Der Vernichtung entronnen. Das XIV. Armeekorps als zentrale Quelle für den Ersten Weltkrieg am Oberrhein

RAINER BRÜNING (Karlsruhe)

Abstract:

Nach der Zerstörung des preußischen Heeresarchivs im Zweiten Weltkrieg stehen der Forschung für die Geschichte des Ersten Weltkriegs heute hauptsächlich noch die Armeeunterlagen der drei mittel- bzw. süddeutschen Königreiche und des Großherzogtums Baden in Dresden, München, Stuttgart und Karlsruhe zur Verfügung. Eine Sonderrolle nimmt dabei die Überlieferung des XIV. Armeekorps im Generallandesarchiv Karlsruhe mit 1,2 km Umfang und 10.000 Fotos ein, die den Krieg und die Aktenkassation von 1946 überstanden hat. Ihr Quellenwert wird im Einzelnen vorgestellt: Diese Unterlagen betreffen nicht nur die Einsätze badischer Truppeneinheiten an der West- und Ostfront, in Frankreich und Russland, sondern vor allem das Gebiet des Oberrheins, das neben Ostpreußen der einzige Teil des Deutschen Reiches war, der direkt von Kampfhandlungen betroffen war. Nirgends waren Front, Etappe und Heimat so eng miteinander verzahnt wie hier. In Verbindung mit den Akten der zivilen Verwaltung des Großherzogtums Baden ergibt sich so eine besonders dichte Überlieferung für die Zeit des Ersten Weltkriegs. Die Militärunterlagen geben aber nicht nur über Baden Auskunft, sondern auch über das Reichsland Elsass-Lothringen, dessen eigene Militärüberlieferung des XV. Armeekorps ebenfalls vernichtet wurde. Neben den Kampfhandlungen im Sundgau und auf dem Vogesenkamm nehmen hier vor allem die Kontrolle der elsässischen Bevölkerung und die Bekämpfung profranzösischer Aktivitäten einen breiten Raum ein.
Diese einmalige Überlieferung dient als Quellengrundlage für die erste grenzüberschreitende deutsch-französische Gemeinschaftsausstellung „Menschen im Krieg 1914-1918 am Oberrhein / Vivre en temps de guerre des deux côtés du Rhin 1914-1918“. Sie wurde vom Landesarchiv Baden Württemberg, vertreten durch das Generallandesarchiv Karlsruhe und das Staatsarchiv Freiburg, zusammen mit den Archives Départementales du Haut-Rhin in Colmar, unterstützt vom Comité du Monument National du Hartmannswillerkopf, erarbeitet. Ausgehend von Karlsruhe und Colmar wird sie die nächsten vier Jahre durch Baden und das Elsass wandern sowie Besuche in Berlin und Paris abstatten.

English Version:

Escape from Annihilation: The XIV. Battalion as an Essential Source for the Upper Rhine Region during World War One

The Prussian Military Archives had been destroyed during World War Two. But the Military Archives of the three kingdoms Bavaria, Saxony, Wuerttemberg and the grand duchy Baden are available in Munich, Dresden, Stuttgart and Karlsruhe. The Generallandesarchiv Karlsruhe keeps 1.2 kilometers of files and 10.000 photographs of the XIV. Battalion. The paper shows the importance of these records, esp. for the Upper Rhine Region during World War One. This territory was the only one of the German Empire where combat operations took place between 1914 and 1918. The military front, the back area and the home front had been interlocked in an intense way. The military and civil archival sources for that region provide close information which will be used for a French-German exhibition on “People during World War One”. The state archives in Karlsruhe and Freiburg are preparing this exhibition together with the Archives Départementales du Haut-Rhin in Colmar and the Comité du Monument National du Hartmannswillerkopf. It will be shown during the next four years in Baden, Alsace, Berlin and Paris.