Zur Ökonomie römischer Nahbeziehungen
Zeit: 27.09.2012, 09:15 - 11:00Ort: P 208
Kategorie: Alte Geschichte
Sektionsleiter/in: Elke Hartmann
- Kurzsektion -
Abstract:
Stärker als in der Moderne wurden in vormodernen Gesellschaften Ressourcen in sozialen Verbänden auf familialer oder kommunaler Basis vermittels persönlicher Beziehungen verhandelt und verteilt. Die Sektion verfolgt die Frage, wie sich die für diesen Bereich der Ökonomie geltenden rechtlichen Regeln und sozialen Konventionen zueinander verhielten. Da davon auszugehen ist, dass für den Transfer materieller wie immaterieller Güter in Nahbeziehungen zwar gesellschaftliche Regeln existierten, diese aber nicht immer konkret formuliert, sondern vielmehr implizit angewandt wurden, sind sie für die historische Forschung schwer zu fassen. Insofern ist hier eine Quellenkritik von Nöten, die der konkreten Praxis von Nahbeziehungen gerecht wird, indem sie vermehrt auf symbolische Gesten und deren Deutungen, die zeitliche und räumliche Dimension der sozialen Beziehungen sowie auf die Besetzung unterschiedlicher Rollen innerhalb des sozialen Geflechtes in der Alltagspraxis achtet. Die Sektion hat zum Ziel, 1.) einige für den Bereich der römischen Nahbeziehungen etablierte Modelle und Kategorien kritisch zu hinterfragen und 2.) die methodischen Möglichkeiten der historischen Analyse in diesem Forschungsfeld zur Diskussion zu stellen.
Der Vortrag von Wilfried Nippel erhellt das Forschungsgebiet aus wissenschaftsgeschichtlicher Perspektive und zeigt auf, wie sich die Erkenntnisinteressen und Herangehensweisen seit dem 19. Jahrhundert verändert haben und wie sie erweitert werden können.
Anhand von Fallstudien zum Besitztransfer innerhalb der Familie in der ausgehenden Römischen Republik (Ann-Cathrin Harders) sowie zum Ressourcentransfer jenseits der Familie im Kontext der sog. Erbschleicherei (captatio) in der frühen Kaiserzeit (Elke Hartmann) werden sozialanthropologische bzw. diskursanalytische Herangehensweisen diskutiert.
