„Bewailing Lost Pounds“. Gewichtsverlust als Scheitern an der Moderne in den USA des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts

NINA MACKERT (Erfurt)

Abstract:

Die ersten Diätratgeber, die sich in den Vereinigten Staaten massenhaft verkauften, forderten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zunächst weiße Männer der Mittelklasse dazu auf, Diäten zu halten, um abzunehmen. Es ging darum, Selbstkontrolle und Körperdisziplin zu demonstrieren und als „Lohn“ die gesellschaftliche Anerkennung als erfolgreiches Subjekt zu ernten. Für die zur selben Zeit existierenden Fat Men’s Clubs dagegen, Vereinigungen von ebenfalls weißen Geschäftsmännern, bedeutete der Verlust von Pfunden keinen Gewinn – im Gegenteil: Abzunehmen galt als Kapitulation vor den zeitgenössischen „diet fads“. Im Vortrag geht es am Beispiel der Fat Men’s Clubs um überraschende und ambivalente Verständnisse von Diäten und Gewichtsverlust in den Vereinigten Staaten des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts.

English Version:

In the United States, the first diet manuals that were sold on a large scale emerged in the second half of the 19th century. They were directed at white, middle class males who could demonstrate self control and bodily discipline by dieting, thereby „earning“ the acknowledgement as successful subject. However, at the same time, Fat Men’s Clubs were formed in different parts of the US. Those were networks of white businessmen who did not promote losing pounds, on the contrary: For them, shedding weight meant to surrender to contemporary „diet fads“. The talk will take these clubs as an trailhead for the exploration of surprising and ambivalent understandings of diets and weight loss in late 19th and early 20th century US.