Sektionen des Wissenschaftlichen Programmes – Frühe Neuzeit
, 2014
24SepMi
Jenseits von Gewinn und Verlust. Entscheidungsfindung in der Frühen Neuzeit 9:15 - 13:00 Ort: ZHG 101Sektionsleitung: Maria Rhode
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RONALD G. ASCH (Freiburg i.Br.) Der Wert des [...]
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BARBARA STOLLBERG-RILINGER (Münster)
Kommentar
Abstract:
Wie kommen Körperschaften in der Frühen Neuzeit zu ihren Entscheidungen? Wann folgen sie dem Mehrheits-, wann dem Konsens- und Sanioritätsprinzip, wann ziehen sie gar das Los vor oder legen ein Veto ein? Wer sind die Gewinner und Verlierer der jeweiligen Verfahren und wie wird die Legitimität der Entscheidungen her- und dargestellt? In welche Tausch-, Loyalitäts- und Verflechtungsgeschichten ist das Prozedere der Beschlussfassung eingebettet? Und ganz grundsätzlich: Welche Rolle spielt Wettbewerb bei der Entwicklung von Verfahren und dem Fällen von Entscheidungen? Dieses Bündel an Fragen steht am Anfang der Sektion Jenseits von Gewinn und Verlust: Entscheidungsfindung in der Frühen Neuzeit, die nach den Entstehungskontexten, dem sozialen Sinn und den Logiken und Rhetoriken der jeweiligen Verfahren fragt.
Ausgehend von der für das Reich bereits durch umfangreiche Forschung gestützten Beobachtung, dass konsensuale Entscheidungen in der politischen Kultur der Frühen Neuzeit einen eminent hohen Wert darstellten und nicht zuletzt über ihre performative Vermittlung integrativ wirkten, wird die Sektion nach den jeweiligen Formen, Ausprägungen und Folgen von Entscheidungsfindungen in Korporationen des frühneuzeitlichen Europa am Beispiel Frankreichs, des Reiches und Polens fragen. Mit den unterschiedlichen geographischen Räumen werden Fallbeispiele betrachtet, die sowohl Parallelen erkennen lassen als auch einen kontrastiven Vergleich erlauben.
English Version:
Beyond winning and losing: Decision-making in Early Modern Societies
How did decision-making work in Early Modern societies? At what point did parliaments, estates and other corporate associations decide by majority, when did they prefer unanimity, and when did they insist on having a veto or else preferred principles of saniority or drawing lots? Who are the winners and losers in all these different procedures and how was legitimacy being produced and performed? In what kind of exchange processes, affirmations of loyalty and relational networks were decision-making procedures embedded? And finally, how important was competition for decision-making processes and the creation and institutionalization of decision-making procedures?
These questions form the starting point for case studies concerning Early modern French, German and Polish institutions and corporations in order to discover similarities and differences therein.
Uhrzeit:
(Mittwoch) 9:15 - 13:00
Sektionsleitung
Maria Rhode
24SepMi
Sportliche Wettbewerbe in der frühneuzeitlichen Gesellschaft. Gewinnen und Verlieren im Kontext städtischer und ständischer Selbstdarstellung 15:15 - 18:00 Ort: ZHG 005Sektionsleitung: Wolfgang Behringer / Angela Schattner
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WOLFGANG BEHRINGER (Saarbrücken) Einleitung – Sportifizierung als Konzept. Das Beispiel der Ballspiele
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REBEKKA VON MALLINCKRODT (Bremen)
Wettläufe im 18. Jahrhundert – ein deutsch-englischer Vergleich
Abstract:
Im Zeitalter der Renaissance setzte eine Entwicklung ein, die zum einen den Bereich des militär-ähnlichen Kampfes, zum anderen den Bereich der populären Spiele einer neuen Form der Agonalität zuführt, die sich seither zu einer autonomen Sphäre des Sports mit eigenen Regeln der friedlichen Konfliktaustragung entwickelt hat. Gewinnen und Verlieren führt in dieser neuen Sphäre des Sports nicht mehr zu tödlichen Verletzungen oder dauerhaften kriegerischen Fehden, sondern ist Bestandteil eines regelmäßigen Kräftemessens zwischen Nachbarstädten, Stadtteilen oder Individuen. Während man in Teilen der Sportwissenschaft und der Sportsoziologie der Ansicht ist, dass diese „Spiele“ vor dem Zeitalter der Industrialisierung in einem religiös-rituellen Kontext stattgefunden hätten (Elias, Eichberg, Guttmann, etc.), können Frühneuzeithistoriker durch die Analyse serieller Quellen zeigen, dass die frühneuzeitlichen Wettkämpfe eine vollkommen säkulare Form des Sports repräsentieren. Diese nahmen freilich unter den Bedingungen der frühneuzeitlichen Gesellschaft andere Formen an, als wir dies seit dem 20. Jahrhundert gewöhnt sind. Die Sportgeschichte hat – trotz ihrer Fixierung auf sportlichen Begegnungen in Wettkämpfen – bisher kaum die sozialen Modalitäten und die Kategorie des Wettkampfs hinterfragt.
Die Sektion widmet sich der Kontextualisierung sportlicher Wettbewerbe in der Frühen Neuzeit. Die Referenten fragen, wie sich Wettkämpfe konstituierten, welche kulturellen und gesellschaftlichen Funktionen diese Wettbewerbe erfüllten und welche Vorstellungen die Zeitgenossen mit dem Wettbewerb, Gewinnen und Verlieren verbanden. Dazu werden nach einer konzeptuellen Einleitung zum Prozess der „Sportifizierung“ in der Frühen Neuzeit die sozialen Kontexte frühneuzeitlicher sportlicher Wettbewerbe an vier Beispielen beleuchtet. Untersucht werden die Wechselverhältnisse zwischen sozialem Stand, städtischer und männlicher Ehre, Beruf und Sport und wie diese wiederum die Wahrnehmung von Gewinnen und Verlieren prägten.
English Version:
The Renaissance saw a new development in which military-style contests and popular games were transformed by new modes of competition, leading to the development of sport as an autonomous sphere of non-violent conflict resolution with distinct rules. Winning and losing in this new area of sport no longer involved fatal injuries or long-lasting military feuds, but formed part of regular trials of strength between neighbouring cities, districts and individuals. While some historians and sociologists of sport hold the view that before industrialisation these ‘games’ took place in a religious or ritual context (Elias, Eichberg, Guttmann, etc.), new research by historians of the early modern period working on serial sources has shown that early modern sporting competitions were totally secular. Certainly, in the context of early modern society these competitions were different from what we are accustomed to in their twentieth-century counterparts. However, historians of sport – although they concentrate on various forms of sports competitions – have so far hardly examined social modalities or the category of competition as such.
This panel contextualises early modern sporting competitions. The speakers ask how they were socially constituted; what social and cultural functions they fulfilled; and what ideas contemporaries associated with them, and with winning and losing. After an introduction on the concept of ‘sportification’ in the early modern period, four case studies will analyse the social contexts of early modern sports competitions. The focus will be on the interrelationships between social standing, concepts of municipal and masculine honour, and sport and profession, and how they influenced perceptions of winning and losing.
Uhrzeit:
(Mittwoch) 15:15 - 18:00
Sektionsleitung
Wolfgang Behringer / Angela Schattner
25SepDo
„Rise and Fall“? Normwandel in der Bemessung dynastischen und staatlichen „Erfolgs“ im „Zeitalter der Aufklärung“9:15 - 13:00 Ort: ZHG 001Sektionsleitung: Andreas Pečar / Thomas Biskup
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THOMAS BISKUP (Hull) Einführung in das Thema ANDRÉ KRISCHER (Münster) Rang, Status und Ritual – [...]
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THOMAS BISKUP (Hull)
Einführung in das Thema
ANDRÉ KRISCHER (Münster)
Rang, Status und Ritual – überlebte Größen im 18. Jahrhundert?
LARS BEHRISCH (Utrecht)
„Politische Zahlen“: Statistik als neuartige Messlatte staatlichen Erfolgs
Abstract:
Die Kategorien von Aufstieg und Abstieg sind in der Geschichte der internationalen bzw. zwischenhöfischen Beziehungen in der Frühen Neuzeit gängige Größen der Kategorisierung und Beschreibung. Ein neueres Handbuch etwa ordnet die Akteure der Außenpolitik im 18. Jahrhundert kapitelweise den Kategorien Großmächte und Aufsteiger in der Pentarchie, Absteiger, Schwellenländer und Randfiguren zu. Die Kriterien dieser Aufstellung werden nicht diskutiert, impliziert wird jedoch, dass das politische Gewicht der Staaten vorwiegend von ihrer militärischen Schlagkraft abhing. Die politische Kulturgeschichte hat allerdings in den letzten Jahren darauf aufmerksam gemacht, dass neben der Frage politisch-militärischer Durchsetzungsfähigkeit zahlreiche weitere Kriterien das Handeln der politischen Akteure bestimmten: Die gesamte Frühe Neuzeit hindurch waren der Rang innerhalb der Fürstengesellschaft, das Alter einer Dynastie (und ihre Ämter und Verbindungen in zurückliegenden Generationen), Ausstrahlung und Integrationskraft eines Hofes, aber auch das persönliche „Image“ eines Herrschers für das Prestige innerhalb der Fürstengesellschaft entscheidend. Es gab eine Vielzahl von Kriterien, mit denen Status- und Geltungsansprüche vorgebracht werden konnten, und dementsprechend auch eine Vielzahl von Kriterien, anhand derer sich innerhalb der Fürstengesellschaft Aufsteiger und Absteiger ausmachen ließen.
In Geschichtsschreibung, Kameralwissenschaft, Zeremonialwissenschaft, Staatsrecht und Völkerrecht, in politischer Klugheitsliteratur und in den Gazetten und Journalen wurde darüber räsoniert, nach welchen Kriterien sich politischer Erfolg messen und klassifizieren lässt und welche Handlungsempfehlungen sich für die Akteure daraus ergeben. Allgemein akzeptierte Normen lassen sich in diesen vielstimmigen Diskursen kaum herausarbeiten, wohl aber gewannen neue Klassifikationskategorien im Lauf des 18. Jahrhunderts an Gewicht: Neben territorialer Größe, finanziellen Ressourcen und militärischer Truppenstärke ging es auch um „Ökonomie“ im weiteren Sinne, um „Gemeinwohl“ und – etwa in Gibbons Decline and Fall aufscheinende – moralisch begründete Bestandsaufnahmen. So lässt die Rezeption aufgeklärter Fürsten in der Öffentlichkeit und ihr Bild in aufgeklärten Journalen vermuten, dass Reformen eine zunehmende Rolle für die Bewertung staatlichen Handelns spielten, aber auch hier war das Verhältnis von politischem Handeln und Erfolgsbemessung komplexer, als es zunächst scheint.
In den fünf durchwegs auf umfangreichen empirischen Studien beruhenden Referaten dieser trinationalen Sektion geht es darum, „Leitwährungen“ herauszuarbeiten, an denen politischer Erfolg gemessen wurde. Ältere wie neuere Kategorien waren dabei nicht unveränderbare Einheiten, deren Verhältnis zueinander nur neu gewichtet wurde, sondern sie unterlagen stets selbst diskursiven und performativen Veränderungen. So soll erstens die Vielgestaltigkeit der Kategorien zur Bestimmung bzw. zur Behauptung von Größe und Erfolg exemplarisch aufgezeigt werden und danach gefragt werden, welche Akteure jeweils solche Bewertungen vornahmen und welcher Medien sie sich dabei jeweils bedienten. Zweitens wird der Wandel der Bewertungsmaßstäbe im 18. Jahrhundert Gegenstand der Diskussion sein und gefragt werden, welche Aspekte bei der Taxonomie von Größe und Erfolg hinzukamen, welche an Bedeutung verloren und welche bedeutsam blieben – oder ob nicht sogar das gesamte Bezugssystem für die Bemessung politischen Erfolgs ersetzt wurde.
English Version:
The terminology of „rise and fall“ is often used in historiography to describe change in international (or, rather, interdynastic) relations in the early modern period. A leading German handbook, for instance, categorises all 18th century states as „great powers“ or „rising powers“, powers „in decline“, emerging states or marginal players. Although these criteria are not further discussed, the implication is that the political weight of a given state depended on its military clout. In recent years, however, historians of political culture have pointed out that alongside military capabilities and political assertiveness, a number of other criteria regulated the conduct of political agents: in the period here under consideration, rank in the „society of princes“; the age, accumulated offices and alliances of a dynasty; attractiveness of a court, as well as the „image“ of individual rulers all contributed to determining the prestige of an early modern state. Quite as a plurality of norms allowed princes to claim ever further rights and a higher status, the measuring of political success was also dependent on several criteria, rather than a fixed set of norms.
In historiography and cameralism, the science of ceremonial, constitutional law and international law, prudence literature, newspapers and journals, it was debated how political success could be measured, how the „performance“ of political agents could be assessed and classified, and what guidance might be recommended. In this polyphonic discourse, only few universally accepted norms can be identified, but it appears that in the course of the 18th century, new categories gained weight: in addition to size of territory, financial resources, and military manpower, the „economy“, the „common good“ and stock-taking based on moral considerations all played a role. Thus, the assessment of enlightened rulers in the public sphere, and their image in enlightened journals, suggest that reforms played an increasing role for the assessment of political action although there was evidently no straightforward link between reform and success.
The five papers of this tri-national section aim at identifying benchmark criteria for the assessment of political success on the European stage in the 18th century. It is important to note that older and more recent criteria were at no stage fixed categories, the respective weight of which was simply being redressed; rather, the criteria were dynamic concepts in themselves, ever subject to discursive and performative change. Thus, the section will, first, highlight the plurality of categories determining the assessment of success, examine the agents undertaking such assessments, and ask what media they used. Secondly, the change of valuation methods in the course of the 18th century will be discussed: which aspects in the classification of performance were added, which ones lost importance, and which ones retained their role – or should we rather speak of the substitution of the entire framework of assessing political success?
Uhrzeit:
(Donnerstag) 9:15 - 13:00
Sektionsleitung
Andreas Pečar / Thomas Biskup
26SepFr
Gewinner und Verlierer in Medien der Selbstdarstellung. Bilder, Bauten, Inschriften, Leichenpredigten, Münzen, Medaillen und öffentliche Bekenntnisschriften im 16., 17. und frühen 18. Jahrhundert9:15 - 13:00 Ort: ZHG 004Sektionsleitung: Jörg Lampe
Event Details
JÖRG LAMPE (Göttingen) Einführung RUTH SLENCZKA (Berlin) Verlierer als Gewinner: Porträts als Medien der dynastischen Selbstdarstellung
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JÖRG LAMPE (Göttingen)
Einführung
SEBASTIAN SCHOLZ (Zürich)
Gewinner und Verlierer in öffentlichen Bekenntnisschriften
THOMAS KAUFMANN (Göttingen)
Moderation
Abstract:
Die Debatten um „Medialität“ und „Materialität“ von Schrift haben auf den besonderen Charakter von Quellen aufmerksam gemacht, die nicht aus dem Schriftgut von Verwaltungen oder Privatpersonen entstanden sind. Als „Medien der Selbstdarstellung“ ermöglichen es die in der Sektion behandelten Quellen, die Präsentation, Verarbeitung und Umdeutung von Erfolg und Niederlage in der Frühen Neuzeit aus unterschiedlichen Perspektiven in den Blick zu nehmen.
Wenn der Fortbestand, die politische oder ökonomische Bedeutung einer fürstlichen Familie gefährdet waren, stieg ihr Legitimations- und damit der Repräsentationsbedarf. Die Analyse von Ahnenporträts des 16. Jahrhunderts zeigt, wie in solchen Situationen das Verhältnis zwischen Gewinn und Verlust neu ausgelotet und umgedeutet wurde. Landgraf Wilhelm IV. von Hessen ließ 1587 und 1590 in den Schlosskirchen von Schmalkalden bzw. Rotenburg an der Fulda längere Texte anbringen, mit denen er seine Vorstellung von der Überlegenheit der Reformation über den katholischen Glauben präsentierte. Politische Konflikte des 16. Jahrhunderts, in denen sich Fürsten und Adelige als Söldnerführer oder Finanziers betätigten, hatten Auswirkungen auf den Bau von Schlössern in Niedersachsen und dem Weserraum. Konflikte innerhalb dieser Gruppen wurden gleichzeitig auf symbolischer Ebene ausgetragen, was Spuren in repräsentativen Raumausstattungen oder in wehrhaften Elementen des Schlossbaus hinterließ. Münzen und Medaillen, die in Schweden und Dänemark im 17. Jahrhundert zum Schlachtengedenken geprägt wurden, zeigen, wie das Geschehen durch Überhöhung oder Umdeutung der Ereignisse intellektuell und künstlerisch verarbeitet wurde.
Zeitgenössische Maßstäbe dafür, was „Gewinner“ im Adel und Bürgertum ausmachte, lassen sich aus zwischen 1550 und 1650 entstandenen Grabinschriften ablesen, die außergewöhnliche Erfolge der Verstorbenen den Zeitgenossen und der Nachwelt präsentierten. Noch bemerkenswerter ist, wie Grab- und Bauinschriften den Lesern Niederlagen und Verluste vermitteln. Autobiographisch geprägte Lebensläufe, die in Leichenpredigten aus den Jahrzehnten um 1700 enthalten sind, machen deutlich, wie Menschen in der Frühen Neuzeit mit Verlusterfahrungen umgingen, seien sie persönlich-familiär verursacht oder durch den Einbruch historischer Geschehnisse in ihre Lebenswelten.
English Version:
The debates on “mediality” and “materiality” of writing have drawn our attention to the special character of those sources that did not derive from administration or individuals. In this section the contributors look at sources of this kind as “media of self-reflection”. From different points of view they want to give an insight into the presentation and interpretation of success and failure in the early modern age.
If a princely family was in danger of losing political or economic power or even its existence the need of legitimation and representation was rising. The analysis of ancestral portraits of the 16th century shows how in such situations profit and loss were newly defined. In 1587 and 1590 Landgrave Wilhelm of Hesse had long texts installed in the churches of his castles in Schmalkalden and Rotenburg an der Fulda in which he depicts his idea of the superiority of the reformation over the Catholic faith. In the 16th century noblemen were engaged in political conflicts as mercenary leaders or financial sponsors which effected the building of castles in Lower Saxony and the Weser area. At the same time conflicts among those groups of noblemen were solved symbolically and left traces in the representative interior decor as well as in the fortification of castles. In Sweden and Denmark coins and medals were minted in memory of battles in the 17th century. They show the way actions were interpreted intellectually and artistically.
Several epitaphs dating from 1550 to 1650 present the extraordinary success of the deceased and thus show us the criteria for winners and losers at that time. It is even more remarkable in which way the inscriptions on gravestones and buildings represent people’s failure and losses. Funeral sermons from the decades about 1700 show how people had to cope with the experiences of loss either caused by personal circumstances or historical events.
Uhrzeit:
(Freitag) 9:15 - 13:00
Sektionsleitung
Jörg Lampe
26SepFr
Aus Verlierern Gewinner machen (können) . Obrigkeitliche Gnadengewalt im 16. und 17. Jahrhundert in europäisch vergleichender Perspektive15:15 - 18:00 Ort: ZHG 002Sektionsleitung: Gabriele Haug-Moritz
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STEFAN BRAKENSIEK (Duisburg-Essen) Supplikation als kommunikative Herrschaftstechnik in zusammengesetzten Monarchien
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SABINE ULLMANN (Eichstätt-Ingolstadt)
Kommentar
Abstract:
Die Praxis des Um-Gnade-bittens ist eine der grundlegenden Formen des kommunikativen Austausches zwischen Herrschenden und Beherrschten, die, wie Renate Blickle zu Recht betont hat, „aus metahistorischer Perspektive für ein ubiquitäres Merkmal von Staatlichkeit gehalten“ werden kann. Ihre konkreten Erscheinungsformen unterliegen jedoch tiefgreifendem historischen Wandel. Die mit den gesellschaftlichen und politischen Veränderungsprozessen der Zeit um 1500 unauflöslich verwobene Transformation dieser kommunikativen Praxis schlägt sich im Entstehen eines neuen Begriffs für eine alte Form der Herrschaftskommunikation nieder – desjenigen der Supplik, requête, supplication, petición, petitizione, suppliken usw. Mit ihm werden alle Arten von nicht-bindenden Aufforderungen – Bitten, Wünsche, Klagen, Forderungen, Ratschläge – belegt. In der Zeit um 1800 verändert sich die Praxis des Gnaden-Bittens erneut grundlegend – aus dem Supplikenwesen wird das konstitutionell anerkannte, individuelle Petitionsrechts.
Die Sektion rückt das neuzeitliche Supplikenwesen des 16. und 17. Jahrhunderts in europäisch vergleichender Perspektive ins Zentrum der Betrachtung. Sie thematisiert es zugleich aus der Perspektive derjenigen, denen die Gnadengewalt zugeschrieben wurde – den Supplikationsempfängern. Dergestalt greift sie eine Erkenntnis der neueren Forschung auf, die betont, dass sich im Europa des 16. und 17. Jahrhunderts Herrschaft (potestas) nur aus der Zusammenschau obrigkeitlicher Rechts- und Gnadengewalt angemessen beschreiben lässt. Indem die Referentinnen und Referenten (auch) danach fragen, unter welchen Voraussetzungen es möglich war (oder nicht), das Gnade-gewähren „gewinnbringend“ in die jeweilige Herrschaftspraxis zu integrieren, erörtern sie, das Leitthema des Historikertages aufgreifend, einen bislang noch nicht systematisch erörterten Aspekt der Thematik.
English Version:
The practice of asking for mercy is a fundamental act of communication between rulers and subjects. Renate Blickle emphasized that “it can be considered a ubiquitous characteristic of statehood from a meta-historic perspective.” However, the concrete realizations of this phenomenon changed through the ages. The transformation process in society and politics around the year 1500 affected this practice of communication as well. This can be seen in the emergence of new terms like Supplik, requête, supplication, petición, petitizione, suppliken etc. These terms comprehend all forms of non-committal requests like wishes, complaints, demands or advices. Around the year 1800, the practice of asking for mercy changed profoundly: the system of supplications turned into the constitutionally acknowledged, individual right of petition.
The panel will focus on the early modern system of supplications in the 16th and 17th century in a European comparative perspective. Furthermore, it will examine in particular the perspective of those to whom the power of mercy was ascribed – the recipients of supplications. Recent research has shown that power (potestas) in 16th and 17th century Europe can only be correctly described if the ruler’s power of jurisdiction and his/her power of granting mercy were to be combined. The panelists will question under which conditions the granting of mercy was beneficiary for the authority. This aspect, which corresponds with the leading topic of the conference, was not examined systematically as of yet.
Uhrzeit:
(Freitag) 15:15 - 18:00
Sektionsleitung
Gabriele Haug-Moritz