Aus der Niederlage lernen? Archivische Überlieferungsbildung, Sammlungsaktivitäten und Erinnerungskultur in der Weimarer Republik

WOLFGANG ZIMMERMANN (Heidelberg)
Einführung und Moderation

ROBERT KRETZSCHMAR (Stuttgart/Tübingen)
Obsolete Akten, Bewertungsdiskussion und zeitgeschichtliche Sammlungen: Der Erste Weltkrieg und die Überlieferungsbildung in Archiven

MICHAEL HOLLMANN (Koblenz)
Der Erste Weltkrieg und die Gründung des Reichsarchivs

RAINER BRÜNING (Karlsruhe)
Der Vernichtung entronnen.
Das XIV. Armeekorps als zentrale Quelle für den Ersten Weltkrieg am Oberrhein

RAINER HERING (Schleswig/Hamburg)
Gewinnen und Verlieren in der Überlieferung. Kirchliche Quellen zum Ersten Weltkrieg

REINHARD JOHLER (Tübingen)
Sammeln für den Krieg. Genese und Funktion ethnologischer und volkskundlicher Sammlungen

MAIKE ROTZOLL (Heidelberg) und SABINE HOHNHOLZ (Heidelberg)
Uniform und Eigensinn. Militarismus und Erster Weltkrieg in historischen Werken der Sammlung Prinzhorn

Abstract:
Der Erste Weltkrieg ist als tiefer Einschnitt in der Überlieferungsbildung zu sehen. Nicht zuletzt unter dem Druck, umfangreiche Bestände an obsolet gewordenen Akten zu übernehmen, setzte in der Weimarer Republik eine vertiefte Diskussion in den Archiven ein, welche Unterlagen bewahrt und welche vernichtet werden sollen. Zugleich wurden in vielfacher Weise so genannte „Zeitgeschichtliche Sammlungen“ angelegt, in denen z.B. Maueranschläge, Fotografien und Feldpostbriefe gesammelt wurden. Vergleichbare Entwicklungen vollzogen sich im musealen Bereich. In der Sektion sollen die Aktivitäten zur Sicherung und Bildung von Überlieferung kontextualisiert werden. Welche Ziele standen dahinter? In welchem Maße waren Praktiken und Theoriebildungen der Archive und Museen von dem Bemühen geprägt, bestimmte Konstrukte für die Sicht auf den Ersten Weltkrieg und die Erinnerung daran bereit zu stellen? Welche Überlieferung ist im Ergebnis entstanden? Was ist im Umgang damit quellenkritisch aus heutiger Sicht zu beachten? Und wie können die Bestände heute für Digital Humanities aufbereitet werden?
Diesen Leitfragen soll in Referaten und einer Abschlussdiskussion nachgegangen werden. Ziel der Sektion ist eine ideologiekritische Analyse ideologiegesättigter Überlieferungsbildungen.
Die Sektion ist vernetzt mit einem Panel auf der Jahrestagung der German Studies Association, die vom 18. bis 21. September 2014 in Kansas City, Missoury, unter der Leitung von Rainer Hering stattfinden wird. Das Panel wird in weiteren Beiträgen das Verhältnis von Politik und Archivwesen im Kontext des Ersten Weltkrieges thematisieren. Es ist vorgesehen, dass Rainer Hering in Kansas City auf der Grundlage der Abstracts über die Sektion auf dem Historikertag berichten und vice versa in der Sektion auf dem Historikertag über die Ergebnisse des Panels.

English Version:
World War One marked a deep cut for archival transmission. A large amount of files had to be categorized after 1918. Therefore an intense discussion came on the relevance of files. It focused on the question: Which ones should be kept? On the other hand several archives started to build up large collections on contemporary history, e.g. photos, posters, and letters written during the war.
This panel analyzes these activities in its historical context. What were the aims and ambitions of the archivists at that time? Had there been an interest in creating a special view to affect the memory of World War One? What was the result of the archival transmission? How do we value it today? And how could these collections and files been used for the Digital Humanities?
This panel is linked to a panel on the annual conference of the German Studies Association in Kansas City/Missouri, USA, moderated by Rainer Hering who will represent the results in Göttingen.