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49. Deutscher Historikertag 2012: Ressourcen - Konflikte

Ersatzstoffwirtschaft als innovative Lösung für Ressourcenkonflikte im Ersten und Zweiten Weltkrieg?

Zeit: 26.09.2012, 09:15 - 13:00
Ort: P 110
Kategorie: Neuere/Neueste Geschichte

Sektionsleiter/in: Jochen Streb (Mannheim) / Stefanie van de Kerkhof (Mannheim)

Abstract:
Ressourcenknappheit wurde im Zeitalter der Weltkriege zu einem immensen militärischen, wirtschaftlichen und sozialen Problem. In den umwälzenden globalen Konflikten der Neuzeit mussten insbesondere in Deutschland auf der Grundlage von Wirtschaftsblockaden oder Autarkiepolitik Ersatzstoffe für Nahrungsmittel und Rohstoffe erforscht, entwickelt, produziert und verteilt werden. Tatsächlich wurden eine Vielzahl von Substituten und Surrogaten sowohl für die industriellen als auch für die staatlichen und privaten Nachfrager zur Marktreife geführt. Prominente Beispiele sind Buna als Gummiersatz und synthetischer Treibstoff, aber auch synthetisch hergestellter Dünger, Ersatzmetalle, Papier- und Nesseltextilien, Fleischersatz, Kunstlimonaden und Brotimitate zählen zu den wichtigen Ersatzstoffen der beiden Weltkriege.

Wie sind diese Ersatzstoffe als Lösung für Ressourcenkonflikte im Zeitalter der Weltkriege entstanden, welche Pfadabhängigkeiten haben sich dabei ausgebildet und welche Rolle spielten die Akteure in Industrie, Wissenschaft und Staat? Welchen Anreizstrukturen und Handlungsspielräumen unterlagen diese Akteure und wie gingen sie mit grundlegenden institutionellen Arrangements um? Übergreifend soll zudem danach gefragt werden, ob sich homogene übergeordnete Strukturen und Netzwerke im Zeitalter der Weltkriege erkennen lassen oder Unterschiede zwischen einzelnen Branchen und Sektoren, z.B. Metall- und Schwerindustrie, Textilbranche und Konsumgüterindustrie, erhalten blieben. Schließlich ist von Interesse, welche innovativen Organisationsformen, z.B. Kriegsgesellschaften, Forschungsgemeinschaften oder Ringe, eingeführt und erprobt wurden, die wegweisend für zukünftige Entwicklungen wurden und somit für die Akteure neue Lernmöglichkeiten und innovative Wissensformen darstellten.

Diesen Fragen und Themen will sich die Sektion mit einem transdisziplinären und intertemporal vergleichenden Zugriff widmen. Neben wirtschafts- und unternehmenshistorischen Untersuchungen sollen technik- und kulturhistorische Ansätze integriert und in einen fruchtbaren Dialog mit aktuellen Zugängen der Materialforschung gebracht werden. Die Sektion soll die bestehenden Forschungsansätze der einzelnen historischen Teildisziplinen zusammenführen, dabei Gemeinsamkeiten und Differenzen markieren sowie Möglichkeiten für kooperative oder komparative Arbeiten ausloten.


Einführung und Moderation: Jochen Streb (Mannheim) / Stefanie van de Kerkhof (Mannheim)

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