Geschichtsunterricht ohne Verlierer? Inklusion als Herausforderung für die Geschichtsdidaktik in Theorie, Empirie und Pragmatik

CHRISTOPH HAMANN (Berlin)
Einführung

BETTINA ALAVI (Heidelberg)
Historisches verständlich darstellen. Sprache und der Einsatz von Symbolen

MARTIN LÜCKE (Berlin)
Historische Imagination, Performanz und enactments als Bausteine einer inklusiven Geschichtsdidaktik

SEBASTIAN BARSCH (Köln)
Historische Imagination und Conceptual-Change von Schüler/innen mit dem Förderschwerpunkt Lernen. Einblicke in empirische Forschung

OLIVER MUSENBERG (Berlin)
„Elementarisierungszumutung” durch inklusiven Geschichtsunterricht?

MARK ZAUROV (Hamburg)
Kommentar und Diskussion

BÄRBEL VÖLKEL (Ludwigsburg)
Inhalte oder Kategorien? Was bedeutet Inklusion für das Phänomen Geschichte?

BIRGIT WENZEL (Berlin)
Inklusiver Geschichtsunterricht und Curriculumentwicklung

HEIKE WOLTER (Regensburg)
Zu einer Didaktik der Disability History. Wie kann der Umgang mit Behinderung in der Geschichte im Geschichtsunterricht Berücksichtigung finden?

Abstract:
Die Herausforderung „Inklusion“ stellt sich für das historische Lernen im Geschichtsunterricht auf mehreren Ebenen. Affektive Lernzugänge und Kompetenzen spielen eine zunehmende Rolle und methodisch werden „living history“ und theaterpädagogische Elemente wichtiger, um etwa die historische Imagination der Lernenden anzuregen. Die Herausforderungen von Inklusion betreffen nicht nur die methodische, sondern auch die inhaltliche Ebene des Geschichtsunterrichts. Vor allem in den „Disability Studies“ wird mit eigenen theoretischen Rahmungen und Methoden der Umgang mit Behinderung in der Geschichte erforscht.
In der Sektion sollen u.a. die folgenden Fragen diskutiert werden:
• Kann die Fähigkeit, historisch erzählen zu können, unter inklusiven Gesichtspunkten weiterhin als eine Kernkompetenz von Geschichtsunterricht postuliert werden? Wenn ja: Welche Konsequenzen hat dies für Menschen, die nur eingeschränkt oder nicht historisch erzählen können?
• Wie können Körper und Leib als Ausdrucksmittel historischer ‚Narrationen’ im Sinne von gewünschter Kontinuität sowie gewolltem und erfahrenem Wandel wahrgenommen werden, wenn Sprache als Möglichkeit zur Artikulation zur begrenzt zur Verfügung steht?
• Was bedeutet Inklusion auf inhaltlicher Ebene: Welche neuen Geschichten sollen erzählt werden und warum? Und wie sollen bisherige, exkludierende Narrationen neu erzählt werden?
• Was bedeutet Inklusion für historische Medien- und Methodenkompetenz? Wie müssen also historische Quellen, die qua definitionem erst einmal nicht barrierefrei sind, für historische Lernprozesse aufbereitet werden, so dass sie zu Medien eines inklusiven Geschichtsunterrichts werden können?
• Welcher Zusammenhang besteht zwischen Inklusion, Heterogenität, Intersektionalität? Wie kann dieser Zusammenhang für das historische Lernen ausdekliniert werden?
Die Sektion ist zweigeteilt: Im ersten Teil (Vorträge Alavi, Lücke, Barsch, Musenberg) werden Einzelbereiche einer inklusiven Geschichtsdidaktik theoretisch, aber auch auf empirischer Basis beleuchtet. Im zweiten Teil (Vorträge Völkel, Wenzel, Wolter) geht es um die zu modifizierenden Inhalte und Methoden eines inklusiven Geschichtsunterrichts.

English Version:
‘Inclusion’ challenges historical learning and the teaching of history at various levels. Affective ways to learning are becoming more and more important next to the focussing on competencies (and skills) by teachers and researchers. On a methodological level, practices like ‘living history’ or theatre pedagogy are being used to influence learners’ historical imagination . But inclusion does not only challenge methodological approaches of history lessons. It also influences their content. Especially within the field of ‘disability studies’, specific theoretical frameworks and methodsare used to investigate how disabilities were dealt within the past.
Following questions will be discussed in the section:
• With regard to inclusion, are narrative skills still a core competence of history education? If so, what about people who are not able to create historical narratives in the described way?
• How can physical expressiveness, the body and the ‘leib’ be seen as ways to express historical narratives and transitions over time if language cannot be used as a means of expression?
• What’s the impact of inclusion on content? Which new stories are going to be told and why? How could current excluding narration be transformed to be more inclusive?
• What does inclusion mean for historical media competence and methodological skills?  What is needed to work on historical sources that are first and foremost inaccessible? How do they need to be adapted to make them useful educational resources in inclusive history lessons?
•What’s the connection between inclusion, heterogeneity and intersectionality? How can this connection be used for historical learning?
The section will be divided into two parts: In the first part (speakers Alavi, Lücke, Barsch, Musenberg) particular questions of inclusive history didactics are going to be focussed on a theoretical and empirical basis. The second part (speakers Völkel, Wenzel, Wolter) deals with the modification of contents and methods history teachers have to face in inclusive settings.