MICHAEL KISSENER (Mainz) und SIGRID HIRBODIAN (Tübingen)
Einführung
MICHAEL ROTHMANN (Hannover)
Die Konkurrenz der Märkte im hoch- und spätmittelalterlichen Europa
STEFAN GRÜNER (Eichstätt-Ingolstadt/Augsburg)
Kommentar
Abstract:
Handeln in der Ökonomie ist seit jeher auf Gewinnerzielung, modern gesprochen auf Profit oder gar Marktbeherrschung, im Extremfall sogar auf Dominanz in einem spezifischen Sektor aus. Wer sich ökonomisch durchsetzt, sei es mit einer Geschäftsidee, einem Produkt, einem Vertriebsweg, einem günstigen Marktpreis usw., der gehört zu den Gewinnern – Verlierer werden verdrängt oder marginalisiert, sie verschwinden vom Markt, von ihnen ist in den Geschichtsbüchern schließlich nur noch selten die Rede.
Gewinnen und Verlieren in historischer Perspektive zu analysieren – dafür bietet die europäische Wirtschaftsgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart reichlich Anschauungsmaterial. Je konkreter und je diachroner dieses Anschauungsmaterial empirisch untersucht wird, desto klarer vermögen die einschlägigen historischen Quellen Antworten darauf zu geben, wie mit Gewinn und Verlust im Wandel der Jahrhunderte umgegangen wurde, welche sozialen Interaktionen stattfanden, wie Gewinn und Verlust wahrgenommen und welche langfristige Bedeutung dieser Vorgang im Sinne einer ökonomischen Fortentwicklung, die Gewinnen und Verlieren relativiert, hatte.
Die Arbeitsgemeinschaft Landesgeschichte im Verband der Historikerinnen und Historiker Deutschlands schlägt daher eine Sektion der Vergleichenden Landesgeschichte mit drei Vorträgen und öffentlicher Diskussion vor, die an Beispielen aus dem Mittelalter, der frühen Neuzeit und der Neuesten Geschichte der Frage nachgeht, welche Voraussetzungen, Bedingungen, Mechanismen und Folgen ökonomischer Wettbewerb zwischen Regionen gehabt hat. Durch die diachrone Anlage der Sektion soll die Möglichkeit eröffnet werden zu reflektieren, ob Bedingungsmuster von ökonomischem Erfolg („Gewinn“) in der europäischen Vormoderne und Moderne definierbar, welche Interaktionsformen zwischen regionalen ökonomischen Konkurrenten feststellbar und schließlich auch, wie die unterlegenen Akteure („Verlierer“) wahrgenommen und erinnert worden sind. Dabei wird schließlich auch zu fragen sein, ob die Kategorien „Gewinn“ und „Verlust“ tragfähige Größen bei der langfristigen Betrachtung von solchen historischen Phänomenen sind.