Zur Formung des tierischen Körpers am Beispiel der Hundezucht (19. und 20. Jahrhundert)

BARBARA KRUG-RICHTER (Saarbrücken)

Abstract:

Das 19. Jahrhundert gilt als Geburtsära der systematischen Züchtung von Hunden. Vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden zahlreiche Hundezuchtvereine gegründet, in deren Folge viele der noch heute bekannten Hunderassen erst entstanden. Daneben etablierte sich eine ebenfalls bis heute existente ‚Bewertungsmaschinerie’ in Form von Hundeschauen: Hier wurden und werden Tiere prämiert, die ihnen zugewiesene rassetypische Merkmale aufweisen. Hier wurden und werden Standards gesetzt, welche körperlichen Eigenschaften und Verhaltensmerkmale bestimmte Hunderassen aufweisen sollen und welche nicht. Es handelt sich um einen Selektionsmechanismus, dessen Auswahlkriterien in hohem Maße kulturell und historisch variabel sind.
Hundezucht ist Menschenwerk, das sahen schon die Zeitgenossen im 19. Jahrhundert so. Vor diesem Hintergrund fragt der Vortrag nach den spezifischen historischen und kulturellen Kontexten für die Ausprägung bestimmter Idealvorstellungen von Hunderassen, denen die Züchter dann mehr oder weniger erfolgreich nachzueifern suchten. Dabei ging und geht es, so die Ausgangshypothese, nicht in erster Linie um die Optimierung der Leistungsfähigkeit von Hunden für bestimmte Aufgaben, sondern daneben ebenso um Vorstellungen von Schönheit und Niedlichkeit (Windhund, Mops und Co.), aber auch um Kraft, Stärke und gesellschaftliche Repräsentation (Doggen, Leonberger, Bernhardiner etc.).

English Version:

Dog breeding as example of the culture of body modification in animals

Throughout the 19th century systematic breeding of dogs regarding special characteristics and qualities developed. In particular during the second half of the century this was echoed in the foundation of numerous dog-breeding societies. Consequently, the appearance of many dogs were altered, new breed were developed and attributed with suitable characteristics. Standards were established, examined and the compliance with special breeding ideals awarded. The whole cultural practice of breeding, in this case dog breeding, is based on criteria, which are historical and cultural highly variable.
The here announced talk is an analysis of these breeding ideals in their historical and cultural context. The study examines former and contemporary concepts of power, strength and performance, embodied in e.g. mastiff and Saint Bernard but also attitudes towards beauty, repeatedly attributed to e.g. greyhound or pug dog.