Logo des 49. Historikertags 2012 Ressourcen und Konflikte

49. Deutscher Historikertag 2012: Ressourcen - Konflikte

Vertrauen als immaterielle Ressource der politischen und wirtschaftlichen Beziehungen der Bundesrepublik seit den 1970er Jahren

Zeit: 26.09.2012, 15:15 - 18:00
Ort: P 2
Kategorie: Neuere/Neueste Geschichte

Sektionsleiter/in: Philipp Gassert (Augsburg) / Reinhild Kreis (Augsburg)

Abstract:
Als soziales Kapital kann Vertrauen unmittelbar zu einer politischen oder ökonomischen Ressource werden. Sich als vertrauenswürdig zu präsentieren, um Vertrauen zu werben und bestehende Vertrauensbeziehungen nach außen zu präsentieren gehört daher zum Alltagsgeschäft von Politikern und Parteien wie auch von Wirtschaftsunternehmen und -verbänden. Die Sektion untersucht Vertrauen als immaterielle Ressource und als handlungsleitende Kategorie in den politischen und wirtschaftlichen Beziehungen der Bundesrepublik seit den 1970er Jahren. Dabei leiten drei zentrale Perspektiven die Beiträge:

1. geht es um Konjunkturen und Dynamiken in Beziehungsgefügen: Vertrauen muss aktiv aufgebaut und kontinuierlich gepflegt werden, kann aber auch wieder entzogen werden.

2. eröffnet die Frage nach Vertrauen und Misstrauen den Blick auf Interpretationen der Vergangenheit und Erwartungen an die Zukunft bei den beteiligten Akteuren. Da Vertrauen stets mit der Einschätzung vergangener und zukünftiger Entwicklungen verbunden ist, geht es mit spezifischen Risikoeinschätzungen und Kontrollmechanismen einher.

3. werden über die Kategorie „Vertrauen“ Kommunikationszusammenhänge und die (Selbst)Inszenierung der Akteure sichtbar. Was unter den Bedingungen des Ost-West-Konflikts, der Europäischen Integration und der beginnenden Globalisierung als vertrauensförderndes oder -schwächendes Handeln oder Sprechen galt, konnte sich je nach Zusammenhang und Adressat stark unterscheiden. Hier galt es stets, das prekäre Gleichgewicht von Vertrauen und Misstrauen in unterschiedlichen Kontexten auszubalancieren.

Die Sektion leistet damit einen Beitrag zu einer Beziehungsgeschichte der Bundesrepublik in einer von Konflikten und Spannungen geprägten Zeit im Sinne einer „neuen Politikgeschichte“, die kommunikative und symbolische Aspekte von Politik konsequent einbezieht, ohne sie auf diese Faktoren zu reduzieren.


Moderation: Julia Angster (Kassel)

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