Reich ist, wer Geld hat? Ökonomischer Gewinn und Verlust im Blick von Zeitgenossen und Forschung

HIRAM KÜMPER (Mannheim)
Moderation

TANJA SKAMBRAKS (Mannheim)
Die Monti di Pietà. Eine Erfolgsgeschichte des vormodernen Kreditwesens?

CHRISTIAN SCHOLL (Münster)
Gewinner und Verlierer im jüdischen Geldhandel des späten Mittelalters

NILS BOCK (Münster)
Wucherer, Enteignung und finanzielle Sanierung.
Philipp IV. von Frankreich und die italienischen Kaufleute

JULIA BRUCH (Köln)
Der Reichtum der Zisterzienser im Spätmittelalter. Klöster als ökonomische Gewinner und moralische Verlierer?

ULLA KYPTA (Frankfurt am Main)
Hierarchie und Netzwerke: Erfolgsstrategien ober- und niederdeutscher Kaufleute

ANGELA HUANG (London)
Die Hanse im 15. Jahrhundert: Ein Netzwerk von Gewinnern?

HEINRICH LANG (Bamberg)
Transalpin operierende Handelsgesellschaften als Verliererinnen?
Geschäftliche Transferbeziehungen italienischer und süddeutscher Kaufmannbankiers während des Dreißigjährigen Kriegs

Abstract:
Unsere Sektion möchte an verschiedenen Beispielen aus der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Geschichte zeigen, dass aus wirtschaftshistorischer Perspektive nicht ohne weiteres beurteilt werden kann, wer zu Gewinnern, wer zu Verlierern ökonomischer Prozesse zählt. Ein Blick in die Quellen zeigt häufig, dass die Bewertungen der Forschung zu undifferenziert ausfallen. Anhand verschiedener Fallstudien soll das Geflecht der Selbstwahrnehmung und der retrospektiven Zuschreibung ökonomischer Gewinner und Verlierer gleichermaßen in den Blick genommen werden. Die Analyse verschiedener Akteursgruppen der Bereiche Kreditwesen, Kloster und Handel (die Pfandleihe der Monti di Pietà, jüdischer Geldhandel, das Verhältnis italienischer Kaufleute zum französischen König, Frauenklöster der Zisterzienser, Hierarchien und Netzwerke niederdeutscher Kaufleute, die Hanse im 15. Jh. und transalpin operierende Handelsgesellschaften der frühen Neuzeit) verspricht ein facettenreiches Bild von Deutungsmustern und Beurteilungsmaßstäben zeitgenössischer sowie historischer Urteile. Die Referate ermöglichen somit einen multiperspektivischen Blick auf die komplexen Realitäten des Wirtschaftens in der Vormoderne.

English Version:
Who were the winners, who the losers in the medieval and early modern economic landscape? How were certain institutions and groups involved in and profiting from economic processes judged by their contemporaries? How have they been perceived by historians throughout the centuries? By analysing the role and perceptions of the Italian Monti di Pietà, Jewish moneylenders, Italian bankers dealing with the French crown, female members of the Cistercian Order, networks and hierarchies of merchants from Lower Germany, the Hanse in the 15th century as well as early modern trading companies from Germany and Italy, the session will focus on the complex realities of premodern economy. Thus we hope to provide a multifaceted picture of patterns of interpretation and means of judgement from the past and present.