Aufstieg und Fall frühmittelalterlicher Warlords

MATTHIAS BECHER (Bonn)
Einführung. Frühmittelalterliche Warlords

GUIDO M. BERNDT (Erlangen-Nürnberg)
Kampf, Beute, Ehre.
Warlords und ihre Kriegergruppen im frühen Mittelalter

LAURY SARTI (Berlin)
Duces, antrustiones und bellatores.
Eine Militärelite im nachrömerzeitlichen Gallien?

MATTHIAS HARDT (Leipzig)
Warlords bei den frühen Slawen

Abstract:
Das Wirken von Warlords und ihren Kriegergruppen im Frühmittelalter ist ein Thema, das sich besonders gut eignet, um dem Phänomen „Gewinner und Verlierer“ auf den Grund zu gehen. Warlords machen sich die politisch-militärische Schwäche von sogenannten „failed states“ zunutze, um ihre Macht in geeigneten Regionen zunächst zu etablieren und dann auch zu institutionalisieren. Das Weströmische Reich trägt Züge eines solchen gescheiterten Staatswesens, zu dessen Untergang Warlords und ihre militärischen Verbände entscheidend beitrugen. Auch wenn die neuere Forschung den Übergang von der Spätantike zum Frühmittelalter zu Recht vor allem als Transformationsprozess sieht, war er doch auch von kriegerischen Aktionen und der gewaltsamen Etablierung neuer Herrschaftsgebiete geprägt. Die ältere Forschung sah hier militärische Gefolgschaften insbesondere germanischer Herkunft und ihre Anführer am Werk, die das Imperium von der Peripherie her bedrängt hätten. Bei dieser Sichtweise wurden jedoch die zentrifugalen Tendenzen innerhalb des Reiches und die allmähliche Militarisierung der römischen Gesellschaft vernachlässigt. Demgegenüber bietet das zunächst allein auf die kriegerische Funktion abhebende Wort „Warlord“ den Vorteil, gerade diese, das gesamte Frühmittelalter prägenden Entwicklungen besser analysieren zu können.
In einem einleitenden Beitrag wird Matthias Becher die Bedeutung des Begriffs „Warlord“ und seine Verwendung in der Geschichtsforschung im Zusammenhang mit dem Untergang des weströmischen Imperiums analysieren. Guido M. Berndt wird seine These vorstellen, dass vor allem die individuelle Gewaltfähigkeit eines Warlords entscheidend für die Beantwortung der Frage war, ob er ein „Gewinner“ oder „Verlierer“ wurde. Anschließend wird sich Laury Sarti in ihrem Vortrag auf Warlords in Gallien und archäologische Befunde konzentrieren. Zum Schluss wird Matthias Hardt das Phänomen der Warlords bei den frühmittelalterlichen Slawen untersuchen.

English Version:
A central element of the analysis of the deeds of Early Medieval warlords and their followers is the subject „Gewinner und Verlierer“. Warlords exploit the political and military weakness of so called “failed states” in order to establish and then institutionalise their power in suitable regions. The Western Roman Empire could be characterized as such a failed state in whose fall warlords and their warbands played a crucial role. Although recent research interprets the transition from Late Antiquity to the Early Middle Ages as a process of transformation, this process was influenced by military action and the violent formation of new dominions nevertheless. In this regard older research literature stresses the impact of (especially Germanic) Gefolgschaften who would have threatened the Empire from the periphery. However, this notion disregards the centrifugal tendencies of the Empire and the gradual militarisation of the Roman society. In contrast the term “warlord” has the advantage that it emphasises the martial connotation which is central for the developments in the Early Middle Ages.
In the opening paper Matthias Becher will define the term “warlord” and illustrate its significance in the context of the decline of the Western Roman Empire. Guido M. Berndt is going to demonstrate that the individual ability for violence was a crucial factor concerning whether a warlord would be a “Gewinner” or a “Verlierer”. In her paper Laury Sarti will focus upon Gaul and archaeological evidence. Matthias Hardt will be discussing the phenomenon of warlords in the Early Medieval History of the Slaves.