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49. Deutscher Historikertag 2012: Ressourcen - Konflikte

"Walkürenritt". Aus dem Orchestergraben auf das Schlachtfeld des (post-)modernen Krieges

Referent/in: Gerhard Paul

Abstract:
Das Vorspiel zum 3. Akt seiner 1870 uraufgeführten Oper Die Walküre, das mit der anschließenden Szene als ‚Walkürenritt’ bezeichnet wird, gilt heute als das bekannteste und meistzitierte Musikstück aus Richard Wagners Ring des Nibelungen und eine seiner bekanntesten Kompositionen überhaupt. Es diente als Hintergrundmusik in deutschen Kriegswochenschauen von 1941/42 sowie als musikalisches Stilmittel in populären Spielfilmen wie Apocalypse Now und Operation Walküre. Wie eine moderne Medienikone hat es sich seit dem Ersten Weltkrieg von seinem historisch-kulturellen Entstehungszusammenhang gelöst und vagabundiert seitdem, multifunktional verwendbar, um den Erdball. Längst ist es auch zu einem Bestandteil der Populärkultur und der Werbung sowie zum akustischen Erinnerungsort des modernen Krieges avanciert. Zudem ist es vermutlich das einzige Musikstück, das es aus dem Orchestergraben auf die Schlachtfelder des 21. Jahrhunderts im Irak und in Afghanistan geschafft hat. Dabei erfüllt es so unterschiedliche Funktionen wie die emotionale Aufladung von Filmbildern, die Mobilisierung des soldatischen Kampfwillens und die Ängstigung des Gegners. Ausgehend von der Analyse des Ausgangsstückes und seiner musikalischen Kraft skizziert der Vortrag die Veränderungen, die das Motiv in seinen verschiedenen Adaptionen gefunden hat, sowie die unterschiedlichen Funktionen der Musik im historischen Prozess: als propagandistischer Waffe, als mobilisierendem Faktor und als akustischem Erinnerungsort.

Kategorie: Neuere/Neueste Geschichte

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