Christlichen Verein Junger Männer) sowie der religiös und säkular argumentierenden Anti-Alkoholbewegung werden ›global players‹ in den Blick genommen, die sowohl in Europa als auch in den europäischen Kolonien oftmals als Kooperationspartner entstehender bzw. etablierter Kolonialmächte, staatlicher Akteure bzw. lokaler Eliten agierten. Angesichts ihrer medialen Präsenz, ihren sozialen Institutionen (z.B. Armenhäuser) und Bildungseinrichtungen prägten diese ›global players‹ gleichzeitig maßgeblich transnationale Debatten über das Religiöse und Säkulare, Wert- und Moralvorstellungen sowie Fragen gesellschaftlicher Ungleichheit in der Moderne. Auf der Grundlage von Fallstudien zum Empire, dem Deutschen Kaiserreich, Indien und Afrika soll im Rahmen dieses Panels genauer untersucht werden, wie und innerhalb welcher Netzwerke Religion als Ressource gesellschaftlicher Transformationsprozesse in der Moderne zu verstehen ist.

[1] Asad, Talal (2002): The Construction of Religion as an Anthropological Category. In: Michael Lambeck (Hg.): A reader in the anthropology of religion. Malden, MA [u.a.]: Blackwell Publishers (Blackwell anthologies in social and cultural anthropology), 114-132, hier 116.

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