Mehr als „nur Zuhören“…

von den Studierenden des Projektseminars “Wirtschaftsgeschichte auf dem Historikertag 2014″

Der Historikertag bietet uns Studierenden von jeher die Möglichkeit, außerhalb des regulären Lehrbetriebs bei aktuellen Debatten der Geschichtswissenschaft der unterschiedlichen Sektionen live dabei zu sein und die, sonst meist nur in Seminararbeiten zitierten, HistorikerInnen hautnah zu erleben. Durch vorgestellte Promotionsprojekte und Forschungen können außerdem bereits während der Tagung Anregungen für spätere eigene Vorhaben, besonders Abschlussarbeiten, gesammelt werden.

Doch im Rahmen des diesjährigen Programms ermöglicht das Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Göttingen seinen Studierenden darüber hinaus, das Schreiben von Tagungsberichten einzuüben – einer für das Berufsleben ungeheuer wichtigen, in der Ausbildung aber häufig zu kurz kommenden Tätigkeit. Im Rahmen eines Seminars werden wir, etwa zehn Studierende des Masterstudiengangs Wirtschafts- und Sozialgeschichte unter Betreuung von Alexander Engel und Juliane Czierpka in Blockveranstaltungen den Historikertag vor- und nachbereiten. Während des Kongresses sind wir dann in mehreren Sektionen verteilt und sammeln Informationen für ihre Berichte, wobei der inhaltliche Schwerpunkt dem Studiengang gemäß auf der Wirtschafts- und Sozialgeschichte liegt.

Für uns bietet sich die einmalige Chance einen Einblick in die Arbeit von HistorikerInnen bei wissenschaftlichen Tagungen durch eigene Praxis zu erhalten und damit über die Sektionen hinaus Wissen für eine mögliche Zukunft als WissenschaftlerInnen zu sammeln. Dieses Format ist deshalb in dieser Form neuartig und erlaubt es uns als TeilnehmerInnen nicht einfach nur Credits zu erwerben, sondern bietet ein regelrechtes Schnupperpraktikum im wissenschaftlichen Alltagsgeschäft.

Für ein wirtschaftshistorisches Seminar existieren bei den Sektionen dieses Jahres vielerlei Anknüpfungspunkte, die sich sehr gut in das Studium eingliedern. Beispielsweise bauen die Sektionen „Gewinner und Verlierer ‘Nach dem Boom’ in Westeuropa“ oder „Viele Verlierer, wenige Gewinner? Staatsverschuldung als Geschichte wert- und zweckrationalen Handelns in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts“ auf den Schwerpunktthemen des Instituts, Globalisierungs-, Konsum- und Unternehmensgeschichte auf und vertiefen bereits gewonnenes Wissen. Andere Sektionen wie „State and Capitalism in China and Europe“ oder „Reich ist, wer Geld hat? Ökonomischer Gewinn und Verlust im Blick von Zeitgenossen und Forschung“ beleuchten Aspekte, die einem möglicherweise nur am Rande des Studium begegnen und eröffnen somit neue Horizonte. Als Ergebnis der Tagung ist des Weiteren ein von den Seminarteilnehmenden verfasster Querschnittsbericht über die wirtschaftshistorischen Beiträge auf HSozKult angedacht.

Dieses Seminar erweitert damit den Historikertag für uns Studierende um eine spannende Möglichkeit über das reguläre Programm dieser Tagung hinaus aktiv teilzunehmen, tiefer in die aktuelle Forschung einzutauchen und zu erleben wie Wissenschaft funktioniert – schlichtweg: mehr als einfach „nur zuhören“.