Meeresbodenschätze: globale Güter und territoriale Ansprüche in der BRD 1960-1970
Referent/in: Sven MesinovicAbstract:
Der Beitrag von Sven Mesinovic geht den Diskursen und Praktiken der Erschließung der Meere als Territorien von wirtschaftlicher, militärischer und wissenschaftlicher Bedeutung nach. Während die sogenannten Entwicklungsländer den Zugriff reicher Industriestaaten auf die Schätze des Meeres zu verhindern suchten, sah ein „rohstoffbenachteiligtes“ Land wie die Bundesrepublik Deutschland in der ressourcenorientierten Meeresforschung große Chancen. 1964 verkündete die BRD die sogenannte „Festlandproklamation“ und erhob damit Ansprüche auf die Kontinentalschelfe vor der bundesdeutschen Küste, die keiner staatlichen Herrschaft unterstellt waren. Am Beispiel der Einrichtung des bundesdeutschen Unterwasserlaboratoriums Helgoland untersucht der Beitrag, wie nationale Interessen der Gewinnung von Bodenschätzen aus dem Meer mit der Freiheit der Forschung verbunden und durchgesetzt wurden. Die Entstehungs- und Nutzungsgeschichte der Helgoland und ähnlicher bemannter Unterwasserhabitate zeigt, dass „die künftige Technik des Abbaus von Rohstoffen im Meeresboden“ zur Politisierung der Technologieförderung zur Erschließung des internationalen Meeresbodens beitrug.