Logo des 49. Historikertags 2012 Ressourcen und Konflikte

49. Deutscher Historikertag 2012: Ressourcen - Konflikte

"Deutschland in Frankreich - Frankreich in Deutschland": Zur Beziehungsgeschichte der deutsch-französischen Kultur

Referent/in: Andreas Linsenmann

Abstract:
Künstlerische und allgemein kulturelle Themen stellten, obschon historisch vielfach aufgeladen, in den Jahren unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg in den zerrütteten deutsch-französischen Beziehungen wichtige Anknüpfungspunkte dar. So bemerkte etwa Wilhelm Hausenstein, der erste Repräsentant der Bundesrepublik in Paris, rückschauend auf das Jahr 1951, dass es „in der Tat auch politisch schon etwas zu bedeuten“ gehabt habe, „wenn die beiden Seiten einander vor einem Gemälde fanden und sich in gemeinsamer Schätzung des Kunstwerks eins fühlen durften.“ Der Vortrag geht der Frage nach, welche Rolle die Kulturbeziehungen in den deutsch-französischen Annäherungs- und Aussöhnungsprozessen gespielt haben. Dies soll exemplarisch anhand der Musik untersucht werden, die im 19. und frühen 20. Jahrhundert diskursiv teils national scharf abgrenzende Codierungen durchlaufen hatte, zumal auf deutscher Seite, wo die Musik als „deutscheste der Künste“ (Thomas Mann) mitunter eine geradezu mystische Überhöhung erfahren hatte und zur Begründung einer auch kulturellen Frontstellung gegen den „Erbfeind“ Frankreich herangezogen worden war. Inwiefern lassen sich nach 1945 in diesem symbolbehafteten Bereich Veränderungen in der wechselseitigen Wahrnehmung feststellen? Welche Bedingungen und Möglichkeiten gab es für eine Revision von Stereotypen? Was vermochten kulturelle Diskurse zur Verständigung beizutragen und inwieweit wirkte wiederum die politische Rahmensetzung auf das kulturelle Feld zurück? Über die Analyse dieser Aspekte hinaus soll erörtert werden, inwieweit die Befunde aus dem Feld der Musik exemplarisch und auf die deutsch-französischen Annäherungs- und Aussöhnungsprozesse insgesamt übertragbar sind.

Kategorie: Neuere/Neueste Geschichte

Anzeigen